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22. Oktober 2010

Marseille, im Epizentrum der Revolte

Aus dem heutigen Tagesanzeiger, ein Bericht aus meiner Lieblingsstadt in Zeiten der Proteste. Die Fremdenlegion ist inzwischen im Einsatz um für Ordnung zu sorgen. Treffend geschrieben, that's why i love you Marseille! Und los gehts:


"Wenn der Mistral nicht so mächtig bliese und allen Gestank aufs Meer hinaustrüge, würde Marseille gerade sehr übel riechen. Der Wind aber wischt die Schwaden weg, die sich über den modernden Müllbergen in den Strassen und den Gassen bilden. Er wirbelt den Kehricht auch auf, treibt ihn durch die Boulevards. Überall liegt Abfall: vor den Bäckereien und Brasserien, am Eingangstor der Spitäler, an der Canebière – der Ladenstrasse, so etwas wie die Bahnhofstrasse Marseilles. Am Gemüse- und Fleischmarkt im arabischen Viertel türmte sich die faulende, unverkaufte Ware nach einigen Tagen so hoch und so bedrohlich, dass der Präfekt 150 Soldaten und Zivilschützer aufbot, um den Berg abzutragen. Die Leute steigen mit Ausfallschritten über den Müll, schütteln den Kopf: genervt, aber erstaunlich geduldig. Fatalistisch, aber solidarisch mit den streikenden Kehrichtmännern.

Seit mehr als einer Woche holt Marseilles städtischer Sammeldienst den Abfall nicht mehr ab. Die Müllmänner protestieren gegen die unpopuläre Rentenreform von Nicolas Sarkozy. Von allen gewerkschaftlichen Aktionen, die den Alltag dieser traditionell streik- und rebellierfreudigsten Stadt Frankreichs in diesen Wochen bewegen, und es sind viele, ist der Streik der Kehrichtmänner der unangenehmste. Unangenehmer noch als die bestreikten Bus- und Tramlinien der RTM, der reduzierte Betrieb am Bahnhof Saint Charles und in den Postämtern, die blockierten Hafendocks und Öldepots. Mehrmals am Tag, staut sich der Verkehr als Folge spontaner Demonstrationen oder Tunnelblockaden in den Arterien rund um den Alten Hafen, dem Herz der Stadt. Marseille kollabiert dann jeweils fast, kriegt kaum mehr Luft. Doch gehupt wird nicht. Man ist sich ja einiges gewöhnt, der Stadtverkehr ist immer chaotisch.

Der Müll aber, der stinkt allen. Man stellt sich ja gar nicht vor, wie viel Abfall der Mensch produziert. Zur Freude von Horden dicker Ratten. Der Streik ist ihre hohe Zeit, ein einziges Festmahl. Die Lokalzeitung der Marseiller, «La Provence», warnt jeden Tag vor dem Parkieren in der Nähe von Müllbergen. Immer wieder geht nämlich einer in Flammen auf, meist in der Nacht, angezündet von den Anwohnern. Dann brennen auch schon mal Autos und Motorräder mit, was die Feuerwehr alarmiert. Besorgt ist man auch über mögliche Epidemien, die bald ausbrechen könnten. Und um das Image der Stadt macht man sich auch viele Sorgen – zumal in der rechten Stadtverwaltung.

Marseille soll 2013 Europas Kulturhauptstadt geben. Investiert dafür Milliarden in seine Infrastruktur, baut Tunnel, begrünt Plätze, poliert an Fassaden und am Ruf. Man will den alten Mief loswerden, den zweifelhaften Ruf einer schwierigen Hafenstadt im ständigen Ringen um ihre Balance. Moderner will man sein, ordentlicher auch. Irgendwie «normal» – das gilt hier als Tugend. Doch die Bilder mit dem Müll, die nun um die Welt gehen, gemahnen eher an Neapel. Und gerade solche Vergleiche würden die Stadtpolitiker, Immobilienmakler und andere berufsoptimistische Kreise gerne vermeiden.

