10. Mai 2011

Stierkampf, Kultur? Die spinnen, die Gallier!

Stierkämpfe sind französisches Kulturgut. Ja, richtig gelesen. Nicht etwa spanisches, nein, französisches Kulturgut. Und weil das so ist, dürfen sie in Frankreich weiterhin durchgeführt werden. Diesen Entscheid hat das französische Kulturministerium letzte Woche gefällt. Ich bin ja wahrlich ein Mensch, der Frankreich mag, ja sogar von ganzem Herzen liebt. Aber wenn ich solche News höre, da bleibt auch mir nur ein heftiges Kopfschütteln. 


Selber habe ich in Frankreich bis heute nur die sogenannten Courses Camarguaises, also die unblutige Form des Stierkampfes, live miterlebt. Da geht es in den südfranzösischen Dörfern darum, den mutigsten jungen Mann zu finden, der es zum Beispiel wagt, dem Stier ein farbiges Bändchen oder einen Bommel vom Kopf zu reissen. Meist finden diese Fêtes votives in unzähligen Orten des Rhônedeltas gegen Herbst, wenn die Tiere von der Weide zurück auf den Hof geholt werden, statt. Aber eben, auch da kann man darüber diskutieren, wieviel Spass diese Spielchen den Tieren machen. Der Schutz für die Männer ist eine farbige Holzwand, hinter der sie sich verbergen können. Bloss, springen auch die provozierten Stiere normalerweise dagegen. So kommt es nicht selten zu Kopfverletzungen oder dem Verlust des Augenlichts.

Aber eben, in Frankreich gibts eben auch die anderen Anlässe, die Courses des Taureaux. Denn nicht nur in Spanien, sondern eben auch in Frankreich gehört diese perverse Form der Tierquälerei seit Jahrhunderten zur kulturellen Tradition. In rund 60 Städten in Frankreich werden jährlich blutige Stierkämpfe veranstaltet. In südfranzösischen Regionen geniesst der Stierkampf darum schon seit Jahren einen gesetzlichen Schutz. Dieser wird durch das Urteil des Kulturministeriums gestärkt, es ist nun fast nicht mehr möglich, rechtlich gegen diesen Tiermord vorzugehen. Aber seien wir mal ehrlich, Stierkampf eins französisches Kulturgut? Da geht es schlicht darum, die sensationsgeilen Touristen ins Land zu locken, nachdem Spanien die blutigen Kämpfe nach und nach verbietet.

Denn die gegenwärtigen Formen der französischen Tradition entwickelten sich erst ab dem 19. Jahrhundert. Wann und wo der erste Stierkampf in diesen Gegenden stattfand, ist nicht bekannt. Sicher ist jedoch, dass diese "Tradition" aus Spanien eineführt wurde. Wie schon erwähnt, war das Einzigartige an der französische Variante der Stierkämpfe, dass die Stiere nicht immer zum Kampf gezwungen werden. Trotzdem werden leider in den letzten Jahren immer mehr Kämpfe nach brutalen spanischen Regeln veranstaltet und dabei Stiere getötet. Oder fast noch gemeiner, sie erleiden durch die Folgen des Kampfes erhebliche Verletzungen, die früher oder später zum Tod führen.


Warum gerade Frankreich? Verdammt. Atomtests, Vertreibung von Roma, militärische Angriffe auf souveräne Staaten, krasse CRS Einsätze in den Banlieus... die Liste ist lang und wir nun noch durch diesen sinnlosen Beschluss des Kulturministers ergänzt. Sinnlos vorallem ja darum, weil im Mutterland des Stierkampf,  in Spanien, das blutige Spektakel immer stärker umstritten ist. In der nordspanischen Region Katalonien soll er ab 2012 gesetzlich verboten werden. Tierschützer der Organisation „Prou“ hatten erreicht, dass das Parlament im letzten Jahr einen entsprechenden Beschluss fasste. Die spanischen Befürworter wittern nun aber dank dem Entscheid der gallischen Nachbarn aber Morgenluft und streben ebenfalls danach, diese barbarische Sitte mit Hilfe der UNESCO-Konvention vor ihrem Ende zu bewahren.

