25. April 2007

Das wars wohl, Ségolène!

Wie die französischen - und internationalen Medien - in diesen Minuten berichten, will der ausgeschiedene Präsidentschaftskandidat François Bayrou offenbar weder eine Wahlempfehlung für Nicolas Sarkozy noch für Ségolène Royal abgeben. Mit einer Wahlempfehlung würde Bayrous gesamte Strategie "ruiniert", sagte der liberale Ex-Finanzminister Jean Arthuis dem "Figaro". Bayrous 6,8 Millionen Wähler könnten in der Stichwahl zwischen Royal und Sarkozy am 6. Mai entscheidend werden. Vorallem die Sozialistin Royal hatte gehofft, dank einem Teil dieser Stimmen die Wahl noch für sich entscheiden zu können. Dieser Zug scheint nun abgefahren.

Ségo und Sarko einigten sich unterdessen auf ein TV-Duell am 2. Mai. Zum TV-Duell verhandelten Vertreter von Royal und Sarkozy über Details wie die Wünsche der Kandidaten zur Studiodekoration. TV-Duelle haben bei französischen Präsidentschaftswahlen seit 1974 Tradition. Vielleicht leistet sich ja Sarkozy dann noch einmal einen verbalen Ausrutscher und... naja, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.



Das wär doch nicht nötig gewesen...

Ja, man kennt es. In den Tagen und Wochen vorm Geburtstag gibts immer mal wieder ne Anfrage von Verwandten und Bekannten, in der es ums Thema Geschenk geht. Bei mir ist es in diesen Tagen grad soweit und meistens kommen sie dann in diesem oder einem ähnlichen Wortlaut an "Hast du einen speziellen Wunsch?". In den allermeisten Fällen habe ich keinen speziellen Wunsch. Irgendwie ist mir diese Frage eh meist sogar eher peinlich. Man muss mir ja nicht extra was schenken, nur weil ich älter werde. Also etwas weiter gedacht, irgendwie aus Mitleid was schenken dem alten Sack, der wieder ein Jahr mehr auf dem Buckel hat...

Da ich aber selber auch hie und da in den Genuss komme, jemandem was zu schenken, hab ich mich übers Wochenende mal umgeschaut, was gerade so im Trend wäre. Zielperson war männlich, zwischen 30 und 40 Jahre alt und hat irgendwie schon alles was ein Mann im Alter zwischen 30 und 40 Jahren halt so braucht. Und siehe da, ich habe wahnsinnig tolle und tierisch unbrauchbare Artikel gefunden im weltweiten Netz.

Da wären zum Beispiel die Haftpflaster (Foto rechts oben). Wer kennt es nicht, im Garten mal wieder mit der Säge ausgerutscht und anstatt im Holz im Finger gelandet. Da ist man dann aber froh, wenn man schnell ein Pflaster zur Hand hat. Und wenn es dann noch lustig dekoriert und beim Ablecken toll nach Speck schmeckt, umso besser. Die Pflaster sind übrigens auch in den Versionen Spiegelei, Sushi, Steak und Jesus zu haben.

Oder wie wäre es mit dem Traum jedes Schulbuben? Eine echte Autorennbahn (Foto links). Aber für einmal - für die etwas älteren Buben halt - ohne Autos sondern mit alten Frauen im Rollstuhl. Da kann man schon mal nen optimistischen Blick in die eigene Zukunft wagen. Passt ja dann auch wieder zum Thema Geburtstag.

Praktisch aber bestimmt auch der aufklappbare Handyspiegel für die Rückseite deines Handys. Wer wäre nicht schon oft froh gewesen, sich mitten im Tag kurz selber im Spiegel anzuschauen. Und in der heutigen Zeit, wo das Handy eh überall hin mitkommt, liegt diese grossartige Erfindung natürlich nahe.

