Moderne Telekommunikation sei dank hat mich gestern Abend die französische Sportzeitung "L'Equipe" über mein Handy darüber informiert, dass Tour de France-Leader Rasmussen aus der Tour ausgeschlossen wurde. Sein Team Rabobank hat ihn nach all den Geschichten um seine Person rausgeschmissen. Ebenfalls gestern hat sich das französische Team Cofidis - Moreni sei dank - komplett zurückgezogen und ist so den Kasachen von Astana - Winokurow sei dank - gefolgt.
Das Feld schrumpft von Tag zu Tag. Bis zum Sonntag dürften noch weitere Fahrer ins Netz der Dopingfahnder gehen. Die französische Polizei hat letzte Nacht wiederum Hotelzimmer durchsucht, die Ergebnisse dieser Kontrollen stehen noch aus. Nach dem Aus vom Dänen Rasmussen ist nun Levy Leipheimer, gefolgt vom Spanier Contador an der Tabellenspitze. Leipheimer ein ehemaliger Helfer vom übermenschlichen Seriensieger Lance Armstrong, Contador ebenfalls kein unbeschriebenes Blatt in Sachen Doping. Wer also am Sonnntag auf der Champs-Elysées das Maillot Jaune übergestülpt kriegt, ist heute Donnerstag noch offen. Allerdings spielen in diesem Jahr diesbezüglich keine sportlichen Aspekte und keine Sekunden eine Rolle, sondern vielmehr die Frage, wer überhaupt noch in Paris ankommt.
Aber eben, wir wissen ja noch nicht einmal wer die Tour des vergangenen Jahres gewonnen hat. Dem Sieger Floyd Landis wurde das Maillot Jaune ja wieder entzogen und seither hat das OK und die UCI keinen neuen Sieger bestimmt. Auch schwach und nicht gerade vorbildlich der Organisatoren. Es mangelt an allen Fronten: die Fahrer, die Betreuer, die Manager, die Sponsoren, die Medien, die Fans.... ein Missgeschick und ein Irrtum führt zum nachsten und zieht einen Rattenschwanz nach sich. Und der Radsport verliert mit jedem Zwischenfall an Glaubwürdigkeit. Die Schuld wird dann jeweils von A zu B geschoben. Die Fahrer tun es für die Sponsoren, die wegen den Medien, die wollen auch nicht schuld sein und schieben den Schwarzen Peter an die Teamleiter weiter. Und der Radverband schaut zu und schweigt. Kindergarten!
So lange niemand auf den Tisch haut und die Fahrer noch genauer kontrolliert und je nach Befund massiv bestraft, wird sich überhaupt nichts ändern. Im Gegenteil, es stellen sich Fragen wie Leistungen von Bernard Hinault, Eddy Merckx, Miguel Indurain oder eben Lance Armstrong überhaupt möglich waren. Oder ob schon seit Jahren Doping im Spiel ist und dies schlicht geduldet wurde! Seit heute wird diskutiert, ob man den Radsport zum Beispiel von den Olympischen Spielen ausgeschlossen werden soll. Für mich die falsche Richtung. Genau so wie das Nicht-Übertragen der Tour im TV oder gar ein Abbruch. Man sollte jetzt so viele Rennen wie möglich durchführen und live übertragen. Nur so kommen die Sündenböcke ans Licht und müssen büssen.
Also, schön weiterfahren bis nach Paris. Vielleicht klappt bei der Hitze noch einer vollgepumpt vom Rad. Denn eigentlich ist ja jeder Fahrer für seinen Körper selber verantwortlich. So gesehen sollte man das Doping frei geben. Jeder soll soviel nehmen wie er vertragen kann. Wer es dann am Schluss nach 3000 Kilometern noch lebendig ins Ziel röchelt, der hat gewonnen.
Ach ja, lustig dass der Schweizer Manager und Ex-Profi Tony Rominger schon den fünften Fahrer betreut hat, der ins Netz der Dopingfahnder gerasselt ist. Sicher auch nur ein Zufall... aber wie sagte schon die Radsportlegende Fausto Coppi auf die Frage ob er denn Doping nehme: "Nur wenn es nötig ist." - Reporter: "Und wann ist es nötig?" - "Fast jeden Tag!"
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