Und es gibt sie doch noch, die unerwarteten Überraschungen in der instrumentalisierten Medien-Landschaft: Fabienne Louves ist der neue Schweizer Musicstar. Gestern Abend fiel die Entscheidung, live im Schweizer Fernsehen. Die - nach dem Ausscheiden von Börni - als Favoritin gehandelte Sandra Wild zeigte zwar mit ihren 2 Songs, dass sie tatsächlich singen kann. Aber sie unterstrich auch zweimal mehr, dass sie zu glatt, zu perfekt, zu glitschig und zu unpersönlich ist. Etwas, das beim Schweizer TV-Publikum scheinbar nicht ankam.
Die 3 Finalisten durften je 2 Songs interpretieren. Für Brian war jedoch schon nach dem ersten Titel Schluss, wer wurde vom Publikum raus gewählt und hatte mit der Entscheidung nichts mehr zu tun. Mir persönlich fiel ein Stein vom Herzen. Ich konnte schon mit unserem Mundart-Rock-Bauer "Gölä" nichts anfangen, eine Kopie des Berner Schwerenöters hätte ich dann nicht auch noch gebraucht. Brian sang dann - so quasi als Zugabe - auch noch einen Titel von Gölä, was mir persönlich eine Pinkelpause ermöglichte.
Im "finalen Finale" dann also die zwei Girls Sandra und Fabienne. Während Sandra wie erwähnt ihre Songs wie immer (zu) perfekt zum Besten gab, versemmelte Fabienne ihren ersten Titel komplett in dem sie als Luzernerin es im Walliser Dialekt versuchte. Was zum Scheitern verurteilt war. Als zweiten Songs gab es dann von der quirrligen jungen Frau mit der schokobraunen Hautfarbe einen Song von Tina Turner. "Simply the Best"! Die gesanglichen Qualitäten liessen - vermutlich wegen der Nervosität - auch bei diesem Titel etwas zu wünschen übrig, Fabienne legte jedoch ihr ganzes Herzblut in die 2 Minuten. Der Titel endete mit einem Heulkrampf der jungen Frau aus Luzern. Was vermutlich auch den coolsten Zuschauer weich machte.
Fazit: Fabienne hat gewonnen. Ob sie Erfolg haben wird, das wird sich zeigen. Ich persönlich glaube, dass wir in der Schweiz eher den "Christina-Stürmer-Effekt" haben werden, sprich, Börni oder Sandra werden wohl mehr Platten verkaufen als Fabienne. Unter dem Strich glaube ich aber, dass diese "Musicstar"-Staffel zwar unterhalten konnte, aber auch aufgezeigt hat, dass die Grenzen von solchen Formaten erreicht sind. Die meisten Kandidaten werden wohl irgendwie ne Single aufnehmen oder auf nem Privat-TV-Sender "Hot-Button"-Spiele anmoderieren. Aber in einem halben Jahr werden wir uns an keinen von ihnen mehr erinnern.
Ok, Rebecca wird vielleicht als Musical-Darstellerin Erfolge feiern, Börni darf sich mit ihrer Punk-Band über vermehrtes Interesse des Publikums freuen, Sandra gibt in Japan das eine oder andere Autogramm mehr als früher und Fabienne wird glücklich sein, wenn ihre erste CD im Manor im Regal steht. Alles schön und gut, aber den eigentlich Titel "MusicSTAR", den verdient auch nach dieser Staffel niemand.
Die Entdeckung der abgelaufenen Staffel war in meinen Augen Moderatorin Andrea Jansen. Ein absolutes Talent. Kompetent, witzig und attraktiv. So gesehen, hat sie Sendung wenigstens einen Star heraus gebracht. Ach ja, Grüsse noch an die Zeitschrift "Schweizer Illustrierte", hübsch verspekuliert mit dem heutigen Titelbild der vermeindlichen Musicstar-Gewinnerin Sandra!
PS: Wer übrigens heute an dieser Stelle eine Berichterstattung zum gestrigen Fussballspiel erwartet hat, dem sei gesagt, irgendwo hat auch mein Masochismus seine Grenzen. Ein Spiel wie das gestrige verdient keine Zeile...