19. Juli 2012

PSG, der doofste Club der Welt

Nun, ich habe noch nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich den französischen Fussballclub Paris Saint Germain, kurz PSG, doof finde. Das liegt nicht nur daran, dass mein Herz für Marseille schlägt, sondern vor allem den faschistischen Paris Fans, "Ici c'est Paris!" pflegt man in der Hauptstadt zu sagen. Meine Antipathie liegt aber ebenso an den überheblichen Clubverantwortlichen. Gegen die ehemaligen Spieler kann ich nicht einmal etwas sagen, denn die spielen in den wenigsten Fällen (Ausnahmen sind Anelka, Le Guen, Djorkaeff oder Ginola) in der französischen Liga eine Rolle. Paris ist halt lediglich Durchschnitt. Erst im Jahr 1970 gegründet hat der Club gerade mal zwei Meistertitel geholt und verfügt über null Tradition. Die Präsidenten kamen und gingen, ebenso lief es mit den Investoren. Und eben, immer wieder fallen die "Fans" des künstlich am Leben erhaltenen Clubs mit negativen Schlagzeilen auf. Ein paar Beispiele aus der jüngsten Geschichte gefällig?


Am Abend des 23. November 2006 kam es im Anschluss an das UEFA-Pokal-Spiel gegen Hapoel Tel Aviv zu einem schweren Zwischenfall. Nach der 2:4-Niederlage ihres Vereins verfolgten bis zu 150 gewaltbereite, rechtsextreme Hooligans einen Tel-Aviv-Fan mit einer israelischen Flagge. Daraufhin kam diesem ein in zivil gekleideter, schwarzer Polizist zu Hilfe, der mit dem Israeli der massiv rassistisch beleidigt, bedroht und geschlagen wurde. Als sich der Einsatz von Tränengas als zwecklos erwies, griff der Beamte, der sich mehrfach als solcher ausgewiesen hatte, zur Waffe und erschoss dabei ein Mitglied der rechtsextremistischen Fangruppe "Boulogne Boys". Einen Tag später kam es zu einer Demonstration vor dem Parc des Princes, bei der die sofortige Auflösung des Clubs, dessen Fans schon des Öfteren durch extrem gewaltbereites Auftreten aufgefallen waren, gefordert wurde. Am 29. März 2008 präsentierten wieder die "Boulogne Boys" beim Ligapokalendspiel gegen den RC Lens ein Spruchband mit der Aufschrift "Pädophile, Arbeitslose und Inzest-Gezeugte, willkommen bei den Nordfranzosen". In der Saison 2009/10 kam es wiederholt zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen zwei Fangruppen von PSG, die einerseits auf der Tribune Boulogne, andererseits auf der Tribüne Auteuil im Stadion beheimatet sind und sich zumindest mehrheitlich auch von ihren Wohnorten und ihrer sozialen Zugehörigkeit unterscheiden: Erstere sind eher Bewohner der Stadt Paris und der wohlhabenderen westlichen Vorstädte, Letztere werden eher der nördlichen und östlichen Banlieue zugerechnet. Bei diesen Auseinandersetzungen gab es erneut ein Todesopfer. 

Noch Fragen? Und dieser Verein präsentiert in den letzten Tagen einen Transfer nach dem anderen. Zlatan Ibrahimovic wurde am Mittwochmittag im Pariser Prinzenpark vom französischen Vizemeister offiziell vorgestellt und unterschrieb einen mit jährlich rund 14 Millionen Euro netto dotierten Dreijahresvertrag. Und woher kommt das Geld? Von den Scheichs aus Katar. Da nimmt der PSG-Fascho-Fan dann den zum Hitlergruss gestreckten rechten Arm gerne mal für einen Moment runter. Zumindest so lange, bis der Scheich das Geld überwiesen hat. Zuvor hatte PSG bereits den brasilianischen Verteidiger Thiago Silva an die Seine gelockt. Für da Silva (Fünfjahresvertrag) und Ibrahimovic überweist der zweimalige französische Meister insgesamt rund 62 Millionen Euro an den AC Mailand. Der Kaufrausch bei PSG, das in diesem Sommer zudem noch den argentinischen Offensivspieler Ezequiel Lavezzi (SC Neapel) und Mittelfeldtalent Marco Verratti (Pescara) unter Vertrag genommen hat, ist aber noch lange nicht beendet. Wie die L'Équipe berichtet, sollen auch noch der Brasilianer Kaká von Real Madrid und Mailands Robinho auf der Einkaufsliste der Scheichs stehen. 


