2. März 2007

Non à Sarkozy!

Wahljahr in Frankreich. Der rechts gerichtete Nicolas Zarkozy erfreut sich in den letzten Wochen einer erhöhten Beliebtheit. Er hat es geschafft, zahlreiche Künstler hinter sich zu vereinen. Als "Heimweh-Franzose" sage ich NEIN zu Zarkozy. Schliesslich war er es, der mit seinen bescheuerten Aussagen für die Unruhen in den Pariser Banlieus gesorgt hat. Er ist vehement gegen die aktuelle Einwanderungs-Politik, dabei ist sein Vater aus Ungarn geflüchtet...

Dieses Video bringt genau diese Problematik genial auf den Punkt:

La Hora sin demora

Peru hat chronischer Unpünktlichkeit den Kampf angesagt: Bei Sirenengeheul und Glockengeläut stellten Einwohner in der Hauptstadt Lima gestern um Punkt zwölf Uhr ihre Armbanduhren, um künftig Termine korrekt einzuhalten. Während Zuspätkommen in südamerikanischen Ländern oft als liebenswerte Gewohnheit gilt, spricht der peruanische Präsident Alan Garcia von einer „schrecklichen, fürchterlichen und schädlichen“ Marotte. Pünktlichkeit habe mit Respekt gegenüber anderen zu tun, und Zeit zu vertrödeln schade dem Land, betont der Staatschef.

Sein Vorgänger Alejandro Toledo sah das noch anders: Zu Veranstaltungen kam er mitunter bis zu zwei Stunden zu spät und trudelte sogar zu Garcias Amtseinführung im vergangenen Juli mit 45 Minuten Verspätung ein, unbeeindruckt von den zahlreichen geladenen ausländischen Politikern.

P.S.: Einziger Schönheitsfehler war, dass Präsident Alan Garcia mit 15 Sekunden Verspätung zur offiziellen Zeremonie kam....

1. März 2007

Adrian Weyermann - "Pool"

Die CD "Pool" von Adrian Weyermann lag bis heute morgen auf meinem Schreibtisch. Und das schon ziemlich lange. Ich habe sie mir immer mal wieder angehört und mir gesagt, "so, jetzt schreibst du dann mal ne CD-Kritik über das Album". Irgendwie hat mich aber über all die Wochen die Muse nicht geküsst. Ich gebe es offen zu, ich hatte Vorurteile was die Musik von Adrian Weyermann anging. Mir kam immer der kleine Adi in den Sinn, der mit 15 Jahren der Frontbube der Zürcher Punkband "Crank" war. In den letzten Tagen musste ich allerdings feststellen, dass mein iPod immer mal wieder die gleichen Songs abgespielt hat. Allesamt von Adrian Weyermann. Ein gutes Zeichen!

Die Zeit ist also reif die Vorurteile abzubauen. Ok, Weyermann mag ein Liebkind gewisser Schweizer Medien zu sein, aber solche gibts viele. Die Anzahl der Schweizer Prominenz ist auch nicht wirklich gross. Aber nun zur PlatteGefreut hat mich die Tatsache, dass der Künstler sein aktuelles Album "Pool" live eingespielt hat. Also nicht heute die Gitarre, morgen das Schlagzeug, am Weekend dann die Orgel und am Montag wird alles zusammen gemischt. Nein, man hört bereits vom ersten Ton weg, da macht einer Musik. Und dieser positive Eindruck zieht sich dann durch die ganzen 12 Songs.

Es tauchen Pianos, Hammond-Orgeln, Keyboards und Cellos auf. Dabei vergisst Weyermann aber nicht seine Wurzeln und die liegen beim Punk. Immer mal wieder schrammt eine harte und manchmal leicht verstimmte Gitarre in den Vordergrund. Das wirkt aber nie aufgesetzt. Ebenso wenig wie Weyermanns Stimme, die in gewissen Songs "rotzig" daher kommt, was aber durchaus zur Art der Musik passt. Alles in allem ein sehr melodiöses Album. Mit vielen, kleinen Überraschungen.

Im Song "Mirror Ball" gibts ein ausgedehntes Gitarrensolo, wie man es aus den frühen 70 Jahren kennt. Der Titelsong "Pool" erinnert irgendwie an den Beat der sechziger Jahre. Es gibt rotzfrechen - angepassten - Punk der Eighties. Die Platte erinnert irgendwie an eine Zeitreise in das Schaffen des Mannes mit Jahrgang 1974. Eine Reise die aber zu keinem Zeitpunkt langweilig wird. Im Gegenteil, man ist nach jedem Song gespannt, was als nächstes kommt.

Adrian Weyermann hat sich auf die Produktion dieses Albums speziell vorbereitet. So hat er fast anderhalb Jahre lang im Zürcher El Lokal Montag für Montag auf der Bühne gestanden und live gespielt. Immer wieder in anderer Besetzung, mit Musikern verschiedenster Couleur. Das El Lokal sei zu seinem zweiten Wohnzimmer geworden, sagte er darum unlängst in einem Interview. Und diese Praxis zahlt sich nun aus. Weyermann ist definitiv reifer geworden und hat endlich seinen Stil gefunden.

