16. November 2007

Der Zöllner und die stinkende Socke

blog-parade zollgeschichten

Ich möchte mich an der Blogparade von Falki beteiligen. Er hat aufgrund einer eigenen Erfahrung dazu aufgerufen, eine "Zollgeschichte" zu erzählen. Da mir vor einigen Jahren tatsächlich mal eine unvergessliche Story passiert ist, mach ich da mit.

Also, vor einigen Jahren hab ich mal in Frankreich gewohnt. Genauer in Marseille, der tolltsten Stadt Frankreichs. Jaja, ich weiss, das ist sehr subjektiv und auch Paris ist ganz nett, aber eben, ich hab mein Herz in Marseille verloren und da wird es auch bleiben. Aber zurück zu der Geschichte. Gegen Ende meines beruflichen Engagements in der Grande Nation war ich daran, meine Wohnung aufzulösen. Sprich, Sachen zu verkaufen, Dinge wegzuschmeissen und andere Teile zurück in die Schweiz zu schaffen.

So kam es dann auch, dass ich mit meinem kleinen Opel Corsa - hart gezeichnet von den Einparkkünsten der Südfranzosen - ein paar "Dienstfahrten" in die Schweiz unternahm um mein Material zurück zu schaffen. Da ich keine professionelle Umzugsfirma buchen wollte, musste ich die gut 700 Kilometer ein, zwei mal selber zurücklegen. Immer mit einem gut gefüllten Corsa versteht sich. Alles verlief jeweils ohne weitere Zwischenfälle, auch der Zoll bereitete mir keinen Kummer.

Bei der allerletzten Fahrt zurück in die Schweiz hatte ich nicht mehr viel Material an Bord. Ein paar persönliche Andenken, zwei Flaschen Pastis, etwas zum knabbern und die letzte dreckige Wäsche, welche sich angesammelt hatte. Wer dacht ebe all den Au Revoirs schon ans Waschen. Nun, ich fuhr auf der Autobahn von Lyon nach Genf als mir im Rückspiegel ein Auto auffiel. Es folgte mir schon seit einigen Kilometern, was in Frankreich eher ungewöhnlich ist, da der Franzose dazu neigt, ausländische Fahrzeuge schnell zu überholen. In diesem Zusammenhang empfehle ich die Taxi-Filme....

Anfangs dachte ich mir nichts dabei und fuhr weiter. Etwas später drosselte ich meine Geschwindigkeit, weil ich dachte ich hätte vielleicht ein Schild übersehen. Der Wagen verfolgte mich jedoch weiter. Durch das ganze Departement hindurch. Als ich nach einer Péage (Zahlstelle auf er Autobahn) hörte ich eine Sirene, sah im Rückspiegel ein Blinklicht und einen Mann mit einer Kelle. Ich hielt auf dem Pannenstreifen an. Der Mann kam zu mir und stellte sich als Zöllner vor. Er gehöre zu einer mobilen Patrouille und er möchte wissen, was ich bei mir habe. Man bedenke, es war ein französischer Zöllner und ich wollte das Land verlassen! Ok, ich zählt auf... er fragte mich aus über meinen Reiseweg und meine Pläne. Ich antworte artig. Er bat mich auszusteigen und den Kofferraum zu öffnen. Was ich freundlich tat.

Da erblickte er den hellblauen Plastikkorb, gefüllt mit dreckiger Wäsche. Er fragte, was das sei. Ich erklärte ihm, dass ich in die Schweiz zurückziehe und das die letzte Wäsche sei, die ich nicht mehr gewaschen hätte. Er glaubte mir nicht und sagte, er glaube eher, dass das ein schlaues Versteck für Schmuggelware sei. Ich sagte ihm mit einem Lächeln, dass es nicht so sei, er sich aber durchaus selber davon überzeugen könnte. Und was macht der Mann? Fischt einzeln meine stinkenden Socken, die dreckigen Unterhosen, verschwitzte T-Shirts, übelriechende Küchentücher und so weiter aus dem Korb.

Ich stand neben ihm und konnte mir ein lautes Lachen nur knapp verkneifen. Nach ein paar Minuten war der Korb komplett leer. Sein Kollege näherte sich uns und fragte was das hier gäbe wenn es fertig sei. Der Zöllner erklärte die Situation, der andere Zöllner - vermutlich höheren Ranges - schüttelte den Kopf und forderte ihn auf, alles wieder in den Korb zu packen und mich dann weiterfahren zu lassen. Zähneknirschend nahm sich der Jungspund wieder Monsieur Fischers Dreckswäsche an und füllte damit den Korb. Mit einem leisen Bonne Route verabschiedete er sich in Richtung Einsatzfahrzeug. Im Rückspiegel sah ich noch, wie er sich anschliessend einen Anschiss seines Kollegen anhören musste....

Hier alle Blogparaden-Teilnehmer und ihre Geschichten zum Thema "Zoll":

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Uii.. da könnte ich wohl auch was zu erzählen.
Stichworte: Einführen eines nicht verzollten Fahrzeugs. bzw nicht deklarieren eines zu verzollenden Fahrzeugs .oder Ich und der Schweizer Zoll

Anonym hat gesagt…

danke für die lustige zollgeschichte! @dänu dann erzähl doch mal deine geschichte... :-)

Monsieur Fischer hat gesagt…

@ dänu: nur los!

@ falki: gern geschehen, hat spass gemacht!