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21. Juni 2011

Und jetzt auch noch die Sportschau

Irgendwie kann man sich in diesen Tagen aber auch so auf rein gar nichts mehr verlassen. Als ob die eigentlichen Baustellen des Lebens nicht reichen würden, droht jetzt noch die Gefahr, dass die 50 Jahre alte ARD Sportschau den Bach runter geht. Vorbei mit den Fussballspielen, jeden Samstag um 18 Uhr im Ersten. Ein Witz? Nein, wer die Ergebnisse der Verhandlungen zwischen der DFL und den Medien anschaut, kann durchaus diese Entwickling da rein interpretieren. Denn die Deutsche Fussball Liga  DFL hat hat ab der Spielzeit 2013/14 eine Verhandlungsoption mehr. Neben der aktuellen Aufteilung: Sky zeigt die Liga live und die Sportschau bringt vor acht Uhr eine Zusammenfassung der Partien und das ZDF kriegt das Abendspiel, könnten die Highlights nun statt in der ARD bald im Internet laufen. Richtig gelesen, im World Wide Web. Die erste Free-TV-Auswertung der Rechte würde auf einen späteren Zeitpunkt am Samstag rutschen, was wiederum die Exklusivität für Sky erhöht und die Attraktivität der ARD weiter senkt.  


Das klingt alles nicht so, als ob die Liga ein sonderlich grosses Interesse daran hätte, weiterhin auf die 50jährige ARD-Sportschau als wichtigsten Free-TV-Partner zu setzen. Bereits vor Wochen kündigte beispielsweise Yahoo an, dass man ernsthaft die Möglichkeit prüfen würde, in einem Poker um die deutschen Fussball-Rechte einzusteigen. Auch die Telekom mit ihrem großen T-Online-Portal und ihrem eigenen IPTV-Angebot T-Home dürfte ein gewisses Interesse an den Spielen von Bayern München, Borussia Dortmund und Co. haben. Dass diese Ideen keine reine Utopie sind zeigt das Beispiel Frankreich, dort hat sich der Telekommunikationsanbieter Orange gewisse Liga-Spiele gesichert, die kann man dann entweder übers Smartphone oder den Computer anschauen. Ebenso gibts nach jedem Spieltag eine komplette Zusammenfassung mit allen Toren, direkt übers Telefon, iPad oder den Laptop.

Zurück nach Deutschland. Die ARD wird nicht bereit sein, die Fussball-Zusammenfassung erst nach der 20 Uhr-"Tagesschau" zu zeigen. "Die Bundesliga ist nach 20.00 Uhr bereits einmal grandios gefloppt, und sie wird wieder floppen. Aber nicht in der ARD, denn daran haben wir kein Interesse", sagte Steffen Simon, als WDR-Chef verantwortlich für die Sportschau, in einem Interview. Der Moderator glaubt jedoch auch nicht, dass die Zuschauer eine Web-Sendung wirklich lieben würden. Und tatsächlich denke ich auch, dass man zwar gerne auf Youtube mal schnell ein Filmchen guckt, aber sich um 18 Uhr für zwei Stunden vor den Rechner zu setzen... ich weiss es nicht.  Und dann noch die Vorstellung, dass man nicht alleine, sondern in Gesellschaft schauen will? Klar, es gibt heute schon tolle TV-Geräte, welche Sendungen direkt aus dem Internet streamen. Die stark steigenden Zugriffs- und Nutzungszahlen der Mediatheken zeigen, dass die Nutzer immer häufiger bereit sind, sich längere Sendungen online anzusehen. Aber dafür dann auch noch bezahlen? Ich habe meine Zweifel. 

Traurig find ich an der ganzen Geschichte, dass man sich halt in der heutigen schnelllebigen Zeit wirklich so ziemlich auf gar Nichts mehr verlassen sollte. War die Sportschau in der ARD über Generationen die wohl beliebteste Fussballsendung überhaupt, muss man nun befürchten, dass sie bald vom Bildschirm verschwinden wird. Und so geht es doch in überall. Sei es privat, geschäftlich, gesellschaftlich. Was nicht zeitgemäss ist oder nicht mehr ins aktuelle Konzept passt, wird kurzerhand abgeschafft. Traditionen mit Füssen getreten. Ich will hier bestimmt nicht den Spruch bringen, dass früher alles besser war. Aber immerhin hat man sich doch an gewissen Werten orientiert, die nicht nur schlecht waren. Und so erinnere ich mich gerne an die Zeit, wenn mein Vater (ja sogar mein Grossvater) am Samstag punkt 18 Uhr mit einem Pastis und ein paar Salznüsschen vor dem TV Gerät sass und ich mich dazu gesellen durfte, während man den Spielern von Bayern München oder Borussia Dortmund bei der Arbeit zuschauen konnte.

Wie sich Sparmassnahmen, die Verwässerung der Inhalte oder Lizenzpoker aufs Programm auswirken können sieht man beim Schweizer Fernsehen. Fussball aus der Challenge League gibts zum Beispiel nicht mehr und die Zuschauerzahlen bei allgemeinen Programm sind auf einem der tiefsten Level aller Zeiten angelangt.

8. Juni 2011

RIP Kino.to - na und?

Und weg ist sie, die Webseite aller Streamingfans! Die Seite Kino.to war der Filmindustrie seit Jahren ein Dorn im Auge. Jetzt hat die Generalstaatsanwaltschaft Dresden das Portal abgeschaltet und die Domain beschlagnahmt. Alles deutet auf einen lange geplanten Schlag gegen die bösen bösen Raubkopierer hin: In mehreren Ländern, u.a. Spanien, Frankreich und den Niederlanden, gab es Hausdurchsuchungen, 13 Personen wurden verhaftet. Allein in Deutschland durchsuchten über 250 Polizisten und Steuerfahnder zeitgleich über 20 Wohnungen, Geschäftsräume und Rechenzentren.

Anlass dieser radikalen Massnahme ist der sog. "Verdacht der Bildung einer kriminellen Vereinigung zur gewerblichen Begehung von Urheberrechtsverletzungen", wie die Generalstaatsanwaltschaft mitteilt. Auf der Webseite Kino.to ist seit heute nur noch diese Einblendung zu sehen:

Während Kino.to offiziell immer angab, nur als eine Art Aggregator Streams von aktuellen Filmen zu sammeln und bereitzustellen, hat die Staatsanwaltschaft nach eigenen Angaben Hinweise, die das widerlegen sollen. Es gebe Indizien auf eine enge Verflechtung von mehreren Streamhostern mit der Portalseite. Zudem ermittelt die Behörden darum gegen weitere File- und Streamhoster von Raubkopien, zu denen Links auf kino.to zu finden waren. Kino.to gehörte mit 5,1 Millionen Unique Visitors pro Monat zu den 70 beliebtesten Seiten Deutschlands. Es war das mit Abstand grösste Portal für Streamhoster von Spielfilmen.

Bloss, Kino.to ist auch nur eine Art Baueropfer. Denn wer Filme und Serien übers Internet konsumiert, wechselt nun einfach zum nächsten Anbieter; es gibt schliesslich mehr als genug Alternativen im WWW. Zudem haben die Kino.to Betreiber heute Abend über Twitter angekündigt, dass das Thema noch nicht abgeschlossen sei und man demnächst unter neuem Namen wieder an den Start gehen will. Das Katz- und Mausspiel zwischen Filmindustrie und Usern wird - analog den MP3 - also so lange weitergehen, bis es bezahlbare, gute und legale Streamingdienste gibt. Apple machts mit dem iTunes Store vor, aber auch dieses Angebot ist noch ausbaufähig - da zu teuer und die Filme zu wenig aktuell. Kommt dazu, dass wir in der Schweiz in Sachen Filesharing nicht ans EU Recht gebunden sind und darum sowieso einen Sonderstatus geniessen. In diesem Sinne, schade zwar um Kino.to aber wie heisst es so schön: Der König ist tot, lang lebe der König!

ICF - ein Wolf im Schafspelz

Wer hat gestern Abend den "Club" im Schweizer Fernsehen angeschaut - oder besser hat ihn sich angetan? Ich war dabei, obwohl ich eigentlich mit einem ganz anderen Thema gerechnet hatte: Ich dachte ja, da heute in Bern die grosse Atomdebatte auf dem Programm steht, es gäbe noch eine Art Vorschau auf diesen vielleicht historischen Parlamentsentscheid. Nix wars, es ging um religiöse Heiler. Aufhänger für dieses Thema ist der Auftritt des umstrittenen Predigers Reinhard Bonnke am kommenden Weekend im Hallenstadion Zürich, beim sogenannten "The Big 15". Der Prediger und Missionar Bonnke versetzt Menschenmassen auf der ganzen Welt in blinde Euphorie, weil er behauptet, dass durch ihn Blinde wieder sehen und Taube wieder hören können. Er verspricht, wie Jesus himself, schlimmste Krankheiten heilen zu können. Am Pfingstsamstag predigt er vor ein paar tausend gläubigen Christen in Zürich, auf Einladung der selbsternannten Freikirche ICF. Freikirche? Für mich ist die International Christian Fellowship ICF eine Art Sekte, welche erzkonservative Inhalte verbreitet. Ich kenne eine Handvoll Menschen, die vor einiger Zeit auf den ICF-Zug aufgesprungen sind und inzwischen nicht mehr sich selbst sind. Oder anders gesagt, sich so verändert haben in ihren Ansichten und ihrem Wesen, dass da - meine Meinung! - nur eine zünftige Gehirnwäsche dahinterstecken kann.


In der Schweiz verdanken wir die ICF dem Leo Bigger - er war gestern Abend auch zu Gast im Club beim Schweizer Fernsehen. Wenn man ihn anschaut, dann könnte man denken er sei gerade erst von Take That abgesprungen und mache nun eine Solokarriere als Popstar. Doch, es ist schon ein paar Jahre her, da hab ich als Journi diesen werten Herrn einmal getroffen. Unser Gespräch war sehr kurz, aber meine Meinung war auch schnell gemacht. Tja und da ich ahne wie die Anwälte von ICF funktionieren, belasse ich es nun auch mit weiteren Meinungsäusserungen zu diesem Thema. Ich möchte aber gerne aus der WOZ vom 4. November 2010 zitieren. Printjournalist Carlos Hanimann hat Leo Bigger fast 3 Stunden lang interviewt, die ICF durchleuchtet und unter dem Titel "Der Seelenfänger von Zürich" ein eindrückliches Profil erstellt:

"Irgendwann verliert er die Beherrschung. Seit zwei Stunden lässt sich Leo Bigger befragen – über Gott und über die Welt. Im wörtlichen Sinn. Bigger ist Senior Pastor der International Christian Fellowship (ICF), der grössten Freikirche in der Schweiz. Er wählt seine Worte sorgfältig, wägt ab, relativiert. Er gibt sich offen, tolerant, ausgeglichen. Keineswegs der christliche Fundamentalist, als der er mir vorgängig beschrieben wurde, für den nur die Bibel zählt, der die Welt in Gut und Böse einteilt, in Christen und Nichtchristen, in Himmel und Hölle. Doch dann redet sich der Pastor plötzlich in Rage. In Frankreich sei es einfacher, eine Moschee zu bauen als eine Freikirche. Er verschränkt die Arme. Wartet. Er spreche aus Erfahrung, sagt er dann, und um seiner Aussage Nachdruck zu verleihen: «Ich habe nichts gegen Moslems, aber es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Frankreich ein muslimisches Land ist.» Der Satz kommt unerwartet. Bigger legt den Kopf nach hinten, streckt sein Kinn trotzig nach vorne. Ist das sein Ernst? Oder nur Provokation? «Und in der Schweiz?», frage ich. «Besteht diese Gefahr auch hier?» – «Ja, logisch. Dort, wo man die Moslems reinholt, ist das nur eine Frage der Zeit.»