In diesem Sinne, ein tolles Album. Völlig unschweizerisch, was bei all dem Schrott der in letzter Zeit in unserem Land so angeschwemmt wurde, richtig Spass macht. Daumen nach oben und Ausschau halten nach Konzert-Terminen in eurer Region.

Ach ja, mein Favoriten: "Street", "I'm a Fool to want you" & "One Song", Ausschnitte aus dem Album gibts auf Adrian Weyermanns Homepage (Link oben im Blog-Titel)

28. Februar 2007

RAF Terrorist vs. Kinderschänder

Ich gebe es zu, im Allgemeinen bin ich ziemlich abgehärtet, was Nachrichtenmeldungen angeht. Sei es ein erneuter Bombenanschlag in Bagdad oder sonst eine Katastrophe, meine Jahre in der Medienbranche haben mich doch ziemlich abgestumpft. Trotzdem kommt es aber auch immer mal wieder vor - ich deute es als ein beruhigendes Zeichen von Menschlichkeit - dass mich News richtig berühren. So geschehen die letzten Tage im Fall "Mitja".

Klar auch hier könnte man sagen, Kindesentführungen und die anschliessende Ermordung des Opfers gibt es immer wieder. Leider. Trotzdem, das Foto welches den kleinen Jungen in der Strassenbahn neben seinem späteren Peiniger zeigt, ist mir tierisch eingefahren.


Auf diesem und anderen Bildern ist zu sehen, dass der Junge lächelt, aus dem Fenster schaut und mit dem mutmasslichen Täter spricht. Er scheint - in kindlichem Vertrauen - nichts Böses zu ahnen. Vertraut dem Mann scheinbar voll und ganz. Warum sollte er auch nicht? Vielleicht hatte der kleine Junge bis zu diesem Zeitpunkt ja noch keinerlei schlechte Erfahrungen mit Erwachsenen gemacht. Wuchs vermutlich in einem anständigen Umfeld auf und war entsprechend aufgeschlossen. Und genau das wurde dem 9jährigen jetzt zum Verhängnis. Die Polizei fand seine Leiche in seiner Gartenlaube. Die Laube gehört dem Mann, der auf dem Strasssenbahn-Foto zu sehen ist.

Der 43-Jährige U.K. war zwischen 1981 und 1998 bereits fünf Mal wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen verurteilt worden. In fast regelmäßigen Abständen (1981, 1985, 1989, 1998) sass er Haftstrafen ab. 1983 wurde eine sechsmonatige Haftstrafe zur Bewährung ausgesetzt. Der Mann war auch schon in psychiatrischer Behandlung. Nach seiner letzten Haftentlassung 2000 bekam er für fünf Jahre einen Bewährungshelfer zur Seite gestellt. Auch dieser nette Bewährungshelfer konnte Mitja nicht retten. Der Junge ist tot!

Die Diskussionen um Verwahrung von Sexualtriebtätern wird in den nächsten Tagen in Deutschland - genau so wie in der Schweiz - anziehen. Täter für immer weg sperren? Täter therapieren? Hafturlaub ja oder nein? Viele Fragen werden auftauchen. Ob es auch Antworten auf die Fragen geben wird, bleibt fraglich.

Fragen tauchen in diesen Tagen auch auf im Zusammenhang mit der Begnadigung einiger RAF-Terroristen. Ihre Taten liegen bis zu 30 Jahren zurück. Seit Mitte der 70er sitzen die meisten von ihnen in Haft. Ihre Vergehen? Meistens Mord und Kidnapping. Die Opfer Wirtschaftsführern oder Politker. Dafür gab es dann lebenslänglich. Nach 30 Jahren sorgen mögliche Begnadigungen für Aufruhr, vorallem im Lager der CDU/CSU oder der FDP. Die Täter hätten auch nach dieser Zeit ihre Busse noch nicht getan, einer von ihnen - Christian Klar - sei weiterhin ein gefährlicher Mann. Schliesslich hat es der Mann gewagt, in einer Grussbotschaft aus seiner Zelle seine Meinung kundzutun, mit den Worten. Es sei die Zeit gekommen...

"..die Niederlage der Pläne des Kapitals zu vollenden und die Tür für eine andere Zukunft aufzumachen".

Mein abschliessender Kommentar dazu mag zynisch sein, aber ich bringe den Gedanken zu Ende. Vielleicht hätte der Ex-RAF-Terrorist besser einen 9jährigen Jungen sexuell missbraucht und anschliessend ermordet, anstatt seine persönliche Meinung zum Staat zu äussern.

27. Februar 2007

"Musicstar" ein grosser Beschiss?

Die Schweizer Casting-Sendung "Musicstar" geht am kommenden Sonntag in die letzte Runde. Nachdem am letzten Wochenende Favoritin Börni raus geflogen ist, stehen mit Brian, Fabienne und Sandra noch 3 junge "Talente" im Finale. Bloss, für mich stinkt diese Finalsendung, schon bevor sie angefangen hat. Der Grund heisst: Sandra Wild.