Und rein vom Gesetz her könnten sie damit sogar noch durchkommen. Denn im Vertrag von Lissabon werden beim Tierschutz explizit Ausnahmen vorgesehen, die auf "kulturelle Traditionen" Rücksicht nehmen. Dazu gehören "Praktiken, Darbietungen, Ausdrucksformen, Kenntnisse und Fähigkeiten" die als Teil ihres kulturellen Erbes angesehen werden. Tierquälerei wird in diesem Vertrag nicht explizit erwähnt... Faktisch sind also alle Formen der archaischen Tradition des Stierkampf in Zukunft möglich. Während eine grosse Mehrheit der Franzosen diese Quälerei der erwiesenermassen empfindungsfähigen und sensiblen Tiere ablehnt, machen sich konservative Kreise ein Hobby daraus, sie zu fördern. Gründe? Wie erwähnt bestimmt der Tourismus, aber in meinen Augen sind das bereits erste Auswüchse des rechten Präsidentschaftswahlkampfs 2012. Da rechnen genau diese konservativen Gruppierungen mit immensen Wahlerfolgen. Ihre Spitzenkandidatin Marine Le Pen hatte ja bereits Anfang dieses Jahres angekündigt, unpoluläre Themen anzusprechen, an denen sich bislang niemand die Finger verbrennen wollte... Bonne Nuit la Grande Nation!

30 Tage 30 Lieder: Tag 09

Ein Lied, das dich zum Tanzen animiert

Böse Zungen behaupten ja, bei mir reiche es, wenn irgendwo eine Nähmaschine regelmässig rattert und meine Beine fangen an zu zappeln. Ja, mag sein. Ich hab zwar nie einen Tanzkurz beendet - nach 2 Stunden hab ichs aufgegeben, weil mir dieses standartisierte Getanze zu blöd wurde. Aber, ich LIEBE es zu tanzen oder besser gesagt auszuflippen. Unkoordiniert, Augen zu und rumhüpfen. Entsprechend heute auch ein Lied, an welches ich solche "Rumhüpf-Erinnerungen" habe. Nirvana – „Come as you are“.

9. Mai 2011

Twelve Points, douze Points, zwölf Punkte!

Diese Woche ist es wieder soweit, die europäischen Staaten treten an zum musikalischen Wettstreit. Unter der Woche die Halbfinals, am Samstag das grosse Finale - bestens bekannt unter dem Titel "Eurovision Song Contest" oder wie man früher sagte "Grand Prix Eurovision de la Chanson". Egal wie man es nennt, es werden auch in diesem Jahr wieder Millionen von Menschen vor den TV Geräten sitzen und den Wettkapf mitverfolgen. Sogar das australische Fernsehen überträgt den Event. Auch ich bin seit Jahren ein bekennender Fan der Veranstaltung und werde natürlich auch in diesem Jahr wieder einschalten. Nun, irgendwie hat mich das Fieber bislang aber noch nicht wirklich gepackt. Im letzten Jahr hab ich mich vom Lena-Fieber infizieren lassen, kein Wunder bei dem grossangelegten Casting von Pro7 und der ARD. In diesem Frühjahr war ja schon ziemlich schnell mal klar, mit welchem Titel Lena erneut an den Start gehen wird. "Taken by a Stranger" ist ein guter Song, gefällt mir und dürfte durchaus auch Chancen auf einen vorderen Rang haben. Das Schweizer Lied ist, naja, gelinde gesagt langweilig. Genau so wie die Interpretin, Anna Rossinelli kommt mir ein bisschen wie eine Lena-Kopie rüber und ihre bisherigen Auftritte in der Öffentlichkeit konnten mich nicht überzeugen. Darum meine Prognose: die Schweiz wird es - leider - nicht ins Finale schaffen und bleibt im Halbfinale hängen. Die aktuelle Popularitätsliste von Google spricht Bände:


Im letzten Jahr hat Google ja die Siegerin souverän vorausgesagt, okay, es war auch nicht wirklich schwierig. Weil Stefan Raab die Werbetrommel in ganz Europa sowas von gerührt hat. In diesem Jahr sieht Google den irischen Beitrag von Jedward - zwei sehr auffällige Castingjungs aus einer Art DSDS - ganz vorne, gefolgt von Lena aus Deutschland und dem Beitrag aus Dänemark, der lustigerweise A Friend From London heisst. Ich persönlich find Jedward grässlich, falls die irren Iren wirklich gewinnen sollten, wäre man wieder in den Zeiten von Waddehaddedudeda und Lordi angelangt. Es fällt mir aber trotz allem schwer, einen Favoriten für 2011 zu bestimmen. Zu ähnlich sind viele Songs und die Interpreten gleichen sich zu oft. In der Teilnehmerliste gibts es sicher zehn "Lenas". Dann die üblichen Pärchen, mit hübschen aber belanglosen Lieder. Natürlich darf auch die gewohnte Erotik aus dem Osten nicht fehlen. Aber der wirkliche Hammersong ist in meinen Augen nicht dabei, ebenso fehlt es an Personality. Darum bin ich fast geneigt zu sagen, Lena machts noch einmal. Da ich aber nicht glaube, dass Europa es Deutschland noch einmal gönnt, den Anlass im Jahr 2012 wieder zu organisieren - ist ja doch ein Bombengeschäft für Düsseldorf -, vermute ich, dass es nicht reichen wird. 


Einen klaren Sieger hätte ich gesehen, wenn Dubioza Kolektiv für Bosnien angetreten wären. Tun sie aber nicht, Dino Merlin geht für BiH an den Start. Aber ihr Song wäre doch rein vom Text her schon DER perfekte Song für Europa. Nicht wahr Frau Merkel und Herr Sarkozy?


Gespannt bin ich übrigens auch auf das Abschneiden von Oesterreich. Die Castinggewinnerin Nadine Beilder darf im eigenen Land auf wenig Support zählen, wird von Stermann/Grissemann seit Wochen auf üble - aber lustige - Weise karrikiert. Und auch international scheint niemand auf den Lena-Klon aus dem Tirol gewartet zu haben. Zum ersten Mal seit Jahren wieder an Bord sind die Italiener, ich hab von Raphael Gualazzi noch nichts gehört bis jetzt und daran dürfte auch der ESC nichts ändern. England schickt die ehemalige Boygroup Blue nach Düdo, zumindest Lena freut sich darüber. Übrigens versucht nicht nur Lena in diesem Jahr das Double, auch das "Es" aus Israsel will den zweiten Sieg. Dana Internationals Song "Ding Dong" ist zwar genau so schrottig wie ihre Siegertitel aus dem Jahr 1998, aber wer weiss. Wenn ich mich schon Jahr für Jahr frage, was Israel bei einem europäischen Musikwettbewerb verloren hat, so lasse ich mich auch von einem Transen-Sieg überraschen. Klar auf der Liste haben sollte man Aserbeidschan und Estland. Zwei nette Popsongs aus Ländern, die alles daran setzen den Wettbewerb endlich zu gewinnen. In diesem Sinne, für Spannung ist gesorgt, wenn auch nicht für uns Schweizer. Aber ich zumindest drücke auch 2011 gerne noch einmal Lena die Daumen!

30 Tage 30 Lieder: Tag 08

Ein Lied, dessen Text du auswendig kennst 

Der heutige Auftrag hätte auch lauten können: "Sag mir eine Band von der du alle Songtexte in- und auswendig kennst", das Resultat wäre wohl das Gleiche gewesen. Die Berliner 70er Jahre Revoluzzer "Ton, Stein, Scherben" und ihr legendärer Frontmann Rio Reiser haben mich in meiner Jugend sowas von geprägt. Es gibt Stimmen die behaupten, nicht immer nur zum Guten... Ich hab all ihre Texte aufgesogen und so unbewusst auswendig gelernt. Auch die Soloalben von Rio Reiser sind für mich bis heute grossartige lyrische Meisterwerke. Einmal so einen Text schreiben, das wärs. Darum jetzt, alle laut mitsingen: der unsterbliche Rio Reiser - „Für immer und dich“

8. Mai 2011

30 Tage 30 Lieder: Tag 07

Ein Lied, das dich an ein bestimmtes Ereignis erinnert 

Fussball EM 2008 in der Schweiz und Oesterreich, ein grossartiges Volksfest. Ich hab wie immer den Franzosen die Daumen gedrückt und natürlich auch mit den Schweizern mitgefiebert. Gefeiert hab ich dann nach den Spielen aber mit halb Europa. Spanier, Türken, Deutsche und Kroaten - alle waren sie in Partylaune! Ich durfte während diesen Nächten in der EM-Arena im Aarauer Schachen als DJ meine Platten auflegen und kam so durch meinen Kumpel DJ No Sikiriki in den Genuss, den folgenden Song kennenzulernen, den ich bis heute mit einem wunderbaren und einzigartigen Sommer verbinde. Nered & Navijaci – „Srce Vatreno“ 




Weitere BloggerInnen, die sich an der Aktion "30 Tage 30 Lieder" beteiligen (ergänzte Liste):

Frau Kafka
Frau Dimi
Herr Elfe
Frau Isabel
Herr Tom
Herr Miene
Herr Albrecht
Herr Danger
Frau Lila
Herr Goggi
Frau Bluetime
Herr iRaff
Herr Amade
Herr Josef