Aber eines kann sich auch der Scheich nicht kaufen: Respekt, Tradition und Geschichte. Dafür dass der PSG in der französischen Hauptstadt zu Hause ist, hat der Verein nur sehr wenige Fans zu bieten. Olympique de Marseille dagegen hat seit Jahren Support in ganz Frankreich, laut Umfragen ist es der Club mit den meisten Fans im ganzen Land. Entsprechend kommen die OM Spiele auch regelmässig im TV, während PSG da eher ein Mauerblümchen-Dasein fristen musste. Eben, wer keine Titel holt und nur mit rechtsextremen Zwischenfällen von sich reden macht, der ist in einem Multikultistaat wie Frankreich eh nicht wirklich beliebt. Aber das soll sich nun ändern, mit den Transfers will man sich Erfolge erkaufen. Erst den Titel im Land und dann die Champions League holen... das mag gelingen, klar. Chelsea, Barca und Co. haben es vorgemacht, aber deswegen wird man PSG in Frankreich trotzdem nicht respektieren. Ganz im Gegenteil sogar. Zwar berichten die Zeitungen gerade täglich über den Verein, während OM derzeit am kränkeln ist. Aber das Interesse wird bald wieder schwinden und erst nehmen tut man PSG unter den Fans der anderen Clubs sowieso nie. Denn wer nicht gegen diese faschistischen Auswüchse vorgeht, der hat schlicht keinen Respekt verdient! 

Paris, Paris en t'encule! 

15. Juli 2012

In Vino Veritas - manchmal

"Blog doch mal über Wein!", hiess es gerade vorhin hier bei uns im Wohnzimmer. Gesagt, getan. Immerhin ist es noch nicht lange her, seit dem letzten Glas Wein. Korrekterweise war es ja Moscato, heute zum Brunch. Aber geht ja irgendwie in die Richtung. Nun, es war letzte Woche, als wir zu einem leckeren Abendessen einen guten Wein aufmachen wollten. Aber die Sache mit dem guten Wein gestaltete sich gar nicht so einfach. Über die Jahre haben sich bei mir ein paar Wein-Reserven angesammelt, von denen ich der Überzeugung war (man beachte die Vergangenheitsform), sie würden zum Besten gehören, was mein Gaumen je erleben wird. Vorallem Weine aus Frankreich waren dabei, welche ich zum Teil direkt vom Winzer, an Messen aber auch im Supermarkt gekauft hatte. Gute Trauen, grosse Namen und zum Teil auch stolze Preise. Man liess sich damals vom Winzer sogar noch erklären, nach wieviele Jahren der Wein perfekt sei und so weiter. Nun gut, erste Flasche daher, datiert noch aus dem letzten Jahrtausend. Schon der Kork war irgendwie komisch, in der Nase roch es noch komischer, die Farbe erinnerte an einen Malkasten und der Geschmack abscheulich. Flasche Nummer 2, ebenfalls 1999er. Ein Italiener, der sich angeblich besonders gut lagern lässt. Gleicher Ablauf und gleiches Ergebnis, ungeniessbar. Nicht etwa, dass ich dies Weine schlecht gelagert hätte und auch beim Umzug hat man ihnen immer Sorge getragen. Aber irgendwie war uns das Glück nicht hold. Die vierte Flasche war dann schliesslich gut und passte auch hervorragend zum Rindfleisch. 


Mein Vater hat vor einigen Jahren ein ähnliches Debakel mitgemacht. Er hatte früher ein ganz tollen Weinkeller mit vielen Trouvaillen drin. Aber irgendwie wollte es der Zufall häufig so, dass wenn er "eine gute Flasche" aufgemacht hat, prompt irgendwas damit nicht gestimmt hat. Auf jeden Fall liess er das mit dem Weinsammeln dann auf einmal und schaute sich lieber nach guten Aktionen, günstigen Importen und ähnlichem um. Sprich, Weine also, die schon gelagert wurden und entsprechend trinkfertig sind. So hab ich in den letzten Jahren bei ihm nie mehr einen schlechten Wein gehabt. Immer Spitzenweine zu anständigen Preisen. Inzwischen hab ich mich auch auf dieser Schiene eingefahren, lieber mal im Coop oder Denner eine Kiste von einer Sorte kaufen, wo ich weiss das sie schmeckt oder dann an einer Messe zu einem - mehr oder weniger - fairen Preis ein paar Flaschen bestellen. Die man dann aber auch gleich trinken kann, ohne dass man sie erst lange lagern muss. Weil eben, einen richtigen Weinkeller hab ich nicht und es muss nur ein oder zweimal die Sonne darauf scheinen oder Luftfeuchtigkeit spielt mal wieder verrückt und schon ist es passiert... 