Ich hatte das Vergnügen Kandidatin Sandra vor einigen Jahren (muss um 2000 rum gewesen sein) zu treffen. Damals war sie als Solo-Sängerin unter dem Pseudonym "Sun'dra" unterwegs. Mässig erfolgreich. Daran gibt es auch gar nichts zu mäkeln. Auch Fabienne war mit ihren "Girls2Girls" in Luzern eine regionale Grösse. Börni spielt in ihrer Punkband "Evergreen" und Brian tingelte als Schlager- und Stimmungssänger durch diverse Lokale. Bloss, all das wurde dem Schweizer Fernsehzuschauer auch so kommuniziert. Fast in jeder Sendung wurde darauf hingewiesen, dass Fabienne und Börni bereits reichlich Bühnenerfahrung hätten. Einzig Sandra wurde immer als die "Unschuld vom Lande" dargestellt. Die in einem Interview noch sehnsüchtig davon geschwärmt hat, "nach der Musicstar Erfahrung auch mal mit einer Band spielen zu wollen". Dumm nur, dass sie mit "inFUNKtion" und "a cup of blue bells" ja schon in 2 Bands gespielt hat. Sogar auf Tour war. Darüber wurde in der Sendung aber kein Wort verloren.

Wer sich im Netz etwas schlau macht der merkt, die Sandra Wild ist nicht nur die scheue Zivilstandesbeamte der Gemeinde Arbon. In ihrem Lebenslauf steht zum Beispiel ein dritter Platz bei den "Miss Teenie Wahlen", ein Fotoshooting mit der Schmuckfirma "Rhomberg", ein Fotoshooting mit Thomas Buchwalder (der rein zufällig auch die Frau von Jury-Mitglied Kilchsbeger fotografiert hat!), Auftritte bei Tele24 und so weiter. Es tauchen Videos von Auftritten mit Band auf. Und nicht zuletzt belegen Fotos, dass Sandra Wild in Asien bereits Singles und ein Album released hat. Die standen beim Medien-Multi HMV im Regal, direkt neben Avril Lavigne.

Auch beim Schweizer Fernsehen dürfte Sandra keine Unbekannte sein. Wenn ich mich recht erinnere, hatte sie bei der MUBA einen Auftritt, welcher von SF auch ausgestrahlt wurde. Und auch mit den erotischen Auftritten, wie sie von der "Musicstar"-Jury immer wieder gefordert wurden, hat Frau Wild kein wirkliches Problem, wie zahlreiche Fotos auf ihrer alten, ausgedienten Homepage aufzeigen. Da gibts durchaus Bilder, die zu gefallen wissen. Ok, ich Sauber-Frau Image wird durch diese Fotos nicht angekratzt, trotzdem, so ganz passt es nicht ins Bild, welches uns das Schweizer Fernsehen seit Wochen vermitteln will.

Ich habe grundsätzlich absolut nichts gegen die bisherigen Karriere-Bemühungen von Sandra Wild. Im Gegenteil, ich weiss, wie hart das Schweizer Musikbusiness ist. Da braucht es viel Aufwendungen und Glück um Erfolg zu haben. Trotzdem frage ich mich, warum wurden alle anderen Kandidaten öffentlich durchleuchtet und bis ins Detail vorgestellt und von Sandra hat man die Vorgeschichte einfach so verschwiegen. Weder das Schweizer Fernsehen noch die Boulevardzeitung "Blick" haben je ein Wort über ihre bisherige Karriere verloren. Dabei wären doch Chartsplatzierungen in Japan, Interviews in Holland und Luxemburg durchaus spannende Themen gewesen. Im Gegenteil, das Image der ach so scheuen, etwas prüden Verwaltungsangestellten aus der Ostschweiz wurde Woche für Woche neu zementiert.

Vielleicht war es ja gar kein Zufall, dass Sandra Wild erst über eine Hoffnungsrunde in die Finalsendungen kam. Überraschend war nämlich damals schon, dass ihre Stimme im Vergleich zur Konkurrenz viel stärker war. Vielleicht war es ja auch kein Zufall, dass sie die Musicstars in der SF-Sendung "Zischtigsclub" vertreten und da 2 Stunden Sendepräsenz markieren durfte. Und vielleicht war es auch kein Zufall, dass das Publikum, welches per Telefon abstimmt, wer gewinnt nicht darüber informiert wurde, dass Sandra Wild bereits eine ansehnliche Karriere hinter sich hat. Die "Unschuld vom Land" verkauft sich halt vermutlich einfach besser, als eine junge Frau deren Karrierebemühungen bis jetzt eher durchschnittlich verlaufen sind.

Am nächsten Sonntag werden wir es erfahren. Rein gesanglich gesehen hätte nur Börni der Sandra das Wasser reichen können, aber die ist ja am Sonntag - völlig überraschend - ausgeschieden. Trampel Brian und die Frohnatur Fabienne können nur beten, dass das Schweizer Fernsehen die internen Pläne kurzfristig noch ändert.