Leo Bigger, gebräuntes Gesicht, blonde Kurzhaarfrisur, trägt ein weisses Poloshirt, das er vorne über der Gürtelschnalle in die Hose gesteckt hat, leicht zerrissene Jeans und eine schwarze Jacke. In der Linken hält er einen Kaffeebecher, in der Rechten eine Bibel mit orangem Umschlag, die er sich unter den Arm klemmt, um uns zu begrüssen... Wir folgen Bigger in die grosse Halle. Das alte Fabrikgebäude auf dem Maag-Areal dient der ICF-Gemeinde seit 2003 als Kirche. 3500 Quadratmeter, verteilt auf drei Stockwerke: Seminarräume, Arbeitsplätze, ein Café – und natürlich die sogenannte Celebration Hall, wo an diesem Tag vier Gottesdienste, eine Kindersegnung und eine Taufe stattfinden. 35 000 Franken Miete zahlt die Freikirche jeden Monat. Neunzig Prozent der Kosten deckt sie durch regelmässige freiwillige Spenden, den biblischen Zehnten, den ihr die Anhänger abliefern. Rund zehn Prozent erhält die ICF über Kollekten während des Gottesdienstes. Insgesamt macht das pro Jahr in der Schweiz 4,2 Millionen Franken Einnahmen...

Bis zu 3000 Gläubige kommen jeden Sonntag hierher, um Pastor Leo predigen zu hören, mit ihm zu beten und Gott zu lobpreisen. Aber eineinhalb Stunden vor der ersten Celebration, wie der Gottesdienst in der ICF heisst, ist die Halle kalt und leer. Knapp zwei Dutzend Freiwillige und Angestellte sitzen auf anthrazitfarbenen Plastikstühlen und lauschen aufmerksam einer jungen Frau, die fröhlich den Tagesablauf erklärt: Celebrations, Theaterstück, Klaviersolo des zwölfjährigen Cédric, Kindersegnung – und am Abend die Taufe als Höhepunkt, für die in der Hallenmitte ein kleines Bassin aufgestellt wird. Sie gilt als eigentliche Initiation, sie ist das Bekenntnis zu Jesus: Die erwachsenen Frauen und Männer, die sich taufen lassen, schliessen mit ihrem alten Leben ab und versprechen, ihr Leben fortan mit Gott zu gehen.

Mittendrin sitzt auch Leo Bigger... Die Stimmung ist gut, fast schon unwirklich: keine Morgenmuffel, keine Müdigkeit, kein Misstrauen. Im Gegenteil: Freundlichkeit überall, Offenheit, Herzlichkeit. Es scheint, als wären die Anwesenden auf unseren Besuch vorbereitet...

Bigger wuchs in Buchs im St. Galler Rheintal in einer katholischen Familie auf, besuchte wöchentlich die Kirche, war später Minis­trant, pilgerte einmal im Jahr mit der Familie nach Einsiedeln. Er fand das «megageil» und «krass». So redet Bigger, der 42-jährige Kopf der ICF. Ein Erwachsener mit Jugendsprache. Auf den ersten Blick scheint das aufgesetzt, künstlich. Aber Bigger hat die Rolle des coolen, jung gebliebenen Priesters in den letzten fünfzehn Jahren so verinnerlicht, dass er sich tatsächlich immer so ausdrückt. Seit 1996 leitet er die Freikirche... Leo Bigger verkörpert die ICF wie kein anderer. So, wie er auftritt, ist auch die Kirche: modern in der Erscheinung, erzkonservativ im Inhalt.

Er gab der Kirche ein modernes Kleid, nur zwei Sachen waren für ihn unantastbar: Gott und die Bibel. Angelehnt an angelsächsische Evangelikale, ist die ICF heute eine eigentliche MTV-Kirche: multimedial, poppig, massentauglich. Ihre Botschaft verbreitet sie auf allen Kanälen: in der Kirche, über Face­book und Twitter und neuerdings auch im Fernsehen auf den Privatsendern StarTV und Das Vierte...

Einen Monat lang besuchte ich sonntags die Celebrations der ICF, sah mir alte Predigten von Leo Bigger und seiner Frau Susanna als Podcasts an und hörte christliche Lieder, sogenannte Worshipmusik. Die Botschaft war im Wesentlichen immer dieselbe: Gott liebt dich, Gott nimmt dich auf, wenn du so lebst, wie er es verlangt. Was fasziniert Tausende, vorwiegend junge Erwachsene an dieser Kirche, ihrer Botschaft und ihrem Priester? Warum verstehen aufgeklärte Menschen Homosexualität oder ausser­ehelichen Sex als Sünde? Warum erklären sie psychische Krankheiten mit dämonischer Besessenheit? Oder warum lehnen sie es ab, Harry Potter zu lesen, weil es in diesen Büchern um Zauberei und dunkle Mächte geht?...

Raphael wirkt entspannt, wenn er spricht, offen und ehrlich. Schon nach wenigen Minuten wird er persönlich und erzählt von den Schwierigkeiten in einer «Mischpartnerschaft mit Nichtgläubigen» und warum es richtig sei, mit dem Sex bis zur Ehe zu warten («Das hat mich davor bewahrt, ungewollt Kinder zu kriegen»). Meine Skepsis, was die konservativen Botschaften der ICF angeht, überstrahlt er mit einem Lächeln. Er weiss Gott auf seiner Seite. Daran kann niemand rütteln...

Die wöchentlichen Gottesdienste machen nur einen kleinen Teil des christlichen Lebens aus. «Mit Gott zu gehen» bedeutet, immer im Sinne Gottes zu handeln, die zehn Gebote dienen als Anleitung dazu. In internen Unterlagen der ICF, wo die Anforderungen für Leiter der Kirche festgehalten sind, tönt das beispielsweise so: «Er hat einen guten Ruf. Er ist ehrlich, lügt nicht. Er hat kein Problem mit Alkohol. Er hat einen guten Umgang mit Geld. Er hat keinen ungläubigen Partner. Er soll nur mit einer Frau verheiratet sein. Wer den Sex ausserhalb der Ehe auslebt, kann diesen Punkt nicht erfüllen.» In einem anderen Papier heisst es: «Du kannst nicht Christ sein ohne Mission, ohne zu dienen.» Oder zum Thema Selbstverantwortung: «Ich verstehe mich als treuer Verwalter meines Geldes und gebe Gott, was ihm gehört, indem ich den Traum von ICF finanziell mittrage.»

Trotzdem stellt sich die ICF gerne als weltoffene Gemeinde dar, verwahrt sich gegen den Vorwurf, dass sie sich und ihre AnhängerInnen abgrenze und eine eigentliche Parallelgesellschaft bilde. Auch die Vorwürfe, dass sie ihren AnhängerInnen das Geld aus der Tasche ziehe, weist die Freikirche vehement von sich. Das sei ein Versuch, die ICF als Sekte zu verunglimpfen. Aber auch für die konservativen Inhalte wird die ICF immer wieder kritisiert. Das Schwarz-Weiss-Denken, die Spannungen mit Nichtchristen, die engen gesellschaftspolitischen Ansichten – das alles verträgt sich kaum mit einer offenen, komplexen und uneindeutigen Welt...

Leo Bigger trinkt einen Schluck Wasser und schimpft über die Journalisten. Nach zwei Celebrations, einer Führung durch die ICF-Räumlichkeiten und einem längeren Gespräch mit dem Pressesprecher sitze ich Bigger in einem kahlen Büroraum gegenüber. Er lese keine Zeitungen, sagt er. Was da alles verdreht und gelogen werde. Einzig Radio Energy hört er manchmal, er mag den Sender. Mainstream, poppig, einfach gestrickt. «So wie ich auch bin. Das finde ich cool.» Aber was sogenannt seriöse Zeitungen schrieben, sei ärgerlich. Fast zwanzig Minuten lang wettert er drauflos. Einige Tage vor unserem Treffen war ein Zeitungsartikel über Bigger erschienen, der ihm unterstellte, den jungen AnhängerInnen jährlich Millionen abzuknöpfen. Bigger wirkt getroffen, verletzt, ein wenig unberechenbar wie ein angeschossener Löwe. Er ist in Verteidigungshaltung, spricht über die jahrhundertelange Verfolgung der Kirchen, über Hetzkampagnen, mit denen versucht werde, die ICF in die Sekten­ecke zu drängen. Er hätte jetzt mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen zu Mittag essen können, statt sich interviewen zu lassen. Es klingt wie eine Drohung: «Don’t fuck around with my time», sagt er, bevor ich endlich eine Frage stellen kann.

In der Folge sprechen wir über seinen katholischen Hintergrund, über seine Prinzipien, über die Botschaften, die er verbreitet. Dabei gibt sich Bigger äusserst tolerant und vorsichtig. Auch beim Thema Sexualität hält er sich zurück, relativiert. Er behauptet, dass es «tonnenweise» Schwule in der ICF gebe. «Die Kirche ist offen für jede Person.» Erst als ich frage, wie er es fände, wenn seine Söhne schwul wären, stockt er. «Dann hätte ich natürlich schon ein paar Fragen.»

Bigger ist ein Mann der Widersprüche, das wird in unserem fast dreistündigen Gespräch klar. Er predigt gegen den Schönheitswahn, gegen MTV, gegen den schnöden Mammon. Gleichzeitig könnte der trainierte Pastor, der sich einmal im Monat eine neue Frisur verpassen lässt, ebenso gut als hipper Moderator des Musiksenders durchgehen.

Bigger ist ein Versteckspieler. Im Gespräch weicht er aus und verliert sich in Anekdoten. Erst wenn er in die Ecke gedrängt und provoziert wird, sagt er beispielsweise: «Egal, ob jemand schwul ist, ausserehelichen Sex hat oder süchtig ist: Irgendwo ist in seiner Identität etwas verkrümmt. Das muss man geradebiegen.»

Bigger ist ein Fundamentalist – was sachliche Diskussio­nen fast verunmöglicht. Alles läuft auf die gleiche Antwort hin­aus. Jede Kritik, jedes Zweifeln wehrt er ab. Denn am Ende einer Fragereihe steht immer das endgültige, unüberprüfbare und dar­um unangreifbare Argument: Gott.

Bigger ist ein Provokateur. Er behauptet, mit Macht nichts anfangen zu können, betont aber während des Gesprächs immer wieder, wie viel Einfluss er und seine Kirche hätten. Obwohl sich Bigger als unpolitisch bezeichnet, steht er der SVP nahe, mag Blocher, weil der «es mal sagt». Und vielleicht funktioniert Bigger sogar nach einem ähnlichen Prinzip: Er gibt einfache Antworten, wo es keine einfachen Antworten gibt. Das lockt die Leute an. In ungewissen Zeiten sowieso. So fängt er die verlorenen Seelen ein.

Aber irgendwann verliert Bigger während des Gesprächs die Beherrschung. Er holt aus zu einer Tirade gegen den Islam, versteigt sich zu Verschwörungstheorien, wonach es einen muslimischen Plan gebe, Europa zu erobern, indem «die Araber» mehr Kinder zeugten als die Europäer. Er glaubt, dass die Schweizer ihr Land aus den Händen gäben, dass es nur noch eine Frage der Zeit sei, bis wir in einem «Moslemstaat» lebten. Er empört sich, dass die Journalisten versuchten, die ICF mit missionarischem Eifer zu bekämpfen, dass seinem Sohn in der Schule beigebracht werde, dass der Mensch vom Affen abstamme, dass den Landeskirchen vom Staat «das Geld in den Arsch» geschoben werde. Der Rundumschlag dauert eine halbe Stunde."

Der obige Beitrag besteht aus Auszügen aus dem Originalbericht, welcher hier bei der WOZ nachzulesen ist. Fotos: Facebook

6. Juni 2011

Nieder mit der Sprossenwand!

Ich habs ja als Kind schon gewusst: Sprossen sind doof! Oder mal ehrlich, wer fand die Sprossenwand in der Schulstunde damals lustig? Ich nicht. Und siehe da, im Frühsommer 2011 kommt es endlich ans Licht, die Sprossen sind sogar gefährlich. Lebensgefährlich! Also, weg mit diesem blöden Turngerät und auch in allen Baumärkten gehören all die Leitern mit den tödlichen Sprossen abgeschafft.... Wie, ich verwechsel das? Nein, mal kurz Spass beiseite. Dieses Ehec-Bakterium soll nach neuesten Informationen also auf einem Biohof in Deutschland seinen Ursprung haben. Von da dann über Gewürzsprossen den Weg in unser Essen gefunden haben. Kennt ihr diese Sprossen? Es gibt sie ja in unzähligen Geschmacksrichtungen, diese kleinen leckeren Keimlinge: Bohnen-, Zwiebeln, Brokkoli-, Erbsen-, Kichererbsen-, Knoblauch-, Radieschen- und Rettichsprossen. Ob und inwiefern diese fiesen Grünlinge nun wirklich schuld sind am Ehec-Chaos in Deutschland, das soll sich im Laufe des heutigen Tages zeigen. Den Patienten (und Konsumenten) in Norddeutschland wäre es zu wünschen, dass die Behörden mal endlich Klarheit in diesen Foodskandal bringen.


Überhaupt wars ja mal wieder ein Weekend mit viel medialer Action. Der Stefan hat in der Nacht auf Sonntag über 5 Stunden gegen seinen Widersacher Tobias gekämpft und die letzte Ausgabe von "Schlag den Raab" vor der Sommerpause im letzten Moment für sich entschieden. In der Schweiz hatte man dafür aber keine Sympathien, denn hier konzentrierte sich alles auf das "Spiel der letzten Chance" der Schweizer Nati im legendären Londoner Wembley, gegen die Engländer. Am Schluss schaute im ersten Spiel nach Alex Frei und Marco Streller ein 2 zu 2 Unentschieden heraus, ein Achtungserfolg. Wenn ich auch der Meinung bin, dass man eine 2 zu 0 Führung - gegen eine englische Elf mit vielen Absenzen - nicht mehr hätte aus der Hand geben dürfen. Seis drum, die jungen Wilden haben eine gute Leistung gezeigt und der Fanaufmarsch in London sah auch gut aus. Obwohl ich ja gelesen habe, dass es für viele London Touristen ein wahrer Graus gewesen sein muss, die englische Hauptstadt fest in der Hand von johlenden Schweizer Nati Fans zu erleben. Tja, aber einmal im Jahr... zumindest hat man nichts von Ausschreitungen gelesen, was dann auch wieder für die CH-Fans spricht! Nicht ganz 10'000 Fans waren dann gestern in Paris anwesend, als Roger Federer mal wieder probiert hat, den Nadal auf Sand zu schlagen. Da sah es - analog der Schweizer Nati - zu Beginn auch sehr gut aus.. Leider hat es wieder nicht geklappt und der Spanier durfte sich zum 6. Mal gratulieren lassen. Trotzdem, King Roger hat es seinen Kritikern erneut gezeigt und sorgt für reichlich Vorfreude auf Wimbledon!

Wie schon erwähnt, in Sachen TV gabs an diesem Weekend nichts: ausser etwas Fussball und Tennis. Gestern Abend sass ich dann noch ein bisschen im Garten und hab auf das angekündigte Gewitter gewartet, so gegen 23 Uhr hab ichs dann aufgegeben. Zwar hats mal gedonnert, aber das wars dann auch schon. Bis dahin hab ich mich ein bisschen mit dem iPad vergnügt und einen neuen TV-Planer geladen: "On Air", der erste Eindruck ist nicht schlecht. Nur, mir ist dabei aufgefallen, dass schier kein Fernsehfilm mehr ohne einen personalisierten Titel auskommt. Was ich damit meine? Nun, es reicht nicht mehr den Film zum Beispiel "Der Unbestechliche" zu nennen. Nein, neu muss das heissen "George Gently - der Unbestechliche" heissen. Beim Durchblättern durch diese virtuelle iPad-TV-Zeitschrift ist mir dann aufgefallen, dass es unzählige solcher Beispiele gibt... analog "Bones - die Knochenjägerin" und Co., denn von US-amerikanischen Serien und ihren deutschen Übersetzungen kennen wir dieses Titelmuster ja schon. Aber nun geht auch bei deutschen Produktionen los. Da heissen die HauptdarstellerInnen und Autoren dann...

Inga Lindström - ...
Lena - ...
George Gently - ...
Rosamunde Pilcher - ...
Wilsberg - ...
Kommissarin Kucas - ...
Spooks - ...
Christopher Posch - ...
Alisa - ...
Alexander Kieling - ...
Bella Block - ...
Rosa Roth - ...
Marie Brand - ...
Hakan Nesser - ...
Utta Danella - ...
Der Wolf - ...
Lily Schönauer - ...
Commissario Brunetti - ...
Stieg Larsson - ...
Iris Radisch - ...

Und hinter jedem der Namen kommt dann, nach einem Bindestrich oder Doppelpunkt ein ach so dramatischer Titel... Gähn! Ich darf voller Stolz behaupten, noch keinen einzigen der oben erwähnten Filme je im Leben gesehen zu haben. Von den meisten hab ich nicht einmal eine Ahnung worum es denn gehen könnte oder was für eine Art Film es ist. Wahnsinnig toll - ironisch gemeint - klingen aber Bella Block, Lily Schönauer oder Rosa Roth. Wer bitte schaut sich sowas an oder gehören die gar zum Kinderprogramm bei KiKa? Nun gut, ich lobe mir den roten Knopf auf der Fernbedienung, muss aber je länger je mehr feststellen, dass wenn es im TV keinen Sport geben würde, ich so langsam aber sicher auf dieses Teil verzichten könnte. Nur noch Mist! Das deckt sich dann auch damit, dass ich gestern Abend im Garten dank Zattoo noch kurz über das Halbfinale (?) von Germany's Next Topmodel by Heidi Klum gestolpert bin. Nun, das letzte Topmodel war ja Alisar. Die war kurz im Gilette TV-Spot zu sehen, dann hat man erst ihre doofe Stimme rausgeschnitten und kurz danach wurde der Spot ganz abgesetzt. Letzte Woche war dann zu lesen, dass der Vertrag mit Heidi Klum von beiden Parteien aufgelöst wurde. Das klingt ja schon fast ein bisschen nach den "Popstars", die letzte Band gibts ja auch schon nicht mehr. Jedenfalls sind bei GNTM in diesem Jahr Jana, Rebecca und Amelie im Finale. Erstere besteht nur aus Mund und erinnert schwer an einen Breitmaulfrosch und Letztere find ich zwar total süss, aber ob das für eine Modelkarriere reicht?

So, das wars dann auch schon mit den unwichtigen Themen zum Wochenstart. Heut Abend gehts nach Zureich in "die Halle", da wird "The Wall" aufgeführt und ich lass mir das nicht entgehen. Zwar das vermutlich teuerste Konzertticket meines Lebens, aber die Herren von Pink Floyd - in dem Fall Roger Waters - werden ja leider auch nicht jünger. Und ich LIEBE dieses Album. Gänsehaut garantiert.

11. Mai 2011

Und sie mögen uns doch!

Hach, ich hätte ja gestern Abend gegen 23 Uhr fast noch ein paar Tränchen verdrückt - wäre ich nicht schlicht so überrascht gewesen, dass ich sogar die obligaten Freudentränen vergessen hab. Da sitz ich also mit einem kühlen Cuba Libre im Garten und freue mich auf mein Arsenal an TV-Abend-Süssigkeiten im Kühlschrank (Vanille-Caramel Soft Ice, ein kitschig grünes Carac und eine frische Himbeercreme mit Schlagrahm). Ich war bei dem Wetter natürlich draussen, in sicherer Entfernung zur Flimmerkiste und höre mich durch den ESC-Abend. Ein erstes Highlight war dann leider die Tonpanne auf Pro7 zum Start der Übertragung, gefolgt von einem totalen Tonausfall - während einer guten halben Stunde klang die Sendung wie anno 1940, direkt ausm Klo. Nun, was gab es zu sehen oder in meinem Fall besser zu hören? Da die Songs ja schon im Vorfeld bekannt waren, hielt sich die Überraschung in Grenzen. Okay, live kam alles ein bisschen weniger professionell rüber als noch in den Videos oder auf der CD. Aber gut, es war unterhaltsam. 


