27. August 2007

The (Sport-) Show must go on

Am Wochenende verstarb beim Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest ein 28jähriger Sportler. Der Vorfall geschah am Samstag zwischen den ersten und dem zweiten Durchgang. Trotzdem, es wurde weiter geschwungen und am Abend vorallem weiter gefeiert - bis zum Umfallen. Am Sonntag - von den Medien wohl darauf angesprochen - gaben die Organisatoren dann bekannt, die Familie des Opfers hätte das so gewünscht.

Bei den Leichtathletik Weltmeisterschaften im japanischen Osaka sind beim Marathonlauf am ersten Wettkampftag ein Drittel der Teilnehmer ausgeschieden. Darunter hitzeerprobte Läufer aus Afrika, sogar für sie waren Temperaturen um die 30 Grad am Morgen früh um sieben Uhr zu viel. Der Schweizer Silbermedaillen-Gewinner Viktor Röthlin brachte es auf den Punkt, dass "sogar die Schwarzen bleich wurden".

Tag zwei der WM, die Geher waren am Start, vermochte das Gesehene noch einmal zu steigern. Die Financial Times fasst es so zusammen:

Sieger Jefferson Perez fiel bei seinem Triumph über 20 Kilometer Gehen völlig entkräftet ins Zielband. Als er am Boden lag, zuckten die Beine des Ecuadorianers wie bei einem epileptischen Anfall. Solche Bilder des Grauens produzierte die Leichtathletik-WM im Glutofen von Osaka zuhauf. Die Qualen der Athleten beim Gehen und im Marathon ließen die Zuschauer schaudern.

Hallo, wir reden immer noch von Sport oder? Die ersten Laufwettbewerbe habe ich auch gesehen und die Bilder waren tatsächlich hässlich. Die Sportler klappten um wie Domino-Steine. Die Helfer hatten Wiederbelebungs-Apparate im Einsatz, Sauerstoffmasken. Sportler übergaben sich vor laufenden Kameras. Es sah ein bisschen aus wie auf einem Schlachtfeld, im Lazarett hinter den Fronten. Als dann noch ein österreichischer Steeple-Läufer mit voller Wucht mit dem Kopf in ein Holzhindernis knallte, regungslos am Boden lag und die Sanitäter weisse Tücher aufspannten hab ich die Flimmerkiste abgestellt.

Das Motto bei grossen Sportveranstaltungen heisst immer häufiger, "The Show must go on!" Ein Deutscher Trainer brachte die Hintergründe dann auch treffend auf den Punkt: "Es gibt eine große Anzahl japanischer Sponsoren bei der IAAF. Ohne die wäre der Weltverband pleite. Da wird nicht wirklich Rücksicht auf die Athleten genommen". Besonders pervers, während sich die Sportler bei Temperaturen über 40 Grad im Schatten und einer Luftfeuchtigkeit von 90 Grad abmühen, amüsieren sich die Sponsoren - welche die WM ins heisse und vom Smog verseuchte Osaka geholt hatten - hinter Glas in von Klimaanlagen gekühlten VIP-Räumen bei Eis und kalten Getränken.

Aber eben, wen wunderts. In der heutigen Zeit werden ja dem Geld wegen auch olympische Winterspiele an Sommerferien-Orte vergeben. Und nicht einmal Tote führen mehr dazu, dass Sportanlässe ab- oder zumindest unterbrochen werden. Wer zahlt befiehlt. Punkt.

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