1. September 2006

Israel nicht kritikfähig?

Ich werde mich hüten, die nachfolgenden Agenturmeldungen zu kommentieren. In den vergangenen zwei, drei Tagen hat sich zwischen der deutschen Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul und dem Staat Israel schier unglaubliches abgespielt. Aber, eben, lesen Sie selber:

Montag, 28/08: Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul hat die UN aufgefordert, den angeblichen Einsatz von Streubomben durch die israelische Armee im Libanon zu untersuchen. Das sei ein Fall, wo es "eine UN-Untersuchung geben muss", sagte sie bei der Rückkehr von einer Reise nach Beirut.

Immer noch Montag, 28/08: Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul Parteinahme für den Libanon vorgeworfen. Dazu sagte der Vize-Präsident des Zentralrats, Salomon Korn: «Die Forderung nach dieser UN-Untersuchung zeigt einmal mehr, dass die Ministerin in Bezug auf Israel reflexhaft reagiert.»

Dienstag 29/08: Heftige Kritik an Entwicklungsministerin Wieczorek-Zeul: Nach Meinung von Charlotte Knobloch, Vorsitzende des Zentralrats der Juden, fördere Wieczorek-Zeul eine "Anti-Stimmung gegen Juden in Deutschland."

Mittwoch 30/08: Die Bundesregierung hat Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul gegen Vorwürfe des Zentralrats der Juden in Schutz genommen, sie trage zu einer antijüdischen Stimmung in Deutschland bei.

Donnerstag 31/08: Auch nach einem Gespräch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit der Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, geht der Antisemitismusstreit um Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) weiter. Zentralratsvizepräsident Salomon Korn betonte erneut: "Frau Wieczorek-Zeul erweckt durch ihre Äußerungen den Eindruck, als sei Israel der Aggressor und der Libanon ist das Opfer. Aber es ist keineswegs so." Die Vorgehensweise der Ministerin zeuge von einer gewissen "Einäugigkeit", ihre Äußerungen seien ein "Affront gegen Israel".

Freitag 01/09: Bundesentwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul hat eine Stellungnahme zu der ihr vorgeworfenen antisemitischen Haltung vermieden und ihre Kritik an dem Einsatz von Streubomben bekräftigt.Die Ministerin erklärte, durch Streubomben würden Kinder und Zivilisten gefährdet. Sie setze sich für ein Verbot solcher Bomben ein. Auf den Vorwurf des Antisemitismus ging sie nicht ein.

Ausser einem Kopfschütteln kommt mir nichts mehr in den Sinn oder doch, wie war das nochmal, der Klügere gibt nach? Wobei ich mich mit dieser Frage hoffentlich nicht auch bereits dem Antisemitismus schuldig mache...

31. August 2006

Tschüss Bläck änd Blöd!

Nach nur einer Sendung nach der Sommerpause ist Schluss für die Late-Night-Show «Black'n'Blond» auf SF2. Nach eingehender Analyse der Sendung vom letzten Montag kam das Schweizer Fernsehen zum Schluss, «Black'n'Blond» per sofort einzustellen!

Bereits wenige Wochen nach dem Start im Oktober 05 war die eigenproduzierte Late-Night-Show in die Kritik geraten. Der DRS-Publikumsrat (alte Männer beurteilen TV-Sendungen) bemängelte fehlenden Witz und Drive, Sprüche & Gäggs seien dümmlich, von bedenklichem Niveau und manchmal menschenverachtend, hiess es damals. Und für einmal hatte der Weisenrat nicht einmal ganz unrecht. War das Hosenrunterlassen in der Premiere-Sendung vielleicht noch überraschend, lustig war es ganz bestimmt nicht!

Das Schweizer Fernsehen (SF), bei dem die Absetzung des Formats dem Vernehmen nach seit einiger Zeit beschlossene Sache war, hat nun also die Notbremse gezogen und die Late-Night-Show mit sofortiger Wirkung aus dem Programm genommen. Zur Begründung wird mangelnde Qualität angeführt.

