15. April 2008

Macht ihn tot, den Bär!

JJ3 ist tot. Der sogenannte Schweizer "Problembär" wurde gestern Abend von Wildhütern erschossen, wie NZZ Online berichtet:

"Das Tier hatte nach dem Winterschlaf immer weniger Scheu vor Menschen und Siedlungen gezeigt und wurde deshalb zum Sicherheitsrisiko. Verantwortliche von Bund und Kanton Graubünden hatten deshalb den Abschuss bewilligt. Das 2-jährige Männchen hatte sich in den letzten Wochen seine Nahrung systematisch in Siedlungen gesucht und trotz wiederholten Vergrämungsaktionen überhaupt keine Scheu mehr gezeigt."

Der Bär war hier im Blog schon einmal ein Thema, damals ging es um Bruno. Der Stoi-Bär aus Bayern, welcher übrigens der Bruder von JJ3 war. Und schon als dieser damals erschossen wurde, konnte ich mir ein trauriges Kopfschütteln nicht verkneifen. Ähnlich ergeht es mir nun bei JJ3. Sobald sich ein Tier ausserhalb der üblichen "Normen" (sofern solche für Tiere überhaupt gelten) bewegt, wird es abgeknallt oder eingeschläft. Egal ob Bär oder Hund. Aus einem Bär wird dann halt ein Problembär und eine Gefahr für die Bevölkerung und Peng ist er tot. Ich frage mich dann immer wieder, ist wirklich der Bär das Problem? Sind nicht vielmehr wir Menschen die Problemmenschen, welche den Tieren ihre Lebensräume verbauen und sie so in die bewohnten Gebiete locken... Man könnte an dieser Stelle nun lange diskutieren, wo die genauen Probleme liegen. Meiner Meinung nach ist es halt die einfachste Lösung ein wehrloses Tier als Problem zu bezeichnen und es dann abzuknallen. Themen wie umsiedeln oder so kamen bei JJ3 glaub ich gar nicht erst zur Diskussion.

Nun, es hat keinen Wert sich hier zu nerven oder irgendjemand die Schuld zuzuweisen. Ich werde mich auch nicht darauf einlassen, die Wildhüter als Mörder zu bezeichnen. Die haben ja schliesslich auch nur ihren Job gemacht. Vielmehr würde ich mir wünschen, dass es in der Bevölkerung allgemein etwas mehr Toleranz gegenüber Wildtieren gibt. Egal ob Marder, Mäuse oder eben halt Bären. Und so stirbt die Hoffnung zuletzt, dass MJ4, der auch im Kanton Graubünden unterwegs ist, noch etwas länger leben darf als sein Kumpel JJ3.

Nachtrag: In der Mittagstagesschau des Schweizer Fernsehens hab ich ein Statement des Biologen Andreas Moser gehört, welcher mir aus dem Herzen gesprochen hat. Es liege nun am Menschen zu handeln und als Beispiel Schafherden künftig mit einem Hirten auf die Wiese zu schicken, Bienenhäuser mit Strom zu schützen oder zu überdenken, wieviel Esswaren man Tag für Tag als potentielles Bärenfutter in den Abfall werfen wolle.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wer war zuerst da, der Mensch oder der Bär? Allzu schnell wird das (un-)Wort "Problembär" aus der Schublade gezogen. Wie lange dauert es, bis wir Menschen begreifen, dass WIR das Problem sind? Anstatt zu lernen, vernünftig mit dem Bären Seite an Seite zu leben, schiesst man ihn ab. Dumm, kurzsichtig - man macht es sich wahrlich einfach!

P.S.: Deine Wortschöpfung "Tolerzan" MUSST Du einfach stehen lassen - die find' ich spitze :-)

Anonym hat gesagt…

Nun, als Bewohnerin des "Bärengebietes" sehe ich das Problem anders. Zuerst einmal habe ich mich sehr gefreut, dass wir einen Bären in der Region hatten. Ich hatte zwar Verständnis für die Sorgen der Schafbauern, finde aber, dass die ihre Tiere, wie früher auch, auf der Alp halt hüten sollen und nicht nur sich selbst überlassen. Ich habe auch weiterhin, obwohl der Bär in nächster Nähe gesichtet wurde, meine Spaziergänge gemacht, querfeld- und -waldein. Allerdings habe ich mich darum bemüht, hörbar zu sein, wenn ich dran gedacht habe. Hab halt Selbstgespräche gehalten ;-)
Trotzdem glaube ich, dass es richtig war den Bären zu erschiessen. Er hatte zunehmend weniger Scheu vor Menschen. Ich glaube nicht, dass er mir was getan hätte, wenn er mich früh genug wahrgenommen hätte. Was aber, wenn ich ihn beim "Kompost untersuchen" oder "Kehrichtsäcke inspizieren" überrascht und seine Fluchtdistanz unterschritten hätte? Was, wenn ein Bauer mal nachschaut warum in seinem Stall die Schafe so blöken und dem Bären dabei den Fluchtweg abschneidet?
Nur mit Kehricht richtig versorgen ist es leider nicht getan. Es gibt, wie gesagt, fast in jedem Garten Kompost und sobald der Schnee endgültig weg ist, wächsen auch in den Hausgärten Leckerbissen. Ich bin es hier zwar gewohnt, dass sich hin und wieder Hirsche an den Tulpen oder im Herbst am Rosenkohl gütlich tun, aber gerade einen Bären möchte ich nicht im Garten haben. Und der hat jetzt schon Meisenknödeln von Veranden geklaut. Wobei, die Meisenknödel würde ich ihm ja gönnen...
Ich weiss auch nicht, ob es besser gewesen wäre, den Bären einzusperren. Wenn ich aber weiss, dass er nach einer abendlichen Vergrämungsaktion mal locker gut 20 Kilometer um den Berg gelaufen ist, um am nächsten Tag wieder am geichen Ort aufzutauchen, glaube ich nicht, dass er in einem Park glücklicher gewesen wäre.
Ich weiss, die Natur war zuerst. Aber wir können uns leider nicht alle nach einem Bären richten, der sich nicht wie ein Bär verhält.
Übrigens, JJ4 ist im Engadin, im Moment im Nationalpark. Dort lässt er sich kaum blicken, ist sehr scheu, also weder Problem noch Risiko, ihm wird sicher nichts passeiren. Ich würde mich freuen, wenn bei uns wieder ein Bär einwandert, einer der Angst hat vor Menschen, wie alle Wildtiere. Dann wäre, mit den gebotenen Vorsichtsmassnahmen, ein Zusammenleben meiner Meinung nach gut möglich.

Anonym hat gesagt…

Ich finde irgendwie ist es Ansichtssache. Ja klar der Bär tut mir auch sehr leid schließlich ist es ein Tier und Tiere brauchen ihre Räume und co natürlich tragen hierbei wir Menschen vieles zu aber wenn der Bär eine Drohung ist dann muss man doch auch reagieren oder nicht, drauf reagieren heißt nicht gleich erschiessen oder so, vielleicht hätte man da etwas anders machen..