Die Ankündigung, dass der
Oliver Pocher ab Herbst zusammen mit Harald Schmidt in der ARD
eine Sendung moderieren wird, hat mich doch ziemlich überrascht. Zwar schätze ich den Pocher durchaus als lustigen Zeitgenossen, im Doppelpack mit dem "Godfather of German Comedy" kann ich ihn mir aber ganz und gar nicht vorstellen. Ich bin seit Jahren ein bekennender Fan von
Harald Schmidt. Bereits zu "Schmidteinander"-Zeiten sass ich jeweils begeistert vor der Flimmerkiste. Ich hab die meisten seiner Bücher, kenne sein Cabaret-Programm auswendig, hab ihn live gesehen und ihn in einer Bar des Nachts in Montreux sogar mal interviewt. Ein Genie!
Anders der Pocher. Ihn finde ich zwar ebenfalls lustig, bin aber je länger je mehr gelangweilt. Seine Sprüche beschränken sich eigentlich nur auf Kollegen-Schelte. Klar, ich nerv mich auch tierisch über irgendwelche Nasen, welche Tag für Tag in den Medien auftauchen. Und da tut es auch gut, dass mal einer sein Maul aufmacht und über all die gruseligen Gestalten lästert. Schade ist aber, dass sich der Pocher nur darauf verlässt. Seine Auftritte, zum Beispiel beim "QQC", beschränken sich dann auch auf Pointen über
Tine Wittler,
Patrick Lindner und Co. Auf Dauer eher langweilig.
Nun gut, die
ARD wird sich etwas überlegt haben bei der Verpflichtung von Oliver Pocher. Reizvoll dürfte das Projekt, welches ab Mitte Oktober jeweils am Donnerstag über den Bildschirm flimmern wird, alleweil werden. Nur befürchte ich, dass damit auch der langsame Abschied vom grossen Meister Schmidt eingeleitet wird. Angefangen damit, dass seine Late-Night-Show künftig nur noch einmal pro Woche ausgestrahlt wird und nun wird ihm eben noch ein Jungspund daneben gesetzt. Eine Frage in dem Zusammenhang, was passiert ab Herbst dann mit
Michael Andrack, dem aktuellen Sidekick?
Klare Worte zum Entscheid der ARD-Teppichetage findet
Spiegel-Online:
Jetzt kommt Aldi-Brause ins Champagnerregal, genauer: ein fieses Mixgetränk wird auf den Markt geworfen, Alkopop für die gute Laune. Wir sagen Nein zur brüllenden Gegenaufklärung, Nein zur Ölpest des Comedy-Wahns, Nein zum besinnungslosen Dauerlachen.Wir sagen: Lieber mit Harald Schmidt untergehen als mit Oliver Pocher weiterleben.
22 Folgen hat das Erste erst einmal geplant mit Harald Schmidt und seinem frisch angetrauten Mitkomiker Oli Pocher. Danach soll entschieden werden, wie es mit diesem Duo Infernale weiter gehen soll. Die ARD erhofft sich von diesem Schritt natürlich mehr Zuschauer. Bei seiner ersten Sendung im Dezember 2004 hatte Schmidt über 5 Millionen Fans vor dem Bildschirm vereint. Seitdem ging die Quote regelmässig bergab. Nach letzten Umfragen schauen derzeit noch gerade mal etwa anderhalb Millionen regelmässig rein bei Schmidt und Andrack. Trotzdem, ich behaupte, diese 1,5 Millionen Zuschauer sind Fans. Und als Fan hält man es auch mal gerne aus, wenn der Harald 30 Minuten lang über "das Nichts" philosophiert. Und Madame
Natalie Licard daneben sitzt und schweigt.
Focus bezeichnet das Zusammengehen von Schmidt und Pocher als Zwangsheirat und weist darauf hin, dass die Scheidungsrate in Deutschland bei über 40 Prozent liegt. Und versucht dann diese Hochzeit wie folgt zu erklären:
Hast du alten Star, den Junge nicht mögen, nimmst du dazu jungen Stern, den Alte nicht mögen.
Fazit: Ich gebe dem Duo bestimmt mal eine Chance. Bringt ja nix, jetzt bereits alles zu verteufeln, bevor man die erste Minute der neuen Sendung "Schmidt & Pocher" gesehen hat. Danach kann ich dann immer noch eine Entscheidung für mich treffen, ob mir das Niveau der gemachten Witze passt oder nicht. Und es kann dann auch durchaus sein, dass ich mich ab Spätherbst Donnerstags um 22.45 Uhr mit Bühnenprogrammen, CD's oder Bücher über die selbst auferlegte Schmidt-freie TV-Zeit hinwegtröste.