Wie der Abend geendet hat, das wissen wir ja inzwischen alle: Die Schweiz steht dank Anna Rossinelli zum ersten Mal seit gefühlten 125 Jahren wieder in einem ESC-Final. Über Twitter und Facebook hab ich mich mit anderen Contest-Fans unterhalten und deren Puls gefühlt, viele fanden den Auftritt der Baslerin zwar herzig, stimmgewaltig und grundsolide aber nicht unbedingt umwerfend. Auch das Kleid war eher, naja. Bisschen zu anständig. Typisch Schweiz halt. ABER, da Anna eine der einzigen Künstlerinnen war, welche absolut fehlerfrei (eben auch typisch Schweiz!) durch ihre Performance kam, hatte ich leise Hoffnung dass es dieses Jahr reichen könnte. Aber eben, Europa hat uns kleine neutrale Schweizer noch nie gemocht und darum war ich mir fast sicher, dass es auch in diesem Jahr - leider! - nicht klappen würde. Und das obwohl Lena im Schweizer Fernsehen dem Sven Epiney (warum eigentlich immer der?) vorausgesagt hat, dass es die Schweiz in diesem Jahr garantiert schaffen werde... Ich hab dann meine 10 Favoriten notiert, die Schweiz war nicht dabei, 8 davon waren dann schliesslich richtig. Aber bei der Schweiz hab ich mich glücklicherweise vertippt. Und so sind wir also am Samstag endlich wieder bei einem Eurovision Song Contest-Finale dabei - zu schlagen gibt es übrigens einen 17 Rang. Den gabs nämlich bei der letzten eidgenössischen Finalteilnahme vor 5 Jahren.

Um das Thema ESC für den Moment abzuschliessen. Dass es Norwegen mit dem Haba Haba-Song nicht geschafft hat, überrascht mich auch heute morgen noch. Den fand ich irgendwie noch gut. Weniger traurig bin ich, dass ich Boom Boom Tchaka Tschaka am Samstag nicht mehr hören muss. Zwar auf CD ne nette Nummer, aber eben, live ist es oft anders. Positiv überrascht hat mich Serbien, die 60er Popart Nummer hat Potential. Morgen gibts dann den zweiten Halbfinal und wir dürfen gespannt sein ob zum Beispiel die Ösis auch gegen uns antreten. Was den Gesamtsieg angeht (ein englischer Kommentator soll übrigens gestern Abend Gerüchten zufolge vom "Endsieg" gesprochen haben...), tippe ich weiterhin auf Jedward oder Lena. Wir werden sehen, denn wers sagts denn und auf einmal ist der ESC 2012 in Zürich...


So und nun noch etwas in eigener Sache. Dank einem Twitter-Hinweis von Nici hab ich dann doch auch noch gemerkt, dass ich gestern im Blick am Abend persönlich erwähnt wurde. Oder anders gesagt, freundlichst erwähnt sogar. Nämlich von Hanspeter Burri alias Mike Müller. Er wurde gefragt, von wem er sich denn so betwittern lasse. Tja und da fiel mein Name. Merci an den Oltner Kollegen! (Drücken macht das Foto gross).

9. Mai 2011

Twelve Points, douze Points, zwölf Punkte!

Diese Woche ist es wieder soweit, die europäischen Staaten treten an zum musikalischen Wettstreit. Unter der Woche die Halbfinals, am Samstag das grosse Finale - bestens bekannt unter dem Titel "Eurovision Song Contest" oder wie man früher sagte "Grand Prix Eurovision de la Chanson". Egal wie man es nennt, es werden auch in diesem Jahr wieder Millionen von Menschen vor den TV Geräten sitzen und den Wettkapf mitverfolgen. Sogar das australische Fernsehen überträgt den Event. Auch ich bin seit Jahren ein bekennender Fan der Veranstaltung und werde natürlich auch in diesem Jahr wieder einschalten. Nun, irgendwie hat mich das Fieber bislang aber noch nicht wirklich gepackt. Im letzten Jahr hab ich mich vom Lena-Fieber infizieren lassen, kein Wunder bei dem grossangelegten Casting von Pro7 und der ARD. In diesem Frühjahr war ja schon ziemlich schnell mal klar, mit welchem Titel Lena erneut an den Start gehen wird. "Taken by a Stranger" ist ein guter Song, gefällt mir und dürfte durchaus auch Chancen auf einen vorderen Rang haben. Das Schweizer Lied ist, naja, gelinde gesagt langweilig. Genau so wie die Interpretin, Anna Rossinelli kommt mir ein bisschen wie eine Lena-Kopie rüber und ihre bisherigen Auftritte in der Öffentlichkeit konnten mich nicht überzeugen. Darum meine Prognose: die Schweiz wird es - leider - nicht ins Finale schaffen und bleibt im Halbfinale hängen. Die aktuelle Popularitätsliste von Google spricht Bände:


Im letzten Jahr hat Google ja die Siegerin souverän vorausgesagt, okay, es war auch nicht wirklich schwierig. Weil Stefan Raab die Werbetrommel in ganz Europa sowas von gerührt hat. In diesem Jahr sieht Google den irischen Beitrag von Jedward - zwei sehr auffällige Castingjungs aus einer Art DSDS - ganz vorne, gefolgt von Lena aus Deutschland und dem Beitrag aus Dänemark, der lustigerweise A Friend From London heisst. Ich persönlich find Jedward grässlich, falls die irren Iren wirklich gewinnen sollten, wäre man wieder in den Zeiten von Waddehaddedudeda und Lordi angelangt. Es fällt mir aber trotz allem schwer, einen Favoriten für 2011 zu bestimmen. Zu ähnlich sind viele Songs und die Interpreten gleichen sich zu oft. In der Teilnehmerliste gibts es sicher zehn "Lenas". Dann die üblichen Pärchen, mit hübschen aber belanglosen Lieder. Natürlich darf auch die gewohnte Erotik aus dem Osten nicht fehlen. Aber der wirkliche Hammersong ist in meinen Augen nicht dabei, ebenso fehlt es an Personality. Darum bin ich fast geneigt zu sagen, Lena machts noch einmal. Da ich aber nicht glaube, dass Europa es Deutschland noch einmal gönnt, den Anlass im Jahr 2012 wieder zu organisieren - ist ja doch ein Bombengeschäft für Düsseldorf -, vermute ich, dass es nicht reichen wird. 


Einen klaren Sieger hätte ich gesehen, wenn Dubioza Kolektiv für Bosnien angetreten wären. Tun sie aber nicht, Dino Merlin geht für BiH an den Start. Aber ihr Song wäre doch rein vom Text her schon DER perfekte Song für Europa. Nicht wahr Frau Merkel und Herr Sarkozy?


Gespannt bin ich übrigens auch auf das Abschneiden von Oesterreich. Die Castinggewinnerin Nadine Beilder darf im eigenen Land auf wenig Support zählen, wird von Stermann/Grissemann seit Wochen auf üble - aber lustige - Weise karrikiert. Und auch international scheint niemand auf den Lena-Klon aus dem Tirol gewartet zu haben. Zum ersten Mal seit Jahren wieder an Bord sind die Italiener, ich hab von Raphael Gualazzi noch nichts gehört bis jetzt und daran dürfte auch der ESC nichts ändern. England schickt die ehemalige Boygroup Blue nach Düdo, zumindest Lena freut sich darüber. Übrigens versucht nicht nur Lena in diesem Jahr das Double, auch das "Es" aus Israsel will den zweiten Sieg. Dana Internationals Song "Ding Dong" ist zwar genau so schrottig wie ihre Siegertitel aus dem Jahr 1998, aber wer weiss. Wenn ich mich schon Jahr für Jahr frage, was Israel bei einem europäischen Musikwettbewerb verloren hat, so lasse ich mich auch von einem Transen-Sieg überraschen. Klar auf der Liste haben sollte man Aserbeidschan und Estland. Zwei nette Popsongs aus Ländern, die alles daran setzen den Wettbewerb endlich zu gewinnen. In diesem Sinne, für Spannung ist gesorgt, wenn auch nicht für uns Schweizer. Aber ich zumindest drücke auch 2011 gerne noch einmal Lena die Daumen!

3. Mai 2011

"Ohne Spass kein Fun!"

Nein, dieses Zitat stammt nicht von mir. Ich habs gestern Abend bei RTL2 gehört, denn da sind mal wieder 15 mehr oder minder durchgeknallte Menschen ins sogenannte Big Brother-Haus eingezogen. Ich hab eigentlich gemeint, dass es mal irgendwo geheissen hat, es sei vorbei mit Big Brother in Deutschland? Aber da hab ich mich wohl geirrt oder diese Entscheidung wurde aufgrund der Quoten noch einmal umgestossen. Nun gut, so ganz treu war ich den Big Brother Bewohnern eigentlich nur in den ersten beiden Staffeln vor über 10 Jahren, als das TV-Projekt noch neu war und der Blick Sportreporter Michel Wettstein mit dabei war. In den letzten Jahren hab ich oft nur den Einzug, hier und da einmal eine Entscheidungsshow und ganz selten auch das Finale geschaut. Die täglichen Zusammenfassungen waren auf Dauer zu nervig und vorallem langweilig.

Nun gut, gestern Abend um 21 Uhr 15 war es also wieder soweit. Sonja Zietlow hat bei RTL 2 fünfzehn Menschen ins neu gestaltete BB-Haus geschickt. Ursprünglich standen 30 Kandidaten und Kandidatinnen zur Auswahl, darunter C-Promis wie der Stiefbruder von Michael Schumacher oder die uneheliche Tochter von Falco. Erst nach Mitternacht war klar, wer drinnen ist und wer draussen bleiben musste. Aber zum Glück gibts ja HD-Recorder und man kann sich die ganze Chose im Schnelldurchlauf anschauen. Die aktuelle Staffel steht übrigens unter dem Motto "The Secret", sprich jeder der BewohnerInnen bringt ein Geheimnis mit ins Haus, das von der Konkurrenz erraten werden muss. Darunter so sagenhafte Geheimnisse wie "Ich habe Angst im Dunkeln", "Ich fürchte mich vor Spinnen" oder "Ich muss alles drei Mal machen". Wow!

Mit im Haus sind in der aktuellen Big Brother-Staffel 2011:

Valencia

Secret: "Ich war drei Tage im Jugendknast!"
Alter: ewige 19 Jahre
Beruf: "It"-Girl
Freizeit: Shoppen, Kino, Party, Kultur und Reisen
    Monsieur Fischers Kommentar: Valencia hiess früher Florian Stöhr und war ein Junge. Sie spritzt sich Botox in die Füsse, damit die hohen Schuhe nicht weh und hat auch sonst zünftig einen an der Waffel. Ist öfter mal in Boulevard-Magazinen bei RTL und Co. zu sehen. Dürfte mit ihrem übertriebenen Getue bald für Ärger sorgen.

    David

    Secret: "Ich war als Kind dick und wurde gemobbt!"
    Alter: 25
    Beruf: Architekturstudent, Aushilfskellner und Model
    Freizeit: Sport, mit Freunden treffen

    Monsieur Fischers Kommentar: Nun ja, ein spanischer Schönling. Macht einen durchaus anständigen Eindruck, ob er der Show allerdings was bringt? Ich habe meine Zweifel.