Spass macht sicher auch der folgende Artikel: " Erwin, das Würgehuhn. Plüschfigur, läuft, gackert und schlägt mit den Flügeln. Packt man den Gockel aber am Hals schreit und zappelt er". Ist das nicht süüüüüüüüsss.... Der Spass dürfte eher einseitig sein, aber in Zeiten von Vogelgrippe würgt bestimmt jeder zwischendurch mal gerne so ein olles Federvieh.

Das Angebot an "sinnvollen" Geschenken im Internet ist beinahe unerschöpflich. Auf meiner Suche sind mir so ein USB-Raketenwerfer, inkl. Munition und Fernsteuerung, ein Backenbart in Form eines Cowboystiefels, die ultimative Geräuschbox "Mosquito Incocnito" oder der original neongrüne Badeanzug von Borat über den Weg gelaufen.

Fazit: ich hab bis jetzt noch nichts Passendes für den Mann zwischen 30 und 40 - der schon fast alles hat - gefunden. Die Möglichkeiten sind beinahe unbegrenzt. Zum Glück gab es ein Alternativprogramm, demnächst bin ich nämlich noch an einen 30sten Geburtstag eingeladen. Und da ist das Opfer dann weiblich. Das eröffnet einem als Schenker gleich wieder ganz andere Möglichkeiten. Wie wärs damit? Aber dazu dann ein anderes Mal mehr.

24. April 2007

Ca va pas du tout!


Nachdem ich in den Medien die folgende SDA-Meldung lesen musste....

Sarkozy erreichte in der Schweiz das noch bessere Resultat als in der Heimat - 38,9 Prozent der hier lebenden Franzosen stimmten für ihn, wie die französische Botschaft in Bern mitteilte.

... fühle ich mich verpflichtet, zumindest einen Minimalteil der rund 160'000 Französinnen und Franzosen in der Schweiz noch einmal anzusprechen. Ich weiss, ein Tropfen auf den heissen Stein. Aber man kann seine Meinung bis zum zweiten Wahlgang ja auch noch einmal überdenken und sich dann für das kleinere Übel entscheiden.

Natürlich akzeptiere ich die Demokratie und entsprechend die Meinung jedes einzelnen Wählers. Daran gibt es nichts zu rütteln. Es ist einfach nur überraschend, wie gross der Widerstand gegenüber Sarkozy im Land ist. Die Wahlbeteiligung in Frankreich war riesig, vorallem junge Menschen gingen zum Teil zum ersten Mal an die Urne. So gesehen ist für den zweiten Wahlgang noch alles offen, sofern zum Beispiel Herr Bayrou eine intelligente Wahlempfehlung raus gibt. Und Herr Le Pen einfach still ist.

Wahrheit oder Pflicht?

Seit letzter Woche geistert ein schräger 4-Teiler durch Youtube. Das Werk nennt sich "Wahrheit oder Pflicht", Hauptdarsteller sind Charlotte Roche, Roger Willemsen, Kim Fisher, Ferris MC und Mietze. Der Reihe nach bekannt als TV-Moderatorin, Literat, C-Promi, Rapper und Sängerin der Band "Mia". Gezeigt wird ein heiterer Spieleabend unter Freunden, begleitet von Alkohol und Drogenkonsum. Die ganze Session scheint irgendwie runde 6 Stunden gedauert zu haben. Im Netz ist sie zu finden in vier Teilen à je rund 9 Minuten.

Lange Rede kurzer Sinn, zum besser Verständnis hier der Trailer zu diesen geheimnisvollen Videos:



Die Frage, die sich mir stellt, nachdem ich die ganze halbe Stunde angeschaut habe ist, was soll das? Es scheint ja, dass das Ganze inszeniert wurde, also kein heimlicher Handyfilmer dahinter steckt oder so. Auch wird am Schluss der Filme auf eine deutsche Produktionsfirma hingewiesen. Und drittens war vor einiger Zeit zu lesen, dass sich Multitalent Charlotte Roche auf eine neue, eigene Sendung vorbereite.

