10. November 2008

Dixie Chicks: Obamas heimliche Helfer?

Nein, ich mutiere jetzt nicht plötzlich zum Countryfan. Trotzdem habe ich mir am Wochenende die aktuelle CD der Dixie Chicks runtergeladen. Und ganz ehrlich, sie gefällt mir. Die Musik geht tatsächlich hie und da in Richtung US-Country Music, aber dank der Texte sind diese Passagen durchaus erträglich. Wer den Film "Shut up & Sing" gesehen hat, der kann nun aufhören mit Lesen, wer ihn nicht gesehen hat, der wird in diesem Text erfahren, dass hinter den Dixie Chicks mehr steckt, als eine profane Girlie Popband. Oder anders gesagt, wie werden aus drei charmanten jungen Musikerinnen binnen Minuten Staatsfeinde...

Die Geschichte der drei Frauen nimmt am 10. März 2003, Tage vor dem US-Angriff auf den Irakihren Anfang. Das texanische Countrypop-Trio trat in London auf. Sängerin Natalie Maines erklärte während des Konzerts: "Wir stehen mit euch allen auf der guten Seite. Wir wollen diesen Krieg nicht, und wir schämen uns, dass der Präsident der USA aus Texas ist." Im Saal ertönt grosser Jubel. In der Heimat bricht das Chaos aus. Die Dixie Chicks, bis dahin hochbeliebte Entertainer und die Lieblingsband von US Präsident Bush, wurden in rasantem Tempo zu antiamerikanischen Sittlichkeitsverbrechern deklassiert. Eben noch durften die drei Sirenen beim Superbowl-Finale die US-Nationalhymne singen. Auf einmal stürzte ihr Nummer-eins-Hit "Travelin’ Soldier" auf Platz 63 der Charts. Die Country-Radio-Stationen verbannten die Chicks nullkommanix aus ihren Sendern. Dixie-Chicks-CDs wurden öffentlich verbrannt, geschreddert, vom Bulldozer zermalmt.

Später entschuldigt sich Natalie Maines bei George W. Bush für ihren Mangel an Respekt, merkt jedoch im gleichen Atemzug an: "Ich möchte, dass jede mögliche Alternative ausgeschöpft wird, bevor Kinder und amerikanische Soldaten ihr Leben verlieren." Bush erklärt verkniffen, die Dixie Chicks könnten reden, was sie wollten, erwähnte die Meinungsfreiheit in den USA und begann den Krieg gegen den Irak. Das weisse Amerika stand hinter ihm und war gleichzeitig gegen die Dixie Chicks, die fortan Dixie Sluts genannt werden, Saddam’s Angels und so weiter.

Jede andere Banh hätte zu diesem Zeitpunkt wohl aufgegeben und die Segel gestrichen. Nicht so die Dixie Chicks! Die schwierigen Zeiten haben die drei Frauen einander noch näher gebracht, man machte sich an die Arbeit für ein neues Album. Der Manager bastelte derzeit an einem frischen Image für die Girls, weg vom Country hin zum Erwachsenen-Pop. Am Ende siegen die Guten, unter ihnen Barack Obama. Bushs Irak-Politik versinkt in Blut, Tod und Chaos. Das aktuelle Album "Taking the Long Way", erklimmt 2006 wieder die Spitze der Charts. Im gleichen Jahr stehen die Chicks wieder in London auf der gleichen Bühne, und Natalie Maines spricht abermals zum Publikum: "Wir schämen uns, dass der Präsident aus Texas ist."

Dieses Mal bleibt der Skandal aus, die Tage von Bush sind gezählt und die Dixie Chicks werden als tapfere Vorreiter im Kampf gegen die Bush-Politik gefeiert. Die Zeiten ändern sich. Und mit Barack Obama ist die Hoffnung auf eben bessere Zeiten durchaus berechtigt.


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

kann ich mich nur anschliessen. Ein höchst sehenswerter Film, auch wenn man die Musik nicht unbedingt mag!

Anonym hat gesagt…

Schönes Lied im Video. Gruss Eli