Wir waren übrigens in den letzten Wochen gleich ein paar Mal zu Hochzeiten eingeladen (Danke an dieser Stelle!) und da gab es auch den einen oder anderen feinen Tropfen zu geniessen. Und auch die Flaschen, die man geschenkt kriegt, sind in den allermeisten Fällen auch nicht von schlechten Eltern. Fazit, auch wenn letzte Woche ein paar Nieten dabei waren - ich lasse mir die Freude an gutem Rotwein nicht nehmen und finde es auch weiterhin faszinierend, was man aus so ein paar Weintrauben leckeres herstellen kann. In diesem Sinne, Prost! Und jetzt ab in den Knie.

12. Juli 2012

Generation Oversexed, But Underfucked!

Schon einmal was vom Buch "Shades of Grey" gehört? Mir ist dieser Titel in den letzten Tagen gleich mehrfach über den Weg gelaufen. Egal ob im Radio, der Zeitung oder im TV. In der Flimmerkiste gab es zum Beispiel bei RTL Extra am Montagabend einen ausführlichen Bericht darüber. Interviewt wurde unter anderem die Sexpertin Vanessa del Rae aus Deutschland, aber auch die Schweizerin Nana Thürler, welche ich über Facebook kenne. Und was bitte hat nun dieses Buch damit zu tun? Der SM-Roman "Shades of Grey" ist in den USA, Kanada und Grossbritannien DER Sensationserfolg des Jahres, machte Autorin E.L. James bereits zur Millionärin. Harry Potter und die Vampir-Geschichten lassen grüssen... Jetzt ist der Roman auf Deutsch erschienen. Zum Inhalt: Die 21-jährige Jungfrau Anastasia trifft den Milliardär Christian Grey, der an ihr seine sadistischen Neigungen auslebt. Anastasia spielt mit, lässt sich sexuell versklaven, probiert alles aus, wird gefesselt, geschlagen, erniedrigt. Tja und eben, dieses Buch ist der Bestseller des Jahres. Laut Umfragen kaufen zudem mehr Frauen als Männer den Schinken. Moderne Welt, oder? 

Nun, Sex ist so alt wie die Menschheit und die Grundvoraussetzung für unser Bestehen. Dennoch hat die Sexualität in den letzten Jahrzehnten einen Wandel durchlebt.War Sex in den 50er-Jahren offiziell nur mit Trauring erlaubt, so sorgten die Aufklärungsfilme von Oswalt Kolle ab 1968 für eine befreiende Veränderung. Plötzlich wurde über das Liebesspiel gesprochen – wenn auch noch hinter vorgehaltener Hand. Eine heute berühmte Aussage einer seiner Kritiker war: "Herr Kolle, Sie wollen wohl die ganze Welt auf den Kopf stellen, jetzt soll sogar die Frau oben liegen!". Und als 1961 die Pille eingeführt wurde, waren Frauen auf einmal von der Angst vor ungewollten Schwangerschaften befreit. Doch auch Beate Uhse hat aus Sex ein für beide Geschlechter offenes Thema gemacht. "Außereheliche Gemeinschaften waren vor 60 Jahren noch strafbar", sagt Sex-Coach Vanessa del Rae in der BILD-Zeitung. In ihrer Berliner Praxis für Sinnlichkeit und Sexualität spricht sie mit Paaren und Einzelpersonen über Liebe, Lust und Zärtlichkeit. Beate Uhse hat sich für die Rechte der Frauen eingesetzt, indem sie 1962 in Flensburg ein sogenanntes "Fachgeschäft für Ehehygiene" eröffnete. Es gilt als der erste Sex-Shop der Welt.  

