1. Mai 2007

Bombenalarm? Hossa, Hossa!

Heute Nachmittag zufällig bei Google News Schweiz entdeckt. Tja, darüber was unterhaltsam ist und was nicht, kann man streiten...

Die weiteren Themen in der Kategorie "Unterhaltung" waren zu diesem Zeitpunkt übrigens "Buchvertrag für Eisbär Knut", die Nominierungen für die MTV-Awards und eine Reportage über das Modelabel von Kate Moss.

Keine Macht für Niemand!

Heute ist nämlich wieder der 1. Mai. Zeit also für die ehemaligen Spontis mal wieder die brühwarmen Sprüche von damals aus der Schublade zu holen. Die Gewerkschaften mussten in den vergangenen Jahren jedoch selber feststellen, dass der 1. Mai an politischer Bedeutung verloren hat. Und das trotz verschärftem Arbeitskampf, Arbeitslosigkeit und sozialen Ängsten. Wer in diesen Tagen die Wirtschaftsschlagzeilen liest, wird das Gefühl auch nicht los, dass irgendwas mit dem "Aufschwung" nicht ganz so ist, wie man sich das vorgestellt hat.

"Ein Streik gegen den Aufschwung"
"IG Metall: Die Zeichen stehen auf Streik"
"Verdi will Telekom mit Streik bezwingen"


Dies nur ein paar Schlagzeilen aus den Zeitungen von gestern. Aufschwung sieht anders aus. Milliardengewinne bringen nichts, wenn sie daraus entstehen, dass zuvor tausende Arbeitsplätze wegrationalisiert wurden. Diese Gewinne bringen zudem erst recht nichts, wenn nur die Firmenbosse davon profitieren und das Geld nicht an ihre Mitarbeiter (Stichwort Mindestlohn) weitergeben.

Aber eben, ob der 1. Mai da etwas helfen kann? Wohl kaum. Viele Arbeitnehmer haben an diesem Tag ja eh frei und kümmern sich entsprechend lieber - wenn sie schon mal Zeit dafür haben - um ihre Familie und die Freizeit. Klassenkämpfe werden nur noch von den überzeugten Sozis, den Gewerkschaften oder - leider - von schwarz vermummten Chaoten zelebriert. Das Umdenken in den Köpfen der Machthaber muss sowieso in den restlichen 364 Tagen stattfinden. Denen macht auch so ein 1. Mai keinen grossen Eindruck mehr.

Der Titel dieses Posts hab ich übrigens von den "Scherben" geklaut. Eine der letzten, wirklich politisch engagierten Bands. "Ton, Steine, Scherben" das waren Rio Reiser, RPS Lanrue, Kai Sichtermann und Wolfgang Seidel. In den frühen 70er Jahren lehnten sie sich mit sozialkritischen deutschen Texten gegen das Establishment auf. Zu ihren grössten Hits gehören u.a. "Macht kaputt, was euch kaputt macht", "Wir streiken", "Keine Macht für Niemand", "Warum geht es mir so dreckig" oder der "Die letzte Schlacht gewinnen wir". Alles Lieder übrigens, welche bis heute gerne von Linksautonomen als Soundtrack für Demonstrationen gebraucht werden.

Für mich waren die Scherben seit frühester Zeit von grosser Bedeutung. Nur wenige Bands und Musiker haben mich seither - musikalisch, inhaltlich und entsprechend politisch - so geprägt wie die Truppe um Rio Reiser. Bis zum heutigen Tag haben zahlreiche Texte ihre Aktualität nicht verloren. Umso trauriger, wenn der olle Mediamarkt dann Rio's Song "König von Deutschland" braucht um seine neueste Werbekampagne musikalisch zu unterstützen. Revolution meets Kommerz!

In diesem Sinne werde ich am heutigen 1. Mai von der Strasse fern bleiben, mir lieber mal wieder ein paar alte "Scherben"-Platten reinziehen, in Bettian Röhls Buch "So macht Kommunismus Spass" lesen und mir was chinesisches zum Nachtessen kochen.

Herzschlagfinale

Dieses Wochenende gibts für alle Fussballfans Leckerbissen en masse. In der deutschen Bundesliga kommt es zum High-Noon um die Meisterschaft. Die besseren Karten am letzten Spieltag liegen eindeutig beim VfB Stuttgart. Zu Hause ein Sieg gegen Energie Cottbus, das sollte zu machen sein. Der "Meister der Herzen" (siehe Video unten) muss zu Hause Bielefeld besiegen und dann auf einen Ausrutschter vom VfB hoffen. Nur dann reicht es nach fast 50 Jahren mal wieder zur Meisterschaft. Sowohl in Stuttgart, als auch in Gelsenkirchen gibts Public Viewing-Plätze, es dürfte eine Stimmung herrschen wie im letzten WM Sommer. Viel Spass allen Beteiligten.

Meine Sympathien sind diesbezüglich übrigens nicht wirklich verteilt. Die Schalker sind ganz OK, die Menschen aus dem Ruhrpott haben so was Spezielles, das mir irgendwie gefällt. Eine Art Outlaws. Zudem hätten sie es nach so langer Zeit tatsächlich mal wieder verdient, einen Meistertitel zu holen. Erst recht, weil diese Region sonst nicht gerade von Luxus und Erfolg gesegnet ist. So gesehen gilt in diesem Fernduell zumindest jeder zweite meiner Herzschläge für die Königsblauen.

Aber eben, die Stuttgarter sind auch nicht ohne. An den letzten Meistertitel mit Guido Buchwald und Co. mag ich mich sogar noch erinnern. Das Schwabenland gilt, im Gegensatz zum Kohlenpott, als wohlhabend. Die Begeisterung rund um den VfB ist in den Jahren der Erfolglosigkeit eher etwas zurück gegangen. Trotzdem, auch ans Gottlieb-Daimler-Stadion habe tolle Erinnerungen. Zudem hat VfB-Trainer Veh im letzten Sommer eine spannende Mannschaft zusammengestellt. Mit vielen jungen Spielern und eher unbekannten Verstärkungen aus dem Ausland. So gesehen hätte es also auch der VfB verdient.

A propos verdienen, Energie Cottbus dürfte morgen bei einem Sieg in Mercedes-City, zünftig Kohle verdienen. Ich nehme mal an, dass Schalke einen hübschen Scheck bereit gelegt hat, für den Fall, dass Cottbus Schützenhilfe leistet. Während bei den beiden Meisterschaftsanwärter und deren Fans die Nerven blank liegen dürften, bietet der Bundesliga-Samstag allen neutralen Fussballfans natürlich Unterhaltung vom Feinsten. Jedes Tor kann die Meisterschaft entscheiden, in jeder Minute kann die Schale den Besitzer wechseln. Eben genau so, wie im Jahre 2001, als Schalke für rund 4 Minuten "Meister der Herzen" war.



Der Samstagnachmittag ist also bereits fix gebucht, die Arena-Konferenz führt Regie. Bier ist bereits kühl, dazu ein paar Snacks und gegen Ende der Partien - wenn die Sieger und Verlierer bekannt sind - haue ich die neutrale Meisterwurst auf den Grill und freu mich, dass der Bessere gewonnen hat. Ach es ist so schön, wenn man nicht direkt als Fan involviert ist, sondern für einmal nur den Fussball als solches geniessen kann. Aber um 17 Uhr 15 ist das Kapitel noch nicht vorbei, denn für einmal müssen wir Schweizer an diesem Wochenende nicht neidisch über den Rhein in Richtung Norden schauen.

Auch bei uns geht es am zweitletzten Spieltag noch um die Wurst. In der Tabelle führt der FC Zürich gerade mal mit einem Punkt Vosprung vor dem FC Basel. Wobei man so als Aussenstehender den Eindruck hat, dass der FCB derzeit den etwas besseren Lauf hat als die Zürcher. Die gleiche Spannung wie an der Tabellenspitze herrscht auch im Abstiegsbereich. Da liegt der FC Aarau mit 3 Punkten Rückstand auf dem letzten Platz, am Sonntag kommt es zur Direktbegegnung gegen das zweitletzte Schaffhausen. Und auch hier gilt der uralte Spruch, dass Hitchcock auch kein besseres Drehbuch hätte schreiben können. Ich freu mich!

30. April 2007

Danke!

Das wäre aber nicht nötig gewesen...

Gruss nach Hamburg

P.S.: Was fühle ich mich plötzlich alt heute.

