21. September 2007

Pop Nachwuchs kommt aus dem Internet

Ich habe gestern auf der Homepage einer Plattenfirma den folgenden Satz entdeckt und hab ihn mir anschliessend Kopf nickend aufgeschrieben:

"Just the most talented singer, songwriter and musician performing on the Internet today!"

Das Internet hat sich tatsächlich in den vergangenen Jahren und Monaten zu einer Bühne für den musikalischen Nachwuchs entwickelt. Immer häufiger hört man Geschichten von Künstlern, die ihre Musik über MySpace oder YouTube (oder auch YouPorn) einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt und anschliessend einen Plattenvertrag erhalten haben.

Da wäre zum Beispiel die junge Rapperin Farah Kenza aus dem französischen Marseille. Sie betreibt seit einiger Zeit einen Blog, darauf hat sie immer mal wieder einen eigenen Song veröffentlicht. Lange interessierte sich niemand dafür, bis sie den Titel "Cri de Bosnie" der Gruppe Silence des Mosqueés coverte und ebenfalls ins Netz stellte. In dem Song geht es um ein Massaker an Moslems in Bosnien und damit traf sie den Nerv zahlreicher Muslime in Frankreich. Dem Song im Blog folgte ein selbstgemachtes Video bei YouTube, ein Auftritt beim französischen Fernsehen und inzwischen hat Farah Kenza ihr erstes Album bei einem grossen Label veröffentlicht und mit "Je me bats" nicht nur auf meinem iPod sondern auch in den Topplätzen der Charts gelandet.

Den Blog betreibt sie übrigens immer noch. Bis heute besuchen ihn täglich mehrere hunderttausend Fans und hinterlassen pro Beitrag jeweils weit über 1000 Kommentare. Ihr Blog zählt somit bis heute zu den erfolgreichsten in ganzen französischen Sprachraum.

Ein weiteres Beispiel kommt ursprünglich aus Asien und heisst Tila Tequila (Foto oben rechts). Selber nennt sie sich "the baddest Bitch on the Block", die Medien haben ihr den Titel "Madonna of MySpace" (Time Magazine) gegeben. Tila hat im Netz nämlich erst einmal mit sexy Tanzeinlagen für Aufsehen gesorgt. Sehenswert ihre Performance zu "Like a Virgin". Und auch hier hat es dann nicht mehr lange gedauert bis erste TV-Aufritte und schliesslich ein Plattenvertrag kamen. Tila Tequila wird derzeit tatsächlich als Bitch vermarktet, in ihrem ersten Video hüpft sie in Unterwäsche, bewaffnet mit einer Peitsche durch die Gegend. Das Konzept scheint aber - vorallem in Asien - aufzugehen.

Wesentlich anständiger sind da zwei weitere Sängerinnen, deren Ursprünge im Internet liegen. Beide kommen aus den USA und beide sind derzeit auf dem Sprung in die europäischen Hitparaden. Im Falle von Colbie Caillat (Foto links) hat das sogar geklappt. Wer Radio hört kommt um ihre Single "Bubbly" derzeit nicht herum. Zuvor wurde ihr MySpace-Seite aber rund 10 Millionen mal besucht und ihr Song unzählige Male angehört. Das Label Universal hat am schnellsten reagiert und die Frau aus Malibu unter Vertrag genommen. Inzwischen hat sie das legendäre Rolling Stone-Magazin bereits zur Nachfolgerin von Norah Jones erklärt.

Ebenfalls aus den USA kommt Marié Digby. Die Kalifornierin (Foto rechts) spielt Gitarre und Piano und singt dazu. Angefangen mit diversen Covers hat sie inzwischen auch selber geschriebene Songs ins Netz gestellt, die Zeiten in denen ihre Lieder jedoch gratis waren sind vorbei. Inzwischen hat sich iTunes die Rechte gesichert und vertreibt ihre ersten 4 Lieder exklusiv. Besonders angetan bin ich von Digby's Version von "Umberella", die Version schlägt die uns bekannte von Rihanna um längen. Reinhören lohnt sich, denn in ein paar Wochen dürften auch die Musikredakteure in unseren Breitengraden den Titel kennen.

Dass wir auch üble Sachen wie Schnappi, Crazy Frog, die Grup Tekkan oder der Britney Spears Fan und überdrehte Selbstdarsteller Chris Crocker (wurde über 8 Millionen mal angeschaut!) dem WWW zu verdanken haben, verschweige ich an dieser Stelle einfach mal. Ansonsten kann ich allen Musikfans die Plattform MySpace empfehlen. Ich habe dort ebenfalls mein Account eingerichtet und dadurch schon zahlreiche gute Bands und KünstlerInnen kennengelernt.

Abschliessend noch die direkten Links zu den YouTube-Videos der oben erwähnten Acts:

Farah Kenza "Je Me Bats"
Silence de Mosqueés "Cri de Bosnie"
Tila Tequila "I Love U"
Colbie Caillat "Bubble"
Marié Digby "Umbrella"
Chris Crocker "Leave Britney alone"
Grup Tekkan "Wo bist du mein Sonnenlicht?"

Ach ja, soeben lese ich dass Bill Kaulitz von Tokio Hotel angeblich schwul sein soll. Dies behauptet zumindest die französische Zeitschrift "Voici" (ja, sowas lese ich). Warum bloss überrascht mich diese Meldung jetzt nicht?

5 Kommentare:

TheRaceFace hat gesagt…

danke monsignore! kannst du dir sicher vorstellen, dass ich an colbie & marié freude hab! schliesslich spielen sie ja beide mit....

aber die marié digby ist wirklich klasse*schmelz*

Anonym hat gesagt…

Bill Kaulitz ist schwul?????????

Danke für die vielen Musik-Links. Klingt sehr interessant, das alles.

Goggi hat gesagt…

Du hast ein Account bei YouPorn??? Du auch???
Wo die neue Musik, oder besser: Die neuen Stimmen sicher nicht her kommen, sind die nervenaufreibenden Casting-Shows im Deutschen Privat-Fernsehen. Diese müssten umgetauft werden in "heute machen wir uns lustig über ein paar wirklich miese Talente". Aber wirklich schöne Musik kommt da nicht raus.
Vielen Dank für die Links zu toller Musik :-)

Monsieur Fischer hat gesagt…

@ raceface: jaja, jeder hat so sein freudeli ;-)

@ nie: sehr gerne geschehen!

@ goggi: ich seh diese talentshows beim fernsehen auch eher unter dem aspekt "realsatire". oder mag sich etwa noch jemand an overground oder die preluders erinnern??

Anonym hat gesagt…

Es gibt unglaublich viele Talente bei Youtube, aber danke für den Link zu Marie... schaue nun schin das 5. Video von ihr und bin begeistert