Ich könnte mir vorstellen, dass es eine Art Pilot-Film ist. Also ein Test für das zukünftige potentielle Publikum, ob die Art der Sendung überhaupt funktioniert. Was allerdings gewagt wäre, denn die bisherigen Kommentare sind alles andere als positiv gestimmt. Oder es ist eine virtuelle Kampagne für ein neues Gesellschaftsspiel, welches dann im Sommer auf den Markt kommt... allerdings ist Flaschendrehen oder eben "Wahrheit oder Pflicht" ja eigentlich alles andere als neu.

Seis drum. Die rund 30 Minuten sind sowas von crazy und derbe, dass sie mir irgendwie Spass gemacht haben. Das Niveau ist zwar recht tief, was aber gerade wegen Mitspielern wie Roger Willemsen oder Charlotte Roche überrascht. Oder wann erlebt man es sonst, dass genau diese beiden zusammen aufs Klo verschwinden und sich - unter Ausschluss der Öffentlichkeit - beim Pinkeln zuschauen müssen. Im Gegenzug erzählt Kim Fisher von ihrer Intimbehaarung und Mietze verbrennt auf offener Strasse ihren Slip. Wenig zur Geltung kommt der Rapper Ferris MC, was wohl an seinem übermässigen Hasch-Konsum liegen dürfte. Die ganze "Sendung" ist so banal und einfach gestrickt, dass sie vermutlich aus dem Grund unterhaltsam ist.

Ob sich dieses Format fürs TV eignen würde sei dahingestellt. Vermutlich wäre es ziemlich schnell ausgelatscht und die C- und D-Prominenz erschöpft. Allerdings erfreuen sich all die verrückten Shows bei MTV ("Jackass", "Next" etc) grosser Beliebtheit und auch bei ARTE oder ORF "Donnerstag Nacht" gibt es nach Mitternacht oft Formate, welche zwar vielleicht nur eine Minderheit ansprechen, aber sich dafür vom restlichen Mainstream-Mist abheben.

Die ganzen vier Folgen von "Warheit oder Pflicht" gibt es hier: 1, 2, 3 und 4.

23. April 2007

Wie weiter mit dem Sturmgewehr?

Laut einer Umfrage der Schweizer Zeitung "Sonntagsblick" wollen zwei Drittel der Schweizerinnen und Schweizer in Zukunft kein Sturmgewehr mehr zu Hause. Die Befragten sind der Meinung, dass die Armee ihren Leistungsauftrag auch erfüllen könne, wenn die Waffen im Zeughaus gelagert werden. Als grösste Sorge im Zusammenhang mit den Sturmgewehren gaben - nicht zuletzt - die befragten Frauen an, dass mit der sicheren Verwahrung der Waffen Familiendramen verhindert werden könnten.

Die Schweizer und ihre Waffen. Gegen 420'000 Sturmgewehre und Pistolen der Schweizer Armee werden zur Zeit von Soldaten und Schützen zu Hause aufbewahrt. Das ist vollkommen legal und grundsätzlich gesehen auch ungefährlich. Aber natürlich sind nicht nur Armee- sondern auch noch andere Waffen im Umlauf. Nach letzten Schätzungen kursieren diesbezüglich Zahlen zwischen 1,2 und 3 Millionen Stück. Und meiner Meinung nach, fängt da das Übel an.

In der Schweiz kommt man - ausser offiziell beim Militär - ziemlich einfach an eine Waffe. Sofern der Leumund stimmt und auch sonst keine besonderen Verhaltensstörungen vorliegen, ist es nicht allzu kompliziert, an einen Waffenbesitzschein zu kommen. Noch einfacher ist der Bezug von Munition und Zubehör. Da reicht meist eine Unterschrift und das wars dann. Und für alle die, welche ihre Waffe nicht offiziell beziehen möchten, gibt es Zeitschriften oder Internetseiten, auf denen Waffen illegal den Besitzer wechseln. Immer öfter kommt es darum vor, dass man von Überfällen liest, bei denen massive Kaliber im Einsatz waren.