Zurück zum Buch, sorry, Bestseller. SM, die neue Mode? "Sadomasochistische Praktiken wurden bereits Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr. grafisch dargestellt", sagt die Frau ausm RTL, Vanessa del Rae. Auch im Kamasutra – zwischen 200 und 300 nach Christus geschrieben – werden alle Arten lusterfüllter Schmerzenslaute beschrieben. Rollenspiele, SadoMaso, Fetischismus, Swingerclubs, Cybersex: Erlaubt ist, was gefällt. Unter der Voraussetzung, dass alle Beteiligten damit einverstanden sind. Eine aktuelle Studie belegt, dass heute 93 Prozent der Frauen offen für sexuelle Experimente sind. Auf den vordersten Plätzen der Fantasien finden sich Geschichten wie, Flotter Dreier, Sex mit 2 oder mehr Männern, Sex mit einem Unbekannten, vom Mann dominiert oder gefesselt ausgeliefert zu sein. Und, man lese und staune, Gewaltfantasien... Ist der Erfolg von "Shades of Grey" also gar kein Zufall? Einen entscheidenden Beitrag zu diesem ungehemmten Umgang mit Sexualität leisten scheinbar die Medien: "Der weitgehend freie Zugang zu pornografischen Filmen und Büchern, in denen Sex facettenreich dargestellt wird, trägt dazu bei, Bedürfnisse zu wecken und die Fantasie anzuregen. Das kann belebend für eine Partnerschaft sein oder Mut machen, Neues zu probieren", sagt Sex-Coach del Rae gegenüber BILD und dem RTL. Aber es sorgt auch für das sexuelle Gefühl einer ganzen Generation: Oversexed, but underfucked! 

Überall werden wir mit dem Thema Sex konfrontiert und zugemüllt. Dadurch wächst der Druck von aussen wievon innen, regelmässig Sex haben zu MÜSSEN und vermeintlichen Standards (vier Mal die Woche Sex ist angeblich normal) zu entsprechen. Und simple bzw plumpe Pornografie manifestiert dieses Gefühl dann noch: In wenigen Sekunden kann man übers Netz Sex konsumieren – aber nicht haben. Doch ihre jederzeit freie Verfügbarkeit macht Sexualität zu einem scheinbar ungezwungenen Thema des Alltags. Nie haben die Menschen offener darüber gesprochen. Von Analsex bis Zungenspiele – Tabuthemen gibt es kaum noch. Zumindest in lockerer Runde, nach ein paar Glas Wein. Aber die Doppelmoral bleibt weiterhin bestehen, man gibt nur soviel Preis, als dass man dann vom Gegenüber seine Geheimnisse erfährt. Um danach hinter hervorgehaltener Hand darüber zu lästern. Aber eben, vielleicht gibt es ja genau darum solche Bücher, wie der Bestseller von E.L. James. Ich frage mich bloss, ob das letzte Tabu alsbald auch  gebrochen wird: In einer Welt, in der Jugendlichkeit und Unsterblichkeit die grössten Wünsche der Menschheit zu sein scheinen, wird mit sexuellen Bedürfnisse der älteren Generationen gefremdelt. Sex im Alter ist das letzte erotische Tabu.Warum nur? Weil wir uns selber nicht mit dem Alter befassen wollen und darum dieses Thema getrost ausblenden.


Quelle: RTL und Bild

8. Juli 2012

Ohne Worte

Entdeckt in einer sehr inoffiziellen Maienzug-Ausgabe der AZ. Wer hinter der handgemachten Zeitung steckt, lässt sich nur vermuten. Sachdienliche Hinweise nehme ich sonst gerne entgegen ;-) Nun, einige Texte im vierseitigen Blättchen waren echt originell, den Hitler-Guignard Vergleich fand ich dann aber eher kritisch. Aber über Humor und Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Jedem wie es gefällt.

Mehr zum Maienzug, vor allem Fotos, gibt es im Facebook und im Laufe dieser Woche hier im Blog und in der Zeitung... nein, nicht in dieser gefakten AZ hier.


4. Juli 2012

Heiter bis bewölkte Vorfreude

In der Stadt Aarau laufen die Vorbereitungen auf das Fest der Feste auf Hochtouren. Nur die Wettermacher wollen uns dieses Jahr scheinbar in die Maienzugsuppe spucken. Darum der Aufruf an Petrus, Bucheli und Co.: Merkt euch den Teil mit "Höt wämmer alli glöcklich sii"! und gebt euch etwas Mühe. Ab dem Samstag könnt ihr es dann wieder schiffen lassen...

Es grüsst herzlich das Aktionskomitee für einen sonnigen Maienzug 2012.