Marseille, Frankreichs zweitgrösste und wirtschaftlich ärmste Stadt mit einer Million Einwohner aus aller Herren Ländern, lässt sich nur schwerlich normalisieren. Die Stadt ist stolz auf ihr hitziges Gemüt, auf dieses eruptive Element in ihrem Wesen – Frucht einer spannenden, mehrheitlich mediterranen Mischung aus Völkern und Temperamenten. Wenn immer sie einer sozialen Bewegung als revolutionäre Avantgarde gegen die Elite und gegen Paris dienen kann, dann tut sie das nur allzu gerne: sehr energisch, laut, manchmal überdreht. Marseille war auch in diesem Konflikt um die Rentenreform von Beginn weg in der Vorreiterrolle. Die harten Streiks in den Raffinerien, um nur sie zu nennen, begannen hier. Nun streiken alle 12 Raffinerien Frankreichs, und ein Drittel der Tankstellen im Land hat kein Benzin mehr.

Natürlich erklärt das Temperament nicht alles: Jeder zweite Marseillais arbeitet im öffentlichen Dienst – mehr als irgendwo sonst im Land. Darum gelingt es den Gewerkschaften hier viel besser, die Massen zu mobilisieren, lange Konflikte durchzustehen, den Goodwill in der Bevölkerung zu behalten. Die Beamten kämpfen mit aller Kraft um die Erhaltung von Privilegien und von sogenannten «sozialen Errungenschaften». «Rentenalter 60» ist so eine Errungenschaft. Ihr Sinn für die Revolution ist also ein bewahrender, ein konservativer. Viel Zukunftsoptimismus ist hier nicht zu spüren. Dafür fehlen die privatwirtschaftlichen Perspektiven. Was kommt nach 2013? Niemand scheint Ideen zu haben. Und so klammert man sich an das, was man hat. Und steigt ein paar Wochen lang mit grossen Ausfallschritten über modernde Müllberge."

19. Oktober 2010

Sarko, Sarko on t'encule!

Rien ne va plus in Frankreich! Die Streiks und Blockaden gegen die Rentenreform legen Frankreich auch heute zunehmend lahm. Mehr als 1000 Tankstellen ging inzwischen der Treibstoff aus, weil die Raffinerien weiter stillstehen, Öl-Depots blockiert und zahllose Autofahrer bekamen überhaupt keinen Treibstoff mehr an ihren Tankstellen des Vetrauens. Von den 4000 Tankstellen der grossen Händler, die 60 Prozent des Treibstoffs in Frankreich verkaufen, sind etwa 1500 bei einem Treibstoff-Produkt ohne Nachschub oder vollkommen trockengelegt. Und wer schon einmal einen Streik in Frankreich am eigenen Leib miterlebt hat der weiss, wie sehr solche Aktionen das öffentliche Leben einschränken können! Insgesamt gibt es in Frankreich zwar 12'500 Tankstellen, davon aber sehr viele kleine, privat geführte und da geht schon seit langem gar nichts mehr. Aber der Notstand geht eigentlich ja schon viel früher los, nicht erst bei den blockierten Tankstellen. Denn die Raffinerien des Landes werden weiter bestreikt und Öl-Depots von Arbeitern und Camion-Fahrern ebenfalls ohne Unterbruch blockiert. Das Innenministerium kündigte darum gestern die Einrichtung eines Krisenstabes zur Treibstoff-Versorgung an, der Behörden und Ministerien koordinieren soll.


Wobei eine Einigung scheint - analog Stuttgart21 - in weiter Ferne. Der französische Premierminister François Fillon hatte erst noch am Sonntag angekündigt, dass die Regierung eine Blockade der Wirtschaft des gesamten Landes nicht hinnehmen werde. Doch obwohl die Polizei eine Reihe von Blockaden vor Öllagern aufgelöst hatte, wurden andere einfach neu blockiert. Besonders dramatisch scheint die Lage im Süden, Südwesten und rