11. August 2010

Ramadan 2010: Warum fasten die Muslime?

Heute morgen hat für die Muslime in aller Welt ihr Fastenmonat Ramadan begonnen. In diesem Jahr endet  er am 9. September, natürlich mit dem grossen Fest zum Abschluss - Iftar genannt. Und nachdem ich gestern in der Zeitung gelesen habe, dass RTL II in diesem Jahr in seinem Programm täglich auf die Fastenzeiten hinweisen wird, find ich das Anlass genug auch hier im Blog mal näher auf den Ramadan einzugehen. Nein, das hat jetzt nichts damit zu tun, dass ich derzeit daran bin den Koran  (die verkürzte Version) zu lesen und ich werde deswegen auch nicht gleich konvertieren. Aber hey, wir haben täglich irgendwie mit dem Islam zu tun, warum sich also nicht ein bisschen informieren über diese durchaus spannende Religion. 


Anstatt "Willi wills wissen" und "Die Sendung mit der Maus" gibts darum heute "Der Monsieur wills wissen" und "Die Sendung mit dem Fischer".

Warum fasten die Muslime?

Fasten im Islam ist eine Form des Gottesdiensts. Das Fasten im Monat Ramadan gehört zu den sogenannten fünf Säulen des Islam, also zu den Hauptpflichten, die ein Muslim als Gottesdienst durchführt.

Wie wird im Islam gefastet?

Das Fasten im Islam heisst, dass der Muslim und die Muslima von Beginn der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang nichts isst, nichts trinkt und sich des Beischlafs mit dem Ehepartner enthält. Der gläubige Muslim soll demnach im Ramadan noch mehr als sonst darauf achten sich gänzlich von Sünde freizuhalten. Konkret: nichts Verwerfliches bewusst anschauen, nichts Schlechtes reden, auf nichts Böses hören und nichts Verabscheuungswürdiges tun.

Wer ist zum Fasten verpflichtet?

Die Fastenvorschrift im Monat Ramadan gilt für jeden geistig zurechnungsfähigen Muslim, Mann oder Frau, der die Pubertät erreicht. Die Pubertät kennzeichnet die Mündigkeit im Islam. Kinder, die die Pubertät nicht erreicht haben, werden ermutigt so viele Tage zu fasten wie sie können.

Gibt es Personen, die vom Fasten ausgenommen sind?

Nur wer das Fasten, so wie es im Islam/Koran vorgeschrieben ist, ohne gesundheitlichen Schaden durchführen kann, der ist auch zu diesem Gebot verpflichtet. Deshalb sind Kranke, Altersschwache, Schwangere, stillende Mütter, Frauen in der Menstruation , Leistungssportler und ähnliche Personengruppen von dieser Pflicht ausgenommen.

Wann beginnt die Fastenzeit?

In diesem Jahr, heute. Der Ramadan ist der neunte Monat im islamischen Mondkalender. Durch den verschiebt sich der Monat Ramadan 10 oder 11 Tage pro Jahr nach vorne und durchschreitet allmählich alle Jahreszeiten. Ein Muslim wird im Laufe seines Lebens deswegen Fastentage sowohl im Winter mit kürzeren Tagen, als auch Fastentage im Sommer, an denen die Tage lang sind und das Fasten schwieriger wird erleben. Wäre eine bestimmte feste Jahreszeit für das Fasten festgelegt, würde das für manche der Anhänger des Islam in verschiedenen Erdteilen einen dauernden Vorteil, für andere wiederum eine ständige Benachteiligung bedeuten. 

Was ist die Wortbedeutung von Ramadan?

Ramadan ist Arabisch und wird von der Wortwurzel ramida oder arramad abgeleitet, was “brennende Hitze und Trockenheit”, speziell des Bodens bedeutet. Aus der gleichen Wurzel kommt ramdaa - sonnengebrannter Sand. Dies deutet auf das Hitzegefühl im Magen hin, das vom Durst erzeugt wird. Manche erklären auch das damit, dass der Ramadan die Sünden ausbrennt wie die Hitze den Boden.

