27. Februar 2007

"Musicstar" ein grosser Beschiss?

Die Schweizer Casting-Sendung "Musicstar" geht am kommenden Sonntag in die letzte Runde. Nachdem am letzten Wochenende Favoritin Börni raus geflogen ist, stehen mit Brian, Fabienne und Sandra noch 3 junge "Talente" im Finale. Bloss, für mich stinkt diese Finalsendung, schon bevor sie angefangen hat. Der Grund heisst: Sandra Wild.

Ich hatte das Vergnügen Kandidatin Sandra vor einigen Jahren (muss um 2000 rum gewesen sein) zu treffen. Damals war sie als Solo-Sängerin unter dem Pseudonym "Sun'dra" unterwegs. Mässig erfolgreich. Daran gibt es auch gar nichts zu mäkeln. Auch Fabienne war mit ihren "Girls2Girls" in Luzern eine regionale Grösse. Börni spielt in ihrer Punkband "Evergreen" und Brian tingelte als Schlager- und Stimmungssänger durch diverse Lokale. Bloss, all das wurde dem Schweizer Fernsehzuschauer auch so kommuniziert. Fast in jeder Sendung wurde darauf hingewiesen, dass Fabienne und Börni bereits reichlich Bühnenerfahrung hätten. Einzig Sandra wurde immer als die "Unschuld vom Lande" dargestellt. Die in einem Interview noch sehnsüchtig davon geschwärmt hat, "nach der Musicstar Erfahrung auch mal mit einer Band spielen zu wollen". Dumm nur, dass sie mit "inFUNKtion" und "a cup of blue bells" ja schon in 2 Bands gespielt hat. Sogar auf Tour war. Darüber wurde in der Sendung aber kein Wort verloren.

Wer sich im Netz etwas schlau macht der merkt, die Sandra Wild ist nicht nur die scheue Zivilstandesbeamte der Gemeinde Arbon. In ihrem Lebenslauf steht zum Beispiel ein dritter Platz bei den "Miss Teenie Wahlen", ein Fotoshooting mit der Schmuckfirma "Rhomberg", ein Fotoshooting mit Thomas Buchwalder (der rein zufällig auch die Frau von Jury-Mitglied Kilchsbeger fotografiert hat!), Auftritte bei Tele24 und so weiter. Es tauchen Videos von Auftritten mit Band auf. Und nicht zuletzt belegen Fotos, dass Sandra Wild in Asien bereits Singles und ein Album released hat. Die standen beim Medien-Multi HMV im Regal, direkt neben Avril Lavigne.

Auch beim Schweizer Fernsehen dürfte Sandra keine Unbekannte sein. Wenn ich mich recht erinnere, hatte sie bei der MUBA einen Auftritt, welcher von SF auch ausgestrahlt wurde. Und auch mit den erotischen Auftritten, wie sie von der "Musicstar"-Jury immer wieder gefordert wurden, hat Frau Wild kein wirkliches Problem, wie zahlreiche Fotos auf ihrer alten, ausgedienten Homepage aufzeigen. Da gibts durchaus Bilder, die zu gefallen wissen. Ok, ich Sauber-Frau Image wird durch diese Fotos nicht angekratzt, trotzdem, so ganz passt es nicht ins Bild, welches uns das Schweizer Fernsehen seit Wochen vermitteln will.

Ich habe grundsätzlich absolut nichts gegen die bisherigen Karriere-Bemühungen von Sandra Wild. Im Gegenteil, ich weiss, wie hart das Schweizer Musikbusiness ist. Da braucht es viel Aufwendungen und Glück um Erfolg zu haben. Trotzdem frage ich mich, warum wurden alle anderen Kandidaten öffentlich durchleuchtet und bis ins Detail vorgestellt und von Sandra hat man die Vorgeschichte einfach so verschwiegen. Weder das Schweizer Fernsehen noch die Boulevardzeitung "Blick" haben je ein Wort über ihre bisherige Karriere verloren. Dabei wären doch Chartsplatzierungen in Japan, Interviews in Holland und Luxemburg durchaus spannende Themen gewesen. Im Gegenteil, das Image der ach so scheuen, etwas prüden Verwaltungsangestellten aus der Ostschweiz wurde Woche für Woche neu zementiert.

Vielleicht war es ja gar kein Zufall, dass Sandra Wild erst über eine Hoffnungsrunde in die Finalsendungen kam. Überraschend war nämlich damals schon, dass ihre Stimme im Vergleich zur Konkurrenz viel stärker war. Vielleicht war es ja auch kein Zufall, dass sie die Musicstars in der SF-Sendung "Zischtigsclub" vertreten und da 2 Stunden Sendepräsenz markieren durfte. Und vielleicht war es auch kein Zufall, dass das Publikum, welches per Telefon abstimmt, wer gewinnt nicht darüber informiert wurde, dass Sandra Wild bereits eine ansehnliche Karriere hinter sich hat. Die "Unschuld vom Land" verkauft sich halt vermutlich einfach besser, als eine junge Frau deren Karrierebemühungen bis jetzt eher durchschnittlich verlaufen sind.

