Die CD "Pool" von Adrian Weyermann lag bis heute morgen auf meinem Schreibtisch. Und das schon ziemlich lange. Ich habe sie mir immer mal wieder angehört und mir gesagt, "so, jetzt schreibst du dann mal ne CD-Kritik über das Album". Irgendwie hat mich aber über all die Wochen die Muse nicht geküsst. Ich gebe es offen zu, ich hatte Vorurteile was die Musik von Adrian Weyermann anging. Mir kam immer der kleine Adi in den Sinn, der mit 15 Jahren der Frontbube der Zürcher Punkband "Crank" war. In den letzten Tagen musste ich allerdings feststellen, dass mein iPod immer mal wieder die gleichen Songs abgespielt hat. Allesamt von Adrian Weyermann. Ein gutes Zeichen!
Die Zeit ist also reif die Vorurteile abzubauen. Ok, Weyermann mag ein Liebkind gewisser Schweizer Medien zu sein, aber solche gibts viele. Die Anzahl der Schweizer Prominenz ist auch nicht wirklich gross. Aber nun zur PlatteGefreut hat mich die Tatsache, dass der Künstler sein aktuelles Album "Pool" live eingespielt hat. Also nicht heute die Gitarre, morgen das Schlagzeug, am Weekend dann die Orgel und am Montag wird alles zusammen gemischt. Nein, man hört bereits vom ersten Ton weg, da macht einer Musik. Und dieser positive Eindruck zieht sich dann durch die ganzen 12 Songs.
Es tauchen Pianos, Hammond-Orgeln, Keyboards und Cellos auf. Dabei vergisst Weyermann aber nicht seine Wurzeln und die liegen beim Punk. Immer mal wieder schrammt eine harte und manchmal leicht verstimmte Gitarre in den Vordergrund. Das wirkt aber nie aufgesetzt. Ebenso wenig wie Weyermanns Stimme, die in gewissen Songs "rotzig" daher kommt, was aber durchaus zur Art der Musik passt. Alles in allem ein sehr melodiöses Album. Mit vielen, kleinen Überraschungen.
Im Song "Mirror Ball" gibts ein ausgedehntes Gitarrensolo, wie man es aus den frühen 70 Jahren kennt. Der Titelsong "Pool" erinnert irgendwie an den Beat der sechziger Jahre. Es gibt rotzfrechen - angepassten - Punk der Eighties. Die Platte erinnert irgendwie an eine Zeitreise in das Schaffen des Mannes mit Jahrgang 1974. Eine Reise die aber zu keinem Zeitpunkt langweilig wird. Im Gegenteil, man ist nach jedem Song gespannt, was als nächstes kommt.
Adrian Weyermann hat sich auf die Produktion dieses Albums speziell vorbereitet. So hat er fast anderhalb Jahre lang im Zürcher El Lokal Montag für Montag auf der Bühne gestanden und live gespielt. Immer wieder in anderer Besetzung, mit Musikern verschiedenster Couleur. Das El Lokal sei zu seinem zweiten Wohnzimmer geworden, sagte er darum unlängst in einem Interview. Und diese Praxis zahlt sich nun aus. Weyermann ist definitiv reifer geworden und hat endlich seinen Stil gefunden.
In diesem Sinne, ein tolles Album. Völlig unschweizerisch, was bei all dem Schrott der in letzter Zeit in unserem Land so angeschwemmt wurde, richtig Spass macht. Daumen nach oben und Ausschau halten nach Konzert-Terminen in eurer Region.
Ach ja, mein Favoriten: "Street", "I'm a Fool to want you" & "One Song", Ausschnitte aus dem Album gibts auf Adrian Weyermanns Homepage (Link oben im Blog-Titel)