Roman Kilchsperger hatte am vergangenen Montag zum Auftakt der neuen Staffel, die nicht einmal mehr provozierte, sondern bloss noch langweilte, erklärt, er habe vor der Sommerpause darauf gewettet, dass es «Black'n'Blond» zum Saisonstart nicht mehr gebe. Aber man sei da. Mit anderen Worten: Die Macher um Kilchsberger und Von Rohr scherten sich einen Dreck um die Anliegen aus der Leutschenbacher Chefetage. Man darf sich aber durchaus auch die Frage stellen, ob die beiden Herren vielleicht gar nicht in der Lage waren, ihre Sendung zu verbessern.
Falls ja, wäre das irgendwie dann aber auch überraschend. Roman Kilchsberger überzeugt seit Jahren mit seinem Humor in diversen Radio Morningshows und auch die TV Sendung "Musicstar" wäre ohne seine Sprüche wohl nie das geworden, was sie war. Gleiches gilt für Chris Von Rohr, auch er eines der ganz wenigen Highlights bei "Musicstar". Und auch als Radiomensch - ich durfte selber mit ihm zusammenarbeiten -, zwar ein Chaot, aber durchaus ein Profi. Mit viel Witz, nebenbei. Darum werde ich den Eindruck nicht los, dass die Absetzung klar so beabsichtigt war. Kilchsberger hat mit seinem Vater-sein, der Sendung "Deal or no Deal", Sportübertragungen und Radiojobs genug um die Ohren. Und DöRöhr hat beim neuen Schweizer TV Sender 3+ (der übrigens heute Abend um 20 Uhr onair geht - mit Viola Tami, der Mutter von Kilchsbergers Kind....) einen Job als Kritiker in einer Castingshow. Und allzu viel arbeiten will der Altrocker aus Solothurn ja dann doch nicht...

30. August 2006

Tier tot, Mensch zufrieden

In letzter Zeit häufen sich die Meldungen darüber, dass tierische Probleme kurzerhand mit einer Hinrichtung gelöst werden. Vor einigen Wochen war man sich in Bayern einig, der Bär muss weg und Peng war Bruno tot. Im Wallis treibt sich derzeit ein Wolf herum, die Walliser Bauern haben genug und geben das Tier zum Abschuss frei. Ähnliche Sitten greiffen seit Anfang Jahr auch im Kanton Genf, wie heute zu lesen ist:

Im Kanton Genf sind seit Jahresbeginn bereits 17 Kampfhunde abgetan worden, weil sie eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit darstellten. Dies teilte die Staatskanzlei Genf mit, nachdem am vergangenen Samstag ein American Staffordshire im Quartier Grand-Saconnex einen kleinen Hund zerfleischt hatte.

So einfach werden also Probleme gelöst in der heutigen Zeit. Vergleiche mit anderen, ganz ähnlichen Problemlösungen aus der Weltgeschichte verkneife ich mir jetzt. Trotzdem, wenn es darum geht, Menschen hinzurichten, weil sie etwas Verbotenes getan haben, geht - zu Recht - immer eine grosse Protestwelle durch die Gesellschaft. Aktuelles Beispiel, der Fall Natascha. Da hat so ziemlich gar niemand Mitleid mit dem mutmasslichen Täter, welcher sich vor den Zug geworfen hat. Genau so wenig gibt es Mitleid für bissige Hunde bzw. allgemein Tiere.

Komisch eigentlich: während sich bei den Menschen Psychologen bemühen, Rechtsgutachten und Analysen über die Täter zu erstellen, reicht es beim Tier den Tatsachen ins Auge zu schauen und - als Beispiel - den Hund einzuschläfen. Hund hat gebissen, Hund muss weg. Ob der Hund zum Beispiel aus Angst oder aus dem Spiel gehandelt hat spielt keine Rolle.