Am nächsten Sonntag werden wir es erfahren. Rein gesanglich gesehen hätte nur Börni der Sandra das Wasser reichen können, aber die ist ja am Sonntag - völlig überraschend - ausgeschieden. Trampel Brian und die Frohnatur Fabienne können nur beten, dass das Schweizer Fernsehen die internen Pläne kurzfristig noch ändert.

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Willkommen in der Welt des Showbusiness! Ich hab bei Big Brother schon hinter die Kulissen gesehen und weiss das es abgekartert ist. Wieso sollte es bei Musicstar auch anders sein? Das ist auch der Grund weshalb ich dann lieber den Fernseher ausmache als so ein Quatsch zu gucken... =)

Anonym hat gesagt…

Dass Sandra eine gute Stimme hat ist wohl nicht abzustreiten. Aber warum kann man bei ihr nicht auch ehrlich sein und sagen, dass sie bereits ein Musik-Projekt hinter sich hat? Bei Fabienne stört mich das auch nicht und wenn sie gut ist, dass soll sie die Stimme erhalten. Es soll doch einfach diejenige Person gewinnen, die stimmlich am besten ist und sich auch dem Showbusiness verschreiben will. Mit den letzten beiden Gewinner hatten wir ja nicht wirklich Erfolg...Baschi wurde nicht Sieger, hat aber immer noch Erfolg. Andererseits ist's in den Nachbarländern nicht besser. In Österreich ist z.B. Christina Stürmer voll auf der Erfolgswelle, aber sie wurde nur zweite (niemand redet mehr von Tschuggnall). Und in Deutschland dasselbe.

Wer weiss, vielleicht gewinnt Sandra vielleicht, doch der Erfolg bleibt dann bei Börni, welche letzten Sonntag ausgeschieden ist...schauen wir mal, wie's weiter geht.

Ich werde jedenfalls keinen Rappen mehr investieren und anrufen. Man kann die Votings ja eh nicht kontrollieren...

Anonym hat gesagt…

da ich bis vor 2 tagen, als teil vom 'börni fanclub wollyhood', bei allen sendungen dabei war und auch sonst alles rund um die veranstaltung konsumierte bin ich jetzt zwar ein psychisches wrack doch auch ein kleiner MusicStar experte geworten.

es kann schon sein, dass einiges über sandra zurückgehalten wird. doch das meiste wurde mindestens einmal irgendwo gebracht. sie hat sogar selbst schon live erzählt in verschiedenen bands gespielt zu haben.

wie ausführlich die ostschweizer presse darüber informierte kann ich nicht beurteilen. doch kann niemandem ein vorwurf gemacht werden wenn die restliche presse von börni belegt wird und dann halt keine enthüllungen über sandra publiziert werden.

und zudem habe ich sandra gar nie als 'die unschuld vom lande' wahrgenommen. im gegenteil: sandra ist auf der bühne manigfaltig präsent und sie hat klare vorstellungen über die zukunft.

ich hoffe einfach, dass ihr der MusicStar titel nicht allzu sehr ihre pläne durcheinander bringt.

Monsieur Fischer hat gesagt…

@ börni5: mir geht es mit dem beitrag auch weniger darum eine verschwörungs-theorie zu verbreiten. vielmehr, dass ich der meinung bin, dass es bei musicstar vielleicht darum gehen sollte 'wahre' newcomer zu fördern. und nicht solche mit reichlich erfahrung bzw sogar nem plattenvertrag. aber eben, nach den flops mit fenk und salome will SF evtl jetzt auf sicher gehen... we'll see!

Anonym hat gesagt…

In solchen Castings Shows sind meistens die Kandidaten nicht mehr gefragt die schon "Erfolge" haben,sondern es soll ja gerade so aussehen ,als wenn man hier einen aufgehende Sonne enddeckt.;-).Und umso "unschuldiger" desto besser...
Deswegen kann ja mal eben etwas auch "übersehen" werden *grins*

Anonym hat gesagt…

ich dachte, die schweiz ist so neutral und nur in deutschland wird beschissen, dass sich die balken biegen?

jetzt ist mein weltbild verrutscht!

Monsieur Fischer hat gesagt…

ach die schweiz ist neutral? hab ich gar nicht mitgekriegt...

Anonym hat gesagt…

@Monsieur Fischer
ich glaube du verlangst von der sendung einfach zu viel. ;-) es gab insgesammt bei MusicStar fast kein unbeschriebenes blatt. mir kommen nur gerade albi und mumi in den sinn. alle anderen haben eine musikalisch vorgeschichte. und die grösste vorgeschichte die würde ich der fabienne zuschreiben mit 'Gils to Girls'.

Anonym hat gesagt…

...und es ist halt doch nur ein grosses Spiel, das zur seichten Unterhaltung dient. Hat nicht mal ein Musicstar-Kandidat von Mr. D! eins verbal auf die Fresse gekriegt, weil er das live auf der Bühne sagte?

Ich find's nur herrlich, wie SF sich jetzt aufregen kann über den sogenannten Trittbrettfahrer-Verlag, der Sun'dra's alte Titel nochmals auf den Markt bringt und natürlich vom Hype profitiert. Süss.