Fussballer sind nicht schwul. Punkt. So zumindest wird uns das seit Jahren eingetrichtert. Obwohl das rein prozentual gesehen eigentlich absolut unmöglich ist wird in der Fussballwelt alles dafür getan, das Thema zu tabuisieren. Trotzdem - oder gerade darum - lässt die Verbannung eines homosexuellen Fussballspielers aus dem Team seines französischen Amateur-Vereins aufhorchen. Der FC Chooz, aus der kleinen Gemeinde an der Grenze zu Belgien, hatte den Abwehrspieler Yoann Lemaire vor wenigen Tagen nach 14-jähriger Clubzugehörigkeit vom Spielbetrieb ausgeschlossen, weil der Verteidiger schwul ist. "Ich wollte doch nur mit meinen Kumpels Fussball spielen", sagte Lemaire, der als erster bekennender homosexueller Spieler Frankreichs bekannt ist und auch ein Buch zum Thema veröffentlicht hat.
Ein Skandal, in einem Land das sich nach aussen hin gerne sowas von liberal gibt. Die nationale Ethik-Kommission müsse der Fussballwelt nun zeigen, dass Homophobie "genau so schlimm ist wie Rassismus oder Antisemitismus", forderen inzwischen Homosexuellenverbände. Worauf man unter der Regierung Sarkozy aber vermutlich lange warten kann.... Obwohl, auch die sozialistische Sport-Staatssekretärin Rama Yade hatte sich zuvor für Massnahmen gegen den FC Chooz ausgesprochen - gehandelt hat bislang aber niemand. Der Verein entgegnete, man habe den verbannten Spieler lediglich vor Problemen mit seinen bisherigen Teamkameraden beschützen wollen. Einige Spieler von Chooz hatten sich bei TV-Interviews negativ über Homosexualität im allgemeinen geäussert - scheinbar im Unwissen dass ihr Teamkollege schwul ist. Der betroffene Spieler erklärte inzwischen im französischen Fernsehen, er sei von der Entscheidung des Vereins "tief getroffen". Der 28-Jährige aus der Region Champagne-Ardenne im Nordosten Frankreichs fügte an, er habe noch nicht entschieden, ob er gerichtliche Schritte einleiten solle. "Wozu soll das gut sein? Ich will, dass die Ministerien, der Verband und Paris Foot Gay gemeinsam die Homophobie bekämpfen", sagte Lemaire. Homosexualität ist nicht nur im französischen Fussball immer noch ein Tabuthema. Und nach dieser Geschichte dürften weitere geplante Kicker-Outings erst einmal verschoben werden. Obwohl, "Paris Foot Gay PFG" (als Marseille-Fan verzichte ich jetzt auf faule Vergleiche mit PSG) stellt nach eigenen Angaben gerade die erste Fussball-Mannschaft auf, in der homo- und heterosexuelle Spieler ganz offiziell in einem Team spielen. Die Organisation kämpft seit Jahren offen gegen die Diskriminierung von Schwulen im Sport und erstellte eine "Charta gegen Homophobie", die bislang allerdings nur von wenigen Ligue-1-Clubs (darunter Paris Saint-Germain, AJ Auxerre und OGC Nice) unterzeichnet wurde. Für einmal zählt Olympique de Marseille da leider nicht zu den Spitzenclubs.
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