Ein herrlicher Versprecher....

.... hat sich Ex-Eishockeyspieler Mario Rottaris am letzten Samstag während der Live-Übertragung der WM-Partie zwischen der Schweiz und Lettland geliefert. Grund dazu gab ihm das tolle Tor von Nati-Spieler Adrian Wichser (ja, der heisst wirklich so), welches Rottaris mit dem folgenden Satz kommentierte:

"Adi Wichser hat heute besonders gute Hände!"

Ich gebs zu, in diesem Moment hab ich mich beinahe vom Sofa geschmissen. Die anschliessenden Sekunden der Stille auf dem Sender deuten darauf hin, dass Rottaris (Foto) selber ebenfalls kurzerhand bewusst wurde, was er da genau gesagt hatte. Er liess den Satz aber so stehen. Gut so!

Immerhin hat es mal wieder etwas "gemenschelt" beim Schweizer Fernsehen. Und Rottaris steht mit seinem "Freudschen" ja in guter Gesellschaft, wie ein paar herrliche Beispiele von Reporter Kollegen aufzeigen. Da war zum Beispiel der legendäre Heinz Maegerlein, der während einer Skisport-Veranstaltung mit tausenden Zuschauern von sich gab:

"Sie standen an den Hängen und Pisten."

Wer den Satz liest, kapiert ihn. Wer ihn damals nur gehört hat, dürfte sich fast am Mittagessen verschluckt haben. Von Maegerlein ist auch dieser Klassiker:

"Und nun wickeln die Damen ihre 100m Brust ab".

Die Fussball WM ist noch nicht weit zurück, da kommt mir spontan der Spruch von SAT1-Mann Erich Laaser in den Sinn:

"Italiens Abwehr ist stabiler als jede Nachkriegsregierung."

Wir bleiben international und wenden uns an den ehemaligen Star-Trainer und jetzigen DSF-Experten Udo Latteck:

"Rechnen kann man mit Dänemark eigentlich nicht immer, aber man muss immer mit Ihnen rechnen."

Bis heute immer wieder ein Ereignis sind die Kommentare von Werner Hansch. Der Westfale kann sich in die Spiele reinsteigern wie kein anderer und so kommt es dann hie und da halt auch mal zu witzigen Sprüchen:

"Wer hinten so offen ist, kann nicht ganz dicht sein."

Gleich nochmal einer von Werner Hansch:

"Ja, Statistiken. Aber welche Statistik stimmt schon? Nach der Statistik ist jeder 4. Mensch ein Chinese, aber hier spielt gar kein Chinese mit."

Unvergessen auch die Reaktion von Gerd Rubenbauer während eines WM-Spiels. Der 4. Schiedsrichter zeigt in der 90ten Minute per Tafel an, dass noch eine Minute Nachspielzeit gibt:

"Jetzt wechselt Jamaika den Torhüter aus!"

Die jamaikanische Nummer 1 blieb aber - zu aller Überraschung - doch bis zum Spielende auf dem Platz. Viel Fachwissen in Sachen Fremdsprachen legt auch ARD-Kollege Heribert Fassbender an den Tag:

"Und jetzt skandieren die Fans wieder: Türkiye, Türkiye. Was so viel heißt wie Türkei, Türkei."

Danke, soweit hätte mein türkisch beim besten Willen nicht gereicht. Aber auch mathematisch hat Fassbender den Durchblick:

"Es steht im Augenblick 1:1, aber es hätte auch umgekehrt lauten können."

In eine ähnliche Richtung geht auch die Aussage von Marcel Reif, der ja seit Jahren in der Schweiz einen Wohnsitz hat:

"Je länger das Spiel dauert, desto weniger Zeit bleibt."

Zum Abschluss dieser kleinen Exkursion in die Welt der Sportreporter noch einmal einer von Gerd "Rubi" Rubenbauer, der von der Stimmung Stadion sichtlich fasziniert war:

"Diese Rudi-, Rudi-Rufe hat es vorher nur für Uwe Seeler gegeben."

Natürlich gibt es auch hunderte von sprachlichen Aussetzern, welche Sportler selber geliefert haben. Aber das ist dann gerne ein anderes Mal ein Thema. Gleiche Zeit, gleicher Ort, gleicher Blog.