Dabei kommt kein einziger Hund agressiv zur Welt! Im Gegenteil, wer sich mit Hunde nur einigermassen auskennt weiss, sogar die schärfsten Pitbulls werden als harmlose & hilflose Welpen geboren. Es gibt tausende von Beispielen, welche aufzeigen, dass solche Hunde dann auch entsprechend aufgezogen werden können. Nämlich zu angenehmen, wachsamen Familienhunden. Trotzdem, dreht der Hund durch, wird er mit dem Tod bestraft. Dem Halter drohen vielleicht 500 Fränkli Busse; zwei Wochen später hat er dann einen neuen Hund gekauft.
Aber eben, es ist immer einfach, das schwächste Glied in der Kette zu bestrafen. Man erspart sich viele Diskussionen und noch viel mehr Papierkrieg. Die Behörden müssten ja einen Wesenstest für Hundehalter ins Leben rufen, was wohl zu teuer wäre. Die Polizei müsste Leinenzwang oder Maulkorbpflicht rigoros überprüfen, was zu aufwändig ist. Also, lieber gleich erschiessen das Vieh.

Da zahlt der Hundehalter - im Gegensatz zum Katzenhalter, welcher seine Tiere locker das ganze Jahr über draussen lassen kann - Jahr für Jahr brav für die Hundemarke, zusätzlichen finanziellen Aufwand gibt es für den obligatorischen Chip, sowie das impfen. Hundeerziehung in einer geeigneten Schule ist ebenfalls nicht gratis. Aber eben, Zahlen wie 13'000 Hundebisse pro Jahr, machen sich natürlich auf einer Blick-Frontseite wunderbar. Nimmt man diese Zahl jedoch nur etwas auseinander, stellt man fest: nur gerade ein Viertel der Gebissenen mussten sich ernsthaft in ärztliche Behandlung begeben (meist Hausarzt), über 50 % der Verletzten wurden von ihrem eigenen oder einem bestens bekannten Hund gebissen (meist beim Spielen) und die Hunde, die am meisten gebissen haben waren Rottweiler und Schäferhunde.

Dass der Blick vor Monaten per Petition ein Verbot von Pitbulls und Co. gefordert hat, wirkt dann doch etwas lächerlich. Aber immerhin hat es die Auflage gesteigert. Wenn die Unterschriftensammlung auch komplett am Thema vorbei gegangen ist. Wenn schon müssten man nämlich nicht die Hunde, sondern die Hundehalter ersch.... nein, sorry, verbieten!

PS: Ja, ich habe einen Hund und ich liebe ihn von ganzem Herzen!

29. August 2006

Schule, nein danke!

Popstars und ihre Probleme, Kapitel 23: Da lässt das deutsche Sternchen LaFee heute wissen "Ich gehe nie mehr zu Schule" und die Jungs von Tokio Hotel erklären im Interview, dass sie seit einiger Zeit übers Internet pauken. Tja, früher hatten Rockstars noch andere Probleme wie Drogenentzug, Geschlechtskrankheiten und Dauersuff... Heute, die Schule!

Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem angesehenen Musikmanager, welches ich Anfang 2000 geführt habe. Er hat mir damals erklärt, dass die Stars der Musikszene immer jünger werden. Dass Girlies wie Britney Spears und Christina Aguilera nur der Anfang einer grossen Welle wären. Ich habe damals nur den Kopf geschüttelt und gefragt, wer interessiert sich schon für minderjährige Jungs und Mädels auf einer Konzertbühne. Dass jedoch gerade die jungen Fans selber sich nun so für Idole gleichen Alters interessieren, überrascht doch. War es früher nicht umso cooler, einen etwas älteren Star als Vorbild zu haben? Ich zumindest hätte mir nicht im Traum gewünscht, dass z.B. Nena damals gleich alt gewesen wären wie ich. Oder KISS, man stelle sich vor, die 4 Männer wären mit mir zu Schule gegangen. Naja, eher nicht. Dafür macht isch heute der 30jährige vermutlich bald mal strafbar, wenn er sich ne CD einer sexy ausschauenden, jungen Künstlerin kauft. Es könnte nämlich sein, dass die Kleine noch im Schutzalter ist, obwohl sie im BH und im Mini über die Bühne rennt.