Ist es nicht ungesund beim Fasten auch nichts trinken?

Die Gesundheit steht im Vordergrund. Wenn aber die Voraussetzung für das Fasten erfüllt ist, nämlich die körperliche Fitness, ruft die fehlende Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme vom Beginn der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang auch keine gesundheitlichen Schäden für den Fastenden hervor. Zudem bewirkt der Verzicht auf Nahrung, dass man weniger Durst verspürt.

Welche Mahlzeiten werden im Monat Ramadan fürs Fastenbrechen zubereitet?

Dies hängt von den jeweiligen Essgewohnheiten und dem kulturellen Hintergrund des fastenden Muslims ab: Harrira, Brek, Schebakia, Beghrir, Slilu, Rghaif... kurz, leckere Speisen aus dem Orient. Häufig zubereitet mit Blätterteig, gefüllt mit Gemüse und Fleisch. Es liegt aber auch mal ein frisches Tirami Su drin. Viele geniessen die Atmosphäre des Zusammenseins mit der Familie und Freunden beim Abendessen. Gegenseitige Besuche und Einladungen zum Fastenbrechen sind an der Tagesordnung. Das gemeinsame Fastenbrechen findet auch oft in den jeweiligen Moschee-Gemeinden statt, in denen manchmal sogar jeden Tag im Ramadan leckeres Essen ausgegeben wird.

Wie können Nichtmuslime ihre fastenden Arbeitskollegen unterstützen?

Arbeitgeber, Kollegen, Lehrer und so weiter können helfen indem sie versuchen die Bedeutung des Ramadan zu verstehen und den betreffenden Muslim nach Möglichkeit körperlich weniger beanspruchen. Besondere Berücksichtigung könnten zum Beispiel Anfragen nach Urlaub, der Wunsch nach flexibleren Arbeitszeiten am Morgen und am Abend sein.

Wird am Ende des Ramadans ein Fest begangen?

Oh ja. Das Id al-fitr oder Zuckerfest, einer der beiden höchsten Feiertage im Islam, ist ein ausgelassenes Fest. Nach den Anstrengungen der Fastenzeit ist es ein Anlass für Familien, Freunde und Gemeinden sich gegenseitig einzuladen und zusammen zu kommen. In muslimischen Ländern finden Lichterumzüge und Volksfeste statt. Viele Clubs in Berlin, Marseille oder London knüpfen an diese Tradition an und organisieren ein Fest zum Abschluss der Fastenzeit als jährlichen Event für Muslime und Nicht-Muslime. Es ist eine Einladung zum gemeinsamen Feiern, Speisen und Diskutieren; zum Schauen, Zuhören und Kennenlernen. Und gleichzeitig ist es eine Hommage an die Vielfältigkeit dieser Städte und ihrer grossen muslimischen Gemeinden. 

Können Nichtmuslime an muslimischen Veranstaltungen im Ramadan teilnehmen?

Grundsätzlich kann jeder an einer muslimischen Veranstaltung teilnehmen, weil dies zu einem besseren gegenseitigem Verständnis beitragen kann. Deswegen sind Nichtmuslime eingeladen sich ein eigenes Bild und einen Eindruck über den Ablauf der Veranstaltungen der Muslime auch im Ramadan zu machen. So können sie zum Beispiel in einer Moschee bei den allabendlichen Gebeten anwesend sein. Muslime freuen sich auch, wenn sie Interessierte und Nachbarn zum Fastenbrechen beim grossen Abschlussfest begrüssen können. Auch im Aargau gibt es übrigens zahlreiche Möglichkeiten, bei diesem öffentlichen Iftar teilzunehmen. Die Termine und Orte gibts auf der Homepage beim Verband Aargauer Muslime.  

Quelle: Islam.ch

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