    Cosimo

    Secret: "Ich bin ein Philatelist."
    Alter: 29
    Beruf: Musiker, Frisör
    Freizeit: Musik, Sport, Tanzen und Singen

    Monsieur Fischers Kommentar: Ich zweifle sehr daran ob der erfolglose Dauergast aus vergangenen DSDS-Folgen überhaupt weiss, was ein Philatelist ist. Aber egal, Cosimo "Der Checker vom Neckar" ist hinter allem her, was nicht bei 3 auf den Bäumen ist und dafür hat man ihn wohl auch ins Haus geholt.

    Jordan

    Secret: "Ich habe eine Spinnenphobie!"
    Alter: 18
    Beruf: Arbeitslos
    Freizeit: Sport

    Monsieur Fischers Kommentar: Was soll ich sagen? Ich hab gedacht Cora sei gestorben und nun zieht sie quasi wieder ins BB-Haus. Mit Oberweite Cup F ausgestattet. Jordan scheint aber ein Naivchen zu sein, fiel gestern zumindest - ausser durch ihre Brüste - überhaupt nicht auf.


    René

    Secret: "Ich war der schönste Mann Sachsens!"
    Alter: 25
    Beruf: Sport- und Fitnesskaufmann, Judomeister und Trainer
    Freizeit: Judo

    Monsieur Fischers Kommentar: Ein starker Mann aus dem Osten. Macht einen ziemlich normalen Eindruck, wenn auch nicht besonders hell. Aber wer braucht schon Hirn im BB-Haus? Könnte weit kommen.

    Ingrid

    Secret: "Ich habe Angst im Dunkeln!"
    Alter: 25
    Beruf: gelernte Friseurin und Visagistin, Moderatorin, Model
    Freizeit: Musik, Lesen, Kino, gutes Essen und Schlafen

    Monsieur Fischers Kommentar: Und ich dachte immer blond stehe für blöd? Ingrid hat mehrfach aufgespritzte Lippen und lispelt, dass sich die Balken biegen. In der gestrigen Live-Show kamen Sätze wie "Wenn ich Sprüche mache, nimm mich einfach nicht ehrlich", über ihre Gummiboot-Lippen. Der Comedy-Faktor der Staffel.

    Rayo

    Secret: "Ich habe eine Schutzengel und der zieht auch mit mir ins Haus."
    Alter: 27
    Beruf: Autor, Engelsflüsterer, Body-, Life- und Wellnesscoach
    Freizeit: Schreiben

    Monsieur Fischers Kommentar: Ja, der Rayo ist nicht alleine eingezogen, mit ihm ist auch Engel Circil gekommen. Schliesslich war auch er es, der Rayo überzeugt hat bei Big Brother mitzumachen. Rayo und Circil werden im Haus häufig Gespräche führen. Noch Fragen? 

    Lisa

    Secret: "Ich muss alles dreimal machen!"
    Alter: 22
    Beruf: Sängerin, Unterwäscheverkäuferin
    Freizeit: Lesen, singen, malen und Freunde treffen

    Monsieur Fischers Kommentar: Die Lisa Bund ist wieder da. 2007 war die Dritte bei DSDS, dann zog sie in den RTL-Dschungel und jetzt zieht sie ins BB-Haus ein. Wir dürfen gespannt sein, was sie uns in den kommenden 100 Tagen bietet, sofern sie nicht wieder früher aufgibt. Miss Drama-Queen sieht nett aus und hat viele Fans!

    Timmy

    Secret: "Ich wohne im BB-Haus mit meiner Ehefrau!"
    Alter: 26
    Beruf: Restaurantmanager, Sandwich-Artist
    Freizeit: Fussball, Liebe machen und Lesen

    Monsieur Fischers Kommentar: Viel gibts nicht zu sagen, er und seine Frau Fabienne halten die übrigen Mitbewohner zum Narren. Bin gespannt wie lange sie das aushalten und ob er seiner Partnerin eventuell untreu wird. Eher ein unscheinbarer Typ.

    Hedia

    Secret: "Ich bin eine Jungfrau!"
    Alter: 22
    Beruf: BWL-Studentin
    Freizeit: Schwimmen, Sport und Lachen

    Monsieur Fischers Kommentar: Hedia ist noch Jungfrau und ich mich wundert das nicht. Gar nicht mein Typ. Schrill, laut und etwas zu sehr in sich selber verliebt. Aber das dürfte nur Fassade zum Selbstschutz sein. Ich denke, sie wird das Haus freiwillig wieder verlassen.

    Jasmin

    Secret: "Ich bete jeden Tag!"
    Alter: 21
    Beruf: Aushilfe
    Freizeit: Boxen

    Monsieur Fischers Kommentar: Sie arbeitet für den ehemaligen "Stecher" von Gina Lisa Lohfink und behauptet von sich selber, jeden Mann um den Finger wickeln zu können. Ihr Auftrag dürfte klar sein, ab ins Bett - möglichst nicht alleine! Sex sells, entsprechend bleibt sie lange dabei.

    Steve

    Secret: "Ich bin der Maulwurf!"
    Alter: 26
    Beruf: Physiotherapeut, Rettungsschwimmer
    Freizeit: Wrestling, Kraft- und Kampfsport

    Monsieur Fischers Kommentar: Der Hüne arbeitet nebenbei als Türsteher, kennt Cosimo und macht einen auf Bär. Wie er seine Rolle als Maulwurfn erfüllen wird und welche Aufgaben ihm RTL 2 gibt, wird sich erst noch zeigen.

    Daggy

    Secret: "Ich war auf 500.000 Trinkflaschen."
    Alter: 31
    Beruf: Fitnesstrainerin, Tanzlehrerin und Betriebsleiterin einer Bar
    Freizeit: Wassersport, Ski, Brachvolleyball, Lesen und Chillen

    Monsieur Fischers Kommentar: Die einzige Bewohnerin, die mich auf Anhieb angesprochen hat. Daggy ist meine Sympathieträgerin: schlau, witzig, sexy und schlagfertig! Letzteres könnte ihr im Haus bei all den Alphatieren schnell zum Verhängnis werden.

    Fabienne

    Secret: "Timmy und ich sind ein Paar!"
    Alter: 26
    Beruf: General Clubmanager Fitness
    Freizeit: Sport, Lesen und Kochen

    Monsieur Fischers Kommentar: Eventuell mehr Schein als Sein. Die Chance dass sie bald die Wände aufgeht weil ihr Ehemann fremd flirtet sind gross, sie sagt selber von sich eifersüchtig zu sein. Wie gemacht für Zickenterror!

    Tim

    Secret: "Ich habe eine zweite tiefe Stimme!"
    Alter: 24 Jahre
    Beruf: Friseur
    Freizeit: Mein Beruf ist mein Hobby

    Monsieur Fischers Kommentar: Tim hat eine grausame Piepsstimme, klingt wie ein Teletubby. Ob er schwul ist? Kann sein. Kommt auf jeden Fall sehr "speziell" rüber und sagt von sich selber, er sei eine totale Nervensäge. Wird sich wohl schnell mit Valencia anfreunden oder -legen.

    Fazit, im Big Brother Haus 2011 wimmelt es von Spinnern, Selbstdarstellern und Freaks. Mit wenigen Ausnahmen hat man all diese Gestalten schon irgendwo mal gesehen, sei es in einer Castingshow, auf Youtoube oder beim Raab auf den Knöpfen. Aber kein Wunder tun sie alle sich jetzt auch noch Big Brother an. Erstens besteht die Chance 100'000 Euro zu gewinnen und Tanten wie die Katzenberger machen vor, dass man auch ohne IQ kurzzeit Erfolg haben kann. Ich persönlich werde, wie zu Beginn erwähnt, wohl eher selten ins Haus zappen. Vielleicht am Montagabend mal eine Entscheidung zum Einschlafen, aber ich bin mir auch sicher, dass RTL2 da Format so gescriptet hat, dass die Medien nicht drum herum kommen werden, darüber berichten zu müssen. Sprich Schwangerschaften, Schlägereien, Skandale und viel Sex stehen auf dem Programm der nächsten Tage. Immerhin gibt es einen Love-Room und die Duschen haben weder Türen noch Vorhänge... Wie das alles enden soll? Fragt mal "Sexy Cora", nur schade kann sie uns nicht mehr antworten.




    Bilder: RTL2

    27. April 2011

    Auf Gottschalk folgt Schöneberger?

    Man beachte das Fragezeichen. Aber im deutschen Blätterwald raschelt es derzeit gewaltig, wenn diese beiden Namen im gleichen Satz erwähnt werden. Natürlich ist es kein Zufall, dass genau in diesen Tagen die Frage nach der Gottschalk-Nachfolge wieder aufkommt, immerhin steht am Samstag die nächste "Wetten dass..."-Sendung auf dem Programm. Und die läuft bekanntlich gegen DSDS, nein, nicht das Finale. Wegen einem angeblichen "Fehler bei der Abstimmung" lässt man dieses nicht gegen den ZDF-Dinosaurier laufen und es kurzerhand um eine Woche verschoben. Wer bescheisst kommt in die Hölle, RTL. Aber zurück zu Barbara Schöneberger und Thomas Gottschalk. Grund für die aktuellen Spekulationen ist eine Umfrage der Zeitschrift GALA, welche von ihren LeserInnen wissen wollte, wer den für Gottschalk nach seiner Frühpension übernehmen soll.


    Das Interessante dabei, bislang wurde in dem Zusammenhang ja immer über Männer diskutiert. Dabei gibt es in Deutschland durchaus auch eine Reihe von Moderatorinnen und Entertainerinnen. Darum hat sich das Klatschheft auf die Suche nach Kandidatinnen gemacht und über eine repräsentativen Umfrage das folgende Ergebnis errechnet. 55 Prozent aller befragten, deutschen TV-Zuschauer wünschen sich Barbara Schöneberger als neue "Wetten, dass...?"-Moderatorin. Sie überzeugte über die Hälfte der 1.003 Befragten. Auf Platz 2 ist Ina Müller mit 44 %, dicht gefolgt von der derzeitigen Co-Moderatorin Michelle Hunziker mit 39 Prozent auf Platz 3. Nazan Eckes auf Platz 4 und Sylvie van der Vaart auf Platz 5 können sich immerhin 33% bzw. 30% aller Deutschen vorstellen. Die Modelmutti und vierfache Mutter Heidi Klum wollen nur 15 % sehen, sie belegt Platz 6.