Aber zurück zum Schulproblem von LaFee. "Schule und Karriere - das schaffe ich einfach nicht mehr. Ich möchte mich jetzt voll auf die Musik konzentrieren", erklärte die 15jährige. Ihren Schulabschluss will LaFee aber trotzdem machen: "Ich bekomme von den Lehrern ab sofort regelmäßig Stoff zum Lernen geschickt."

Persönlich Abschied nehmen von ihren Mitschülern konnte LaFee leider (mir kommen die Tränen) nicht, stattdessen hat sie dies über die Schülerzeitung getan. Kein Wunder, vor ein paar Wochen war in der BRAVO noch zu lesen, das Mädchen sei von ihren Mitschülern gemobbt und gar körperlich bedroht worden. Eine Randbemerkung zur 15jährige Göre sei noch erlaubt: ihre CD stammt vom gleichen Produzenten-Team, welches schon mit Weltstars wie BigBrohter Zlatko & Jürgen oder den Mainzelmännchen ("Mützenalarm") am Start war. Die erste Single von LaFee kam - rein zufällig natürlich - im Frühling auf den Markt, mitten in der H5N1-Hysterie und hörte auf den Namen "Virus". Oh du schöne PR-Maschinerie!

In diesem Sinne lasse ich diese Zeilen nun einfach mal so stehen und in gute einem Jahr schauen wir dann, wer noch von Sternchen LaFee (derzeit Platz 24 in den deutschen Singlecharts) oder - ich lehne mich mal aus dem Fenster - von Tokio Hotel redet...!

28. August 2006

Showdown der Nager

Das graue Eichhörnchen hat in Großbritannien keinen guten Ruf: Es stiehlt Eier aus Nestern, tötet kleine Vögel und schädigt Bäume. Und zu allem Überfluss macht der amerikanische Einwanderer seinem schwächeren, britischen Cousin, dem roten Eichhörnchen, das Leben schwer. Die kleinen Roten, die in Großbritannien vielerorts vom Aussterben bedroht sind, haben mit einem tödlichen Virus jetzt einen weiteren Feind. Der Überträger ist - natürlich, wer auch sonst - das Grauhörnchen.

Laut einer Studie der Universität Newcastle tragen inzwischen bereits 70 Prozent der grauen Tiere das sogenannte Pox-Virus in sich. Besonders gemein: Das Grauhörnchen überträgt das Virus, erkrankt aber nicht. Infiziert sich dagegen ein rotes Eichhörnchen, stirbt es innerhalb von ein bis zwei Wochen. 2016 könnten die roten Nager, die ohnehin fast nur noch in Schottland und im Norden Englands leben, deshalb im Vereinten Königreich komplett ausgestorben sein.

Tierschützer haben bereits allerlei Vorschläge gemacht, um das rote Eichhörnchen, das seit 10 000 Jahren in Großbritannien lebt, zu retten: Um die Vermehrung der Grauhörnchen zu stoppen, sollten sie mit Verhütungspillen gefüttert oder gar vergiftet werden. Einige forderten auch, die grauen Nager zum Abschuss freizugeben.

Die einheimischen Nager sind den Briten aber so sehr ans Herz gewachsen, dass neben seriösen Plänen auch immer wieder kuriose Ideen aufkommen. Man könne das Fleisch der Grauhörnchen doch in Schulmensen anbieten und auf diese Weise die Population kontrollieren, hatte Lord Inglewood, Abgeordneter der Konservativen, einmal vorgeschlagen. Umgesetzt wurde dieser Plan zwar nicht. Doch die Briten haben genug von den lästigen Einwanderern.