Bei der Polizei beobachte man, dass immer mehr Jugendliche immer schneller zur Waffe greifen. Sei es zum Selbstschutz, zur Ausübung von Gewalt gegen andere oder um die Waffe gegen sich selber zu richten. In Sachen Suizid belegt die Schweiz seit Jahren einen internationalen Spitzenplatz. Ob die hohe Selbstmordrate in unserem Land allerdings direkt mit den Armeewaffen zusammenhängt, belegt keine mir bekannte Studie. Beim Entscheid freiwillig aus dem Leben zu gehen, dürften wohl andere Faktoren eine Rolle spielen, als die Auswahl der Tatwaffe.

Gespannt darf man nach den deutlichen Zahlen der "Sonntagsblick"-Umfrage auf die Reaktion der Waffenlobby sein. In der Schweiz ist das - im Gegensatz zu den USA - weniger die Waffenindustrie, als vielmehr die Sportschützen. Beinahe jedes Dorf hat seinen eigenen Schiessverein, zahlreiche Festivitäten beinhalten ein Wettschiessen und auch sonst wird auf den Schweizer Schiessplätzen eigentlich täglich irgendwo trainiert. In diesen Kreisen sieht man einer möglichen Verschärfung des Waffengesetzes eher kritisch entgegen. Für Diskussionsstoff dürfte in den nächsten Wochen also gesorgt sein.

Meiner Meinung nach liegt das Gefahrenpotential weniger in den Waffen der Sportschützen und Wehrpflichtigen, als vielmehr bei den illegalen Knarren. Da lagern in vielen Schränken und Kellern Kalaschnikows und Pump-Action-Gewehre die von Menschen benutzt werden, denen ich persönlich nie im Leben eine Waffe verkaufen würde. Viele Jugendliche halten sich ne Pistole als Spielzeug, weil es cool ist. Viele Frustrierte stärken mit einer Waffe ihr Selbstbewusstsein. Diese Waffenbesitzer schätze ich als wesentlich gefährlicher ein als den durchschnittlichen Soldaten.

Ganz persönlich bin ich kein Waffennarr. Aber ich habe natürlich auch eine Armeewaffe zu Hause, die ist jedoch sicher verstaut und kommt nur einmal im Jahr zum Einsatz, wenn ich mir mit ein paar Kollegen einen kleinen Wettkampf auf dem offiziellen Schiessplatz unserer Gemeinde liefere. Ein Überbleibsel aus der Jugendzeit quasi. Mir fällt es schwer, mir vorzustellen, dass Amokläufe und Familiendramen künftig weniger werden, wenn die Dienstwaffe nicht mehr im Haus ist. Wenn doch jemand so verzweifelt ist, dass er zur Waffe greift, dann geht seine Verzweiflung doch vermutlich so weit, dass ihm die Art der Waffe egal wird. Wenn dann kein Sturmgewehr zu Hause steht, dann muss halt ein Messer oder sonst etwas herhalten.

Wer bis hierher mitgelesen hat, der merkt, ich bin mir selber nicht so ganz sicher, wie ich bei einer Abstimmung zum Thema Armeewaffe entscheiden würde. Ich muss dieses Teil jetzt nicht unbedingt im Haus haben, aber es stört mich auch nicht. Ich habe schlicht keine Beziehung zu diesem Gewehr. Würde es nicht mehr da stehen, würde ich es nicht vermissen. Denn für meinen alljährlichen Hobby-Schiesstag kann man sich ja auch beim örtlichen Verein eine Waffe ausleihen. Vermutlich ist ein alter, eidgenössischer Zopf, an den man(n) sich einfach gewöhnt hat. Froh bin ich, dass die Diskussion über das Thema - wenn auch aus einem tragischen Grund heraus - lanciert wurde. Unglücklich finde ich jedoch, dass der "Sonntagsblick" die Umfrage in der Woche nach den Amokläufen in Baden (Schweiz) und in Virginia (USA) durchgeführt hat.