    Nun, ich als bekennender "Wetten dass..."-Fan hab mir natürlich kurz die Frage gestellt, was ich denn von diesen Ergebnissen halten soll. Ganz ehrlich? Ich kann mir keine dieser Frauen als Gottschalk-Nachfolgerin vorstellen. Das hat aber nichts damit zu tun, dass sie Frauen sind. Nein, überhaupt nicht. Noch am ehesten sähe ich vielleicht Michelle Hunziker, aber auch bei ihr - da mag sie noch so bombastisch aussehen - hab ich Zweifel ob das ein Erfolg wäre. Als Sidekick weiterhin sehr gerne, aber als die Haupt-Act? Nö. Wie gesagt, ich bin nicht aus Prinzip gegen eine Moderatorin oder sage, dass grosse Samstagabendshows zwingend von Männern moderiert werden müssen - ganz in der Tradition von Fuchsberger, Felix, Kuli oder Elstner. Aber irgendwie will mir echt keine Frau in den Sinn kommen, die ich in der Rolle der Gottschalk-Nachfolgerin sähe. Aber das liegt wohl an Gottschalk selber, der diese Sendung über all die Jahre geprägt hat, wie kein anderer TV-Moderator. Denn klar, ich finde sowohl Ina Müller, als auch Barbara Schöneberger durchaus tolle Entertainerinnen und schaue mir ihre Sendungen immer mal wieder gerne an. Aber "Wetten dass..."?


    Monica Lierhaus hätte ich zum Beispiel passend gefunden, aber deren Gesundheitszustand lässt sowas wohl nicht mehr zu. Kay-Sölve Richter oder Yve Fehring find ich ebenfalls top, die sind aber für die Nachrichten beim ZDF zuständig und wohl auch zu unerfahren in Sachen Show. Auch gut, die Carolin Kebekus. Nachteil: ebenfalls zu wenig Moderationserfahrung. Klare Favoritin ist darum für mich - wenn es denn eine Frau sei soll - the one and only Katrin Bauerfeind! Schlagfertig, witzig, intelligent, kompromisslos, erfahren und bildhübsch(siehe Foto oben). Also, los liebes ZDF. Abwerben von der ARD, da die Harald Schmidt Show eh bald abgesetzt wird, dürfte Frau Bauerfeind dankbar sein für eine neue Aufgabe. Und wenn das nicht klappt und es am Schluss trotzdem wieder einen Mann gibt - sofern "Wetten dass..." nach Tommys Abgang überhaupt weitergeführt wird - dann präsentiere ich hier zur Sicherheit noch kurz meine aktuellen Favoriten: Stefan Raab, HaPe Kerkeling, Jan Böhmermann, Jürgen von der Lippe oder Smudo. Und wenn ihr tatsächlich niemanden finden solltet, okay du ZDF, ich machs. Für die Hälfte von dem was der gute Herr Gottschalk kassiert hat. Deal?

    15. April 2011

    Sex bringt Quote. Also, her damit!

    Nach einem anstrengenden und sehr ermüdeten Tag war ich gestern Abend so richtig KO. Erst wollt ich noch kurz in die Stadt und mit ein paar Kumpels das FCA-Drama besprechen, das hab ich dann aber gelassen und mich nach dem Feierabend aufs Sofa geschmissen. Ein Päckchen Kambly Bretzeli, ein kühles LemonSoda und dazu "Germany's Next Top Model". Die einzige Castingshow die ich eigentlich noch gerne mitverfolge, sinnfrei und hübsch anzuschauen. Als Mann wird man dann ja von der Frauenwelt schnell mal angeschnautzt wenn man sowas anschaut, erst recht da ich sonst als Gegner von TV-Volksverdummung gelte. Aber eben, Sex sells und wo Brüste zu sehen sind, bleibt der TV-Konsument gerne mal kleben. Oder besser gesagt Titten. Bitte entschuldigt den Ausdruck, den ich aber leider verwenden muss, um das zu niederzuschreiben, was ich gleich erzählen will. Es geht dabei um Talkshows. Und da redet nun mal niemand von Brüsten, nein, da sagt der Hartz4-Empfänger eben noch Titten. Themen wie „Ich habe zu kleine-" und „Ich habe zu grosse Brüste“ füllen ja seit Jahren endlos wertvolle Sendezeit. Ich erinnere mich gerne an eine Sendung, welche schon ein paar Jahre zurückliegt. Als wärs gestern gewesen…
    Da kam auf einmal der Franz auf die Bühne, um sich darüber aufzuregen, dass die Titten seiner Frau viel zu klein seien. Er stehe nun mal auf richtige Möpse, in denen er versinken könne - sagte der Franz. In aller Öffentlichkeit droht Franz dann seiner Frau, dass er sie verlasse, wenn sie sich nicht bald einer Brustoperation unterziehe. Angelika, die Frau von Franz, kommt anschliessend selbst auf die Bühne. Weinend offenbart sie, dass sie einfach Angst vor dieser gefährlichen und sinnfreien OP habe. Neben ihr nimmt dann die Tanja Platz. Ein Raunen geht durchs Publikum, weil Tanja ihre Killer-Oberweite derart provokant zu Schau stellt, dass man selbst auf einem uralten Schwarzweiss-TV-Gerät die roten Ohren der Gäste hätte erkennen könnte. Und dann, der emotionale Höhepunkt der Sendung. Irgendeine Britt, Bärbel, Sonja, Arabella oder auch ein Andreas, Oliver oder Hans stellt die alles entscheidende Frage an Angelika, die Frau von Brüstefetischist Franz:

    „Angelika. Du siehst hier die Brüste von Tanja. Möchtest Du nicht auch so aussehen?“

    Angelika bricht in Tränen aus und es gipfelt in einem wahren Heulkrampf, als sie die geilen Blicke von ihrem Franz bemerkt, der unverhohlen das gut ausgefüllte Doppel D Körbchen von Tanja anstarrt. Tanja setzt noch einen drauf und sagt, dass sie Frauen wie Angelika nicht verstehen könne, denen die Wünsche ihrer Männer so egal seien. Angelika heult nun noch lauter. Franz fasst Tanjas Möpse an und eine Assistentin reicht Angelika ein Taschentuch:

    „Wir haben doch auch das Geld für eine Operation nicht! Mein Franz hat das ganze Geld, das wir gespart hatten, versoffen und verhurt. Jetzt will er mich zwingen, einen Kredit aufzunehmen, damit er mich wieder hübsch findet.“

    Das Publikum applaudiert betroffen.

    Ich muss glaub kotzen. Die Themen der Talkshows variieren vermutlich immer ein bisschen – aber unterm Strich geht es ja eigentlich immer um Brüste. Gerne auch mal verpackt in Spitzendessous, wobei ich vergessen habe zu erwähnen, dass die Besitzerin dieser Brüste dann meist 200 Kilo Bruttogewicht auf die Waage bringen. Womit sich der Kreis zu weiteren Trash-TV-Sendungen wie „Bauer sucht Frau“, "The Biggest Loser" oder „Schwiegertochter gesucht“  schliesst. Auch da geht’s ja eigentlich nur um Sex und Quote. Früher hiess es noch „Nur die Toten bringen Quoten!“, heute ist es primär wichtig, dass man sich im TV zum Hampelmann machen lässst. Egal ob die Brüste klein oder gross sind. Auffallen ist das oberste Gesetz und wenn der IQ der zur Schau gestellten Person kleiner als 50 ist, dann fällt es den Produzenten natürlich umso leichter mit ihnen Quote zu machen. Ihr fragt, warum ich mir dann gestern Abend trotzdem "Germany's Next Topmodel" angeschaut habe? Nun, eben: es gab Brüste!

    Aber warum mir jetzt plötzlich die zwei Kultfilme „Elephant Man“ und „Freaks“ in den Sinn kommen? Ich weiss es nicht…


    3. April 2011

    WrestleMania XXVII: eine Vorschau



    Heute Nacht ist wieder so weit. Das Wrestling-Jahr geht mit der Show überhaupt zu Ende - WRESTLEMANIA - wie immer strotzt WrestleMania nur so von Superstars, solchen die es noch werden wollen und Leuten die es nie waren.

    Ich muss dazu sagen, dass es meine erste WrestleMania Nacht ist, die ich direkt live gucken kann. Und auch werde.  Doch, wird es wirklich (wie jedes Jahr behauptet wird) die beste WrestleMania aller Zeiten? Genau diese Frage werde ich jetzt im voraus zu beantworten versuchen.

    Die Matches:

    WWE Championship
    The Miz © vs. John Cena

    Wird als DAS Match des Abends gehandelt. Doch wenn man sich mal die Storyline anschaut dann kann man nur den Kopf schütteln. Da hat sich mal jemand so richtig keine Mühe gegeben. The Rock hätte ja eigentlich der Gastgeber des Abends sein soll. Aber nein, da wurde nix draus. The Rock kochte vor Wut während er über Satellit sein Publikum begeisterte. Ihr kommt nucht draus? Genau. Das Ganze ergibt vorn und hinten keinen Sinn. Auf einen Spannungshöhepunkt warte ich noch. Aber da John Cena eh der Überwrestler ist, denke ich, dass er auch gewinnen wird. Was wiederum schade um Awesome Miz ist, da dieser ein echt guter Wrestler ist.
    Tipp: John Cena

    World Heavyweight Championship
    Edge © vs. Alberto Del Rio

    Alberto Del Rio kam aus dem Nichts und gewann die Royal Rumble. Er selbst nennt sich "Der Auserwählte". Er hat seinen eigenen Ringansager und fährt regelmäßig mit einem Ferrari oder ähnlichen Kisten zum Ring. Also gar nicht arrogant. NEEEIIIINNN! Den Goldregen und seine goldenen Boxershorts möchte ich erst gar nicht erwähnen. Jetzt aber mal im Ernst. Der Typ ist so dermaßen unsympathisch und gewinnt meist nur durch Zufall. Da ist klar, dass der nicht unbedingt jugendfreie Superstar Edge ihn fertig machen wird. Hoffe ich zumindest. Für mich ganz klar DAS Match, auf welches ich mich am Meisten freue, da Edge einfach ein klasse Wrestler ist und es Spaß macht ihm zuzusehen.
    Tipp: Edge

    No Holds Barred Match
    The Undertaker vs. Triple H

    Rentner Wrestling YEAH! Aber diese Ansetzung gab es zumindest noch nie... Oder doch? Vor zehn Jahren standen die beiden schon einmal bei WrestleMania gegeneinander im Ring. Natürlich gewann der Deadmann. Zur Storyline kein Kommentar, denn es gab keine! Das Match hängt dieses Mal ganz klar vom Gesundheitszustand vom Taker ab. Der Sieger steht natürlich wie bei jedem WtestleMania Match mit dem Undertaker schon fest. Es geht also nur noch um die B Note. Nachdem die beiden Herren sich dann erst einmal quer durch die Halle gegrübelt haben, wird der Undertaker alles beenden und es wird 19:0 stehen. Punkt aus.
    Tipp: Undertaker

    Randy Orton vs. CM Punk

    Für mich eines der Matches des Abends. Beide Kämpfer wissen genau wie man mit dem Publikum umgeht und wissen das zu nutzen. Randy, der übrigens neu Dauercamper ist, ist einfach ein genialer Wrestler. Hier freue ich mich einfach, da das bestimmt ein Augenschmaus der ersten Klasse wird. Auch hier ist die Storyline in
    meinen Augen ein einziger Fail. Irgendwie zieht sich dieses Problem aber in dem Jahr durch die ganze WrestleMania Veranstaltung. Vielleicht mal neue Schreiber einstellen, Vince?
    Tipp: Randy Orton

    Special Referee: “Stone Cold” Steve Austin
    Michael Cole (w/ Jack Swagger) vs. Jerry “The King” Lawler

    Ähhmmm... Ja... Okay... Also... Puhh... Das ist ein bisschen schwer darüber etwas Schlaues zu sagen. Hier ist die Storyline ausnahmsweise ganz nett und Cole spielt ziemlich Klasse das A***. Die ganze Sache wird auf jeden Fall der Comedy Teil des Abends. Stone Cold wird aufzeigen, dass er bis Drei zählen kann und Jack Swagger eine zünftige Bierdusche verpassen.
    Tipp: The King

    Rey Mysterio vs. "Dashing" Cody Rhodes

    Die mieseste Storyline die ich je gesehen habe. Das hat Ray eigentlich nicht verdient. So ein Müll! Möchte da auch nicht weiter darauf eingehen, da hier wirklich nicht nachgedacht wurde.
    Tipp: Ray Mysterio

    Lay-Cool & Dolph Ziggler vs. Trish Stratus, Snooki & John Morrison

    Ahhhh! Diven Wrestling ... oder wie ich sage: Pinkelpause! Doch Moment mal - wer oder was ist Snooki? Kann man das essen? Nein! Sie trägt einen BH und ist aus ner MTV Reality Show entlaufen. Aber warum wrestelt die Dame an diesem Abend? Kann sie das überhaupt? Keine Ahnung! Und mir ist es auch egal, da ich eh aufm Klo bin!
    Tipp: Trish Stratus, Snooki & John Morrison

    WWE United States Championship
    Sheamus © vs. Daniel Bryan

    Storyline auch hier leider nicht wirklich vorhanden. Ganz klarer Favorit ist Daniel Bryan. Mehr brauch man nicht sagen!
    Tipp: Daniel Bryan

    The Corre (Wade Barrett, Heath Slater, Justin Gabriel & Ezekiel Jackson) vs. The Big Show, Kane, Santino Marella & Vladimir Kozlov

    Über dieses Match könnte ich mich aufregen. Wade Barrett wurde zu sehr vernachlässigt und muss jetzt in so einem belanglosen Match antreten - welches übrigens auch ne komische Storyline hat. Aber das kennen wir ja mittlerweile schon. Santino Marella ist für mich einer der nervigsten Wrestler überhaupt. Deswegen bin ich ganz klar für The Core. Das ist ein junges Team die es drauf haben. Die sollte man fördern, ganz klar!
    Tipp: The Core


    Also, wenn man sich das Ganze mal zusammengefasst anschaut, dann sieht es eher nicht nach "der Besten WrestleMania aller Zeiten" aus. Doch dank Wrestlern wie The Rock, Stone Cold, dem Undertaker und Tripple H kommt ein bisschen Nostalgie in die ganze Sache. Vielleicht passieren auch Dinge, die wir uns gar nicht vorstellen können und am Ende ergibt doch alles einen Sinn. Ich werde es mir auf jeden Fall ansehen.

    Übrigens, es wurden alle gefährlichen Glastüren entfernt da Justin Bieber erwartet wird. Hoffentlich gibt's dort ein Kinderparadies mit Bällchenbad. Nicht dass der Junge die ganze Zeit heulend bei Mami sitzen muss. Zur Not kommt der "Snop Doctor" und gibt ihm ein Trostpflaster.

    WrestleMania ist in Deutschland in der Nacht von Sonntag auf Montag ab 01:00 Uhr auf Sky zusehen. .

    16. März 2011

    Zu viele Köche verderben den Brei

    So zumindest heisst es ja immer, wenn viele Leute in der Küche stehen und gemeinsam ein Essen vorbereiten wollen. Da redet dann jeder rein und gibt seinen Senf dazu und am Schluss schmeckts dann meistens gar nicht. Ähnliche Erfahrungen kann man übrigens machen, wenn man versucht mit mehreren Personen ein Ikea-Regal aufzubauen. Das endet in der Regel auch im Chaos. Aber heute gehts nicht um den schwedischen Möbelriesen, sondern ums Kochen oder besser gesagt eben um die Köche. Ein Blick ins TV-Programm legt nämlich an den Tag, die Kochshows im Fernsehen haben sich zwar durchaus verändert, aber es gibt immer noch unzählige von ihnen. Unlängst hab ich mich mit meinem Vater - ein begeisterter Hobbykoch, der inzwischen pensioniert ist und viel Zeit hat - über zwei, drei dieser Shows unterhalten. Ja, ich wollte ihn gar für eine anmelden. Er hat mir dann aber erklärt, dass es da durchaus Unterschiede gäbe, was die Qualität der Sendungen angeht. Mediatheken sei dank hab ich mir in den letzten Wochen immer mal wieder eine dieser Koch-Shows angeschaut und darum heute: 

    The ultimate TV-Kochsendungen-Check! 

    Die Küchenschlacht/ZDF: Moderiert wird diese Sendung abwechselnd von verschiedenen Köchen. Mitten im Nachmittag empfangen Schuhbeck, Lafer, Herrmann, Lichter und Co. sechs Kandidaten, die dann Tag für Tag gegeneinander antreten müssen. Erst kochen sie ihre Leibspeise, später dann müssen sie nach den Rezepten der Köche die Löffel schwingen. Jeden Tag scheidet einer der Kandidaten aus, welcher das ist entscheidet ein weiterer Profikoch, der als Juror im Spiel ist. Die Sendung variert in Sachen Unterhaltung, je nach dem wer gerade moderiert. Ist zum Beispiel der Schuhbeck dran, dann erzählt er selbstverliebt von seinem Kräuterwissen. Witziger wirds beim Rheinländer Lichter oder dem Franken Herrmann. Als Gewinn winkt den Kandidaten übrigens ein Besuch bei der Sendung "Lanz kocht". 

    Die Topfgeldjäger/ZDF: Die Kochshow mit Steffen Henssler folgt unter der Woche direkt im Anschluss an die Küchenschlacht. Es treten zwei Teams an, Männer gegen Frauen. Gekocht wird anhand eines Überraschungswarenkorbs, der meist leckere Sachen enthält. Die Kandidaten müssen mit den vorgegebenen Lebensmitteln ein 45 Minuten Vor-, Haupt- und Nachspeise auftischen. Das klingt einfach, endet aber oft im Stress oder gar damit, dass ein Team gar nicht erst fertig wird. Es kann auch in der Hektik mal vorkommen, dass die Früchte vom Dessert dann in der Kartoffelsuppe landen.... In dieser Show - Henssler selber legt darauf wert - gehts um maximal 10'000 Euro Preisgeld, wer gewinnt entscheidet Frank "das Fallbeil" Rosin. Die Sendung ist durchaus unterhaltsam, hat allerdings oft mit Kochen nicht mehr wirklich viel zu tun. Henssler flirtet heftig mit den anwesenden Frauen und Ende März gibts sogar einen offiziellen Küchenfight zwischen den beiden Köchen! Stefan Raab lässt grüssen... PS: es vergeht übrigens kein Tag an dem nicht ein Internetsurfer mit dem Suchbegriff "Steffen Henssler schwul?" auf meinem Blog landet. Hab ich was verpasst? 

    Lanz kocht/ZDF: Kommt immer am Freitagabend. Oder besser gesagt, spät in der Nacht. 5 Starköche zeigen unter der Leitung von Moderator Markus Lanz ihr Können. Ja, die Sendung gabs früher schon mit Kerner, aber ich finde, der Lanz macht seine Sache gut - oder sogar besser als der der Johannes Baptist. Woche für Woche steht die Sendung dann unter einem bestimmten Thema. Sei es Frühling oder Italien. Für den Zuschauer gibts viel zu lernen, so zumindest mein Eindruck. Ich konnte mir auf jeden Fall schon oft einen Trick abschauen. Besonders mag ich die Sendung wenn Typen wie Nelson Müller, Andreas C. Studer, Cornelia Poletto, Alexander Herrmann oder Horst Lichter mit von der Partie sind. Wegschalten tu ich, sobald die dicke Lea Linster oder die komplett überschätzte Martina Kömpel - man studiere einfach mal kurz ihren Werdegang. Um auf meinen Papa zurück zu kommen: der kann def. mehr! Alles in allem eine solide Sendung, oft mit hohem Unterhaltungswert und durchaus lehrreich. 

    Rach, der Restauranttester/RTL: Meine Lieblingssendung in Sachen Kochen. Und gleichzeitig auch die einzige Sendung, die ich mir regelmässig anschaue. Kommt am Montagabend nach Jauch um viertel nach 9. Der studierte Mathematiker und Philosoph Christian Rach besucht Restaurants und rettet sie - meist - vor der Pleite. Er tut die mit Charme, Witz und Intelligenz. Die Dokusoap ist ganz nach meinem Geschmack, das liegt aber wohl auch daran, dass ich den Rach als Typen total mag. Obwohl ich bis heute nicht weiss, warum gerade er diese Sendung beim Trash-TV-Sender RTL machen muss. Note 6 und ich freu mich auf regelmässig neue Folgen. 

    Lafer!Lichter!Lecker!/ZDFneo: Der Edelkoch und der Kneipenwirt. Jedem der beiden wird noch ein Promi zur Seite gestellt, zu viert wird dann was leckeres gekocht. Das Resultat wird zum Schluss gemeinsam gegessen. Im Studio gibts noch Publikum, dazu noch ein Anruf aus dem Off. Das wars. In meinen Augen weder Fisch noch Vogel und auch nicht wirklich unterhaltsam. 

    Die Promi-Kocharena/Vox: Prominente fordern auf Zeit einen Profikoch heraus und zwar mit ihren eigenen Rezepten. Der Profi weiss jeweils nicht, was auf ihn zukommt und muss unter Zeitdruck zeigen was er drauf hat. Insgesamt gibt es fünf Runden und jeder Rundensieger darf dann sein Geld für einen guten Zweck spenden. Entscheiden wer gewinnt, tut eine schwergewichtige Jury. Neben zwei Gastro-Journalisten gehört da auch der Reiner Calmund dazu. Moderiert wird die Sonntagabend-Show übrigens vom Duo Florian König und Heiko Wasser, bestens bekannt von den RTL-Formel 1 Übertragungen. Je nachdem welche promintenen Gäste um die Wette kochen, gibts bei der Sendung viel bis sehr viel Unterhaltung. Vorallem dann, wenn die Promis mit Kochen nicht wirklich viel am Hut haben. 

    Bumann, der Restauranttester/3+: Seit Herbst 2009 blickt der Schweizer Spitzenkoch Daniel Bumann für 3+ hinter die Kulissen von eidgenössischen Gastro-Betrieben. Der Koch führt selber das 18 Punkte Resto Chesa Pirani in La Punt. Als Schweizer Rach hilft Bumann Lokalen, die erfolgslos wirtschaften, wieder auf die Sprünge. Zumindest sollte er das. Unlängst haben sich über die Medien zahlreiche Wirte zu Wort gemeldet, der Bu(h)mann sei schuld, dass es ihren Betrieben nach seinem Besuch noch schlechter ergangen sei als zuvor. Tatsächlich ist Bumanns forsche und in meinen Augen überhebliche Art bestimmt nicht jedermanns Sache. Ist halt nicht jeder ein Rach! 

    Frisch gekocht mit Andi und Alex/ORF: Der pure Horror. Oder anders gesagt, als ich das zum ersten Mal entdeckt habe war ich der Meinung, das sei eine Parodie auf die TV-Sendungen im allgemeinen. Aber nein, die zwei Oesterreicher sind tatsächlich echt und fettiger als jedes schlechte Pommes Frites. Lustigerweise gibts inzwischen wirklich eine Parodie auf Andi und Alex, zu sehen in der Satiresendung "Willkommen Oesterreich" mit Stermann und Grissemann. Note 1! 

    Rosins Restaurants/Kabel 1: Das genau gleiche Konzept wie beim Rach. So gesehen ganz okay, aber halt eine Kopie. Der Frank Rosin ist durchaus sympathisch und nach meinem Wissen aktuell sogar der meist dekorierte Koch Deutschlands - aber eben, das Original ist besser. 

    Das perfekte Promidinner/Vox: Nun, das perfekte Dinner dürfte wohl so jeder kennen. Beim Promidinner schwingen einfach C-Prominente die Kochlöffel. Dabei geht es oft weniger ums Kochen, als vielmehr die Wohnungen, Häuser und Küchen dieser Menschen zu sehen. In den meisten Fällen les ich allerdings in der Programmzeitschrift Namen von "Prominenten" die ich erst einmal googeln müsste um zu erfahren, wer das genau ist. Da waren die RTL- Dschungelstars Indira, Jay und Co. am letzten Sonntag direkt berühmt...  

    Natürlich gab und gibt es noch zahlreiche weitere Formate. Das Schweizer Fernsehen startet zum Beispiel demnächst mit dem Al Dente-Nachfolger - moderiert von Heinz Margot. Und auch in den dritten Programmen aus Deutschland tummelt sich so mancher Chefkoch. Es gibt ja glaub sogar einen speziellen TV-Kanal wo 24 Stunden lang gekocht wird, wers braucht. Ich nicht. Früher fand ich zum Beispiel den Jamie Oliver echt cool und kreativ. Plötzlich gabs Jamie aber auf allen Kanälen und im Coop lachten mich seine Gewürze an. Darum gilt halt auch bei Kochsendungen das Sprichwort aus dem Titel "Zu viele Köche verderben den Brei". Und so belass ich es als begeisterter Hobbykoch bei einer Portion Rach, garniert mit etwas Henssler und zum
    Dessert einmal im Monat die Promi-Kocharena. Guten Appetit!

    1. März 2011

    Die KT Rücktrittsrede - im Wortlaut

    Die Medien haben Karl Theodor zu Guttenberg innert wenigen Jahren zum politischen Superstar und Liebling der Massen gemacht. Die Medien waren es nun aber auch, die ihn aus dem Olymp abgeschossen haben. Nicht zuletzt findige Blogger haben nämlich aufgedeckt, wieviele Passagen von KTs Doktorarbeit kopiert, aber nicht entsprechend deklariert waren. In meinen Augen ziemlich naiv und dumm vom Ex-Aussenminister zu glauben, dass so etwas nicht ans Licht kommt. Letzte Konsequenz für den seit Kindstagen erfolgsverwöhnten Adeligen, der Rücktritt. Heute morgen, am 1. März um 11 Uhr 15 war es so weit:

    "Ich habe in einem sehr freundschaftlichen Gespräch die Bundeskanzlerin informiert, dass ich mich von meinen politischen Ämtern zurückziehen werde und um meine Entlassung gebeten.

    Es ist der schmerzlichste Schritt meines Lebens. Ich gehe ihn nicht allein wegen meiner so fehlerhaften Doktorarbeit - wiewohl ich verstehe, dass dies für große Teile der Wissenschaft ein Anlaß wäre.

    Der Grund liegt im Besonderen in der Frage, ob ich den höchsten Ansprüchen, die ich selbst an meine Verantwortung anlege, noch nachkommen kann. Ich trage bis zur Stunde Verantwortung in einem fordernden Amt. Verantwortung, die möglichst ungeteilte Konzentration und fehlerfreie Arbeit verlangt: Mit Blick auf die größte Bundeswehrreform in ihrer Geschichte, die ich angestoßen habe und mit Blick auf eine gestärkte Bundeswehr mit großartigen Truppen im Einsatz, die mir engstens ans Herz gewachsen sind.

    Wenn allerdings - wie in den letzten Wochen geschehen - die öffentliche und mediale Betrachtung fast ausschließlich auf die Person Guttenberg und seine Dissertation statt beispielsweise auf den Tod und die Verwundung von 13 Soldaten abzielt, so findet eine dramatische Verschiebung der Aufmerksamkeit zu Lasten der mir Anvertrauten statt.

    Unter umgekehrten Vorzeichen gilt Gleiches für den Umstand, dass wochenlang meine Maßnahmen bezüglich der Gorch Fock (Segelschulschiff der deutschen Marine, Anm.) die weltbewegenden Ereignisse in Nordafrika zu überlagern schienen.

    Wenn es auf dem Rücken der Soldaten nur noch um meine Person gehen soll, kann ich dies nicht mehr verantworten. Und deswegen ziehe ich - da das Amt, die Bundeswehr, die Wissenschaft und auch die mich tragenden Parteien Schaden zu nehmen drohen - die Konsequenz, die ich auch von anderen verlangt habe und verlangt hätte.

    Ich habe, wie jeder andere auch, zu meinen Schwächen und Fehlern zu stehen. Zu großen und kleinen im politischen Handeln bis hin zum Schreiben meiner Doktorarbeit. Und mir war immer wichtig, diese vor der Öffentlichkeit nicht zu verbergen. Deswegen habe ich mich aufrichtig bei all jenen entschuldigt, die ich aufgrund meiner Fehler und Versäumnisse verletzt habe und wiederhole dies auch ausdrücklich heute.

    Manche mögen sich fragen, weshalb ich erst heute zurücktrete. Zunächst ein möglicherweise für manche unbefriedigender, aber allzu menschlicher Grund. Wohl niemand wird leicht, geschweige denn leichtfertig das Amt aufgeben wollen, an dem das ganze Herzblut hängt. Ein Amt, das Verantwortung für viele Menschen und deren Leben beinhaltet.

    Hinzu kommt der Umstand, dass ich mir für eine Entscheidung dieser Tragweite - jenseits der hohen medialen und oppositionellen Taktfrequenz - die gebotene Zeit zu nehmen hatte. Zumal Vorgänge in Rede stehen, die Jahre vor meiner Amtsübernahme lagen.

    Nachdem dieser Tage viel über Anstand diskutiert wurde, war es für mich gerade eine Frage des Anstandes zunächst die drei gefallenen Soldaten mit Würde zu Grabe zu tragen und nicht erneut ihr Gedenken durch Debatten über meine Person überlagern zu lassen. Es war auch ein Gebot der Verantwortung gegenüber diesen, ja gegenüber allen Soldaten.

    Und es gehört sich, ein weitgehend bestelltes Haus zu hinterlassen, weshalb letzte Woche noch einmal viel Kraft auf den nächsten, entscheidenden Reformschritt verwandt wurde, der nun von meinem Nachfolger bestens vorbereitet verabschiedet werden kann. Das Konzept der Reform steht.

    Angesichts massiver Vorwürfe bezüglich meiner Glaubwürdigkeit ist es mir auch ein aufrichtiges Anliegen, mich an der Klärung der Fragen hinsichtlich meiner Dissertation zu beteiligen. Zum einen gegenüber der Universität Bayreuth, wo ich mit der Bitte um Rücknahme des Dr. Titels bereits Konsequenzen gezogen habe.

    Zum anderen habe ich zugleich Respekt vor all jenen, die die Vorgänge zudem strafrechtlich überprüft sehen wollen. Es würde daher nach meiner Überzeugung im öffentlichen wie in meinem eigenen Interesse liegen, wenn auch die staatsanwaltlichen Ermittlungen etwa bzgl. urheberrechtlicher Fragen nach Aufhebung der parlamentarischen Immunität - sollte dies noch erforderlich sein - zeitnah geführt werden könnten.

    Die enorme Wucht der medialen Betrachtung meiner Person - zu der ich viel beigetragen habe - aber auch die Qualität der Auseinandersetzung bleiben nicht ohne Wirkung auf mich selbst und meine Familie. Es ist bekannt, dass die Mechanismen im politischen und medialen Geschäft zerstörerisch sein können. Wer sich für die Politik entscheidet, darf - wenn dem so ist - kein Mitleid erwarten. Das würde ich auch nicht in Anspruch nehmen. Ich darf auch nicht den 'Respekt' erwarten, mit dem Rücktrittsentscheidungen so häufig entgegengenommen werden.

    Nun wird es vielleicht heißen, der Guttenberg ist den Kräften der Politik nicht gewachsen. Das mag sein oder nicht sein. Wenn ich es aber nur wäre, indem ich meinen Charakter veränderte, dann müsste ich gerade deswegen handeln.

    Ich danke von ganzem Herzen der großen Mehrheit der Deutschen Bevölkerung, den vielen Mitgliedern der Union, meinem Parteivorsitzenden und insbesondere den Soldatinnen und Soldaten, die mir bis heute den Rücken stärkten, als Bundesminister der Verteidigung nicht zurück zu treten.

    Ich danke besonders der Frau Bundeskanzlerin für alle erfahrene Unterstützung, ihr großes Vertrauen und Verständnis. Es ist mir aber nicht mehr möglich, den in mich gesetzten Erwartungen mit dem mir notwendigen Maß an Unabhängigkeit in der Verantwortung gerecht zu werden. Insofern gebe ich meinen Gegnern gerne recht, dass ich tatsächlich nicht zum Selbstverteidigungs- , sondern zum Minister der Verteidigung berufen wurde.

    Abschließend ein Satz, der für einen Politiker ungewöhnlich sein mag: Ich war immer bereit zu kämpfen, aber ich habe die Grenzen meiner Kräfte erreicht."

    In einer Welt in der beschissen, gelogen, kopiert und geklaut wird, da überrascht es wenig dass ein Politiker gleiches tut wie sein Volk. Immerhin hat zu Guttenberg die Konsequenz gezogen und sein Amt niedergelegt. So manchem anderen Schwindler und Hochstapler würde dies ebenso gut zu Gesicht stehen. Meine Prognose: KT gibt in wenigen Jahren ein politisches Comeback!

    Fussnote: Den Wortlaut der Rede hab ich übrigens abgeschrieben...