... ihr seid ja ein Volk, das man einfach gern haben muss. Ihr wisst wie man Feste feiert, nehmt das Leben auch im Stress nicht allzu ernst und ihr wohnt zudem in einer der schönsten Regionen der Schweiz. Ja, vom Goms abwärts bis zum Genfersee zieht sich euer Kanton und er bietet nicht nur für Touristen aus dem Ausland wunderbare Ecken. Ich selber kenne das Wallis von gefühlten 5438 WK (militärische Wiederholungskurse). Meist war ich in Turtmann auf dem Flughafen, aber es gab auch Einsätze in Raron, Sion und Sierre. In Sachen Fussball erinnere ich mich zudem gerne an die Ausflüge ins Sittener Tourbillon-Stadion, hinter der Haupttribüne gab es jeweils Racelette und - damals! - ein paar Fläschchen Bon Père zum Verdauen. Meinen ersten Snowboard-Urlaub, den hab ich in Leukerbad verbracht, dabei neben den Einheimischen auch viele freundliche Portugiesen kennengelernt. Ja das Wallis mag zwar durchaus konservativ erscheinen, aber man zeigt sich gegenüber Fremden häufig sehr offen und freundlich. Als ihr am 19. Juni 1999 die Olympischen Spiele nicht gekriegt habt und stattdessen über die Grossleinwand das Wort "Torino" hören musstet, da hab ich auf der Place de la Planta in Sion mit euch ein paar Tränen verdrückt um danach den Frust mit Fendant zu ertränken. A propos Wein, bald steht bei uns ein Ausflug an, von Bekannten aus dem Wallis wurden wir auf ein "Wein-Weekend" ins Wallis eingeladen. Freude herrscht!
Mit Stefanie Heinzmann habt ihr einen internationalen Star, Sina unterhält seit Jahren die Schweizer Mundartfans und auch der Michel Villa sorgt an jedem Fest noch lange für Stimmung. Wers uriger mag holt sich z Hansrüedi ins Zelt, für die grosse Party sorgt Jahr für Jahr das Gampel Festival - mit namhaften Acts aus dem In- und Ausland. Mit Pirmin Zurbriggen, Sepp Blatter, Heinz Julen, Sven Epiney, Oskar Freysinger, Peter Bodenmann oder Christian Constantin habt ihr Promis, die es regelmässig in die Medien schaffen. Und neben Matterhorn, Weisswein, Trockenfleisch, Roggenbrot, Aprikosen und Lebensfreude habt ihr erst noch viel mehr Sonnenstunden als wir hier in der- von euch aus gesehen - Ausserschweiz. Darum, liebe Walliser, sei mir die Frage erlaubt:
Warum knallt ihr unschuldige Tiere ab?
Ich hab gedacht mich trifft der Schlag, als ich gestern lesen musste, dass ihr auch diesen Wolf um die Ecke gebracht habt. Da vergess ich für einen Moment all die oben erwähnten Vorzüge eures Kantons und fasse zusammen: Walllis gleich zurückgebliebenes Bergvolk!? Da hat dieser böse böse Wolf also von den rund 2000 Rindern, Kälber und Kühen, welche den Sommer auf der Alp verbringen, sagenhafte zwei Tiere gerissen. Dazu noch zwei, drei Schafe. Und was macht ihr? Euer zuständiger Regierungsrat Melly gibt den Wolf zum Abschuss frei. Und wenige Tage später hat man das Tier im Wildwest-Stil dann auch schon zur Strecke gebracht. Ich vermute mal, dass ihr euch daraus gleich einen Wettbewerb gemacht habt. Wer erlegt das Tier zuerst, erster Preis ein 6er Karton vom besten Pinot noir. Wenn mich nicht alles täuscht, hat die Schweiz vor ein paar Jahren einmal beschlossen, dass man Wildtiere wie Wolf oder Luchs - von mir aus auch den Bär - wieder in unseren Wäldern ansiedeln möchte. Nun, 1999 wurde ein Wolf rein zufällig am Simplon von einem Schneepflug über den Haufen gefahren. 2006 wurde er Opfer einer Lokomotive und gestern nun knallt ihr den nächsten Vierbeiner ab. Wie bitte soll der Wolf so wieder heimisch werden bei uns?
Kleiner Gratistipp in Richtung der schiesswütigen Walliser, ein Wolf ist ein Lebewesen bzw. Wildtier und Lebewesen brauchen in der Regel Nahrung zum Leben. Das ist so und bleibt so. Nun kann der Wolf im Gegensatz zu uns leider nicht in den nächsten Migros fahren und sich da ein Lammfilet kaufen. Nein, der Wolf geht auf die Jagd und reisst sich sein Znacht. Dass dabei ein paar Schafe oder Rinder dran glauben müssen ist der Lauf der Natur und halt Pech für diese - durchaus auch herzigen - Tiere. Aber ihr Züchter kriegt ja von Bund und Kanton jedes getötete Tier finanziell ersetzt, und die Ausrede dass ihr eine besondere Beziehung habt zu den Hunderten von Tieren, das kauf ich euch beim besten Willen nicht ab. Vielmehr gehts darum, dass es vermutlich einfach "geil" ist, einmal im Leben einen Wolf abzuschiessen und im Dorf ist man dann vermutlich kurzzeitig der Held. Ob der Name des Jägers im Rest des Landes aus Angst, militante Tierschützer könnten ihn aufsuchen, nicht veröffentlicht werden kann, kümmert den Schützen im Moment der Schussabgabe wohl kaum. Hauptsache der Wolf ist tot und alles ist gut! Gleiches Denken findet man übrigens auch in Bayern wenn es um den Bär geht, da besteht wohl durchaus eine Gemeinsamkeit zwischen diesen beiden Randregionen.
Nun gut, der Wolf ist also tot, ich hoffe ihr seid stolz darauf. Selbst wenn der böse Wolf übrigens jeden Tag im Jahr ein Schaf gerissen hätte, dann gäbe es Ende des Jahres in der Schweiz immer noch eine halbe Million Schafe. Im Gegensatz zum einen einzigen Wolf... Und ich stelle mir so langsam die Frage, wie oft ich noch in die Migros gehen und mir da frisches Fleisch kaufen kann - bevor mich ein wildgewordener Walliser Jäger mit seiner Knarre über den Haufen schiesst.
PS: Aber natürlich mag ich das Wallis mit seinen Einwohnern immer noch. Man kann und soll ja nicht ein ganzes Volk an ein paar Idioten - in diesem Fall Jäger, Viehzüchter und Politiker - aufhängen. In diesem Sinne: Dr Güegu a ner Welbi mottut schi.... zumindest so lange, bis man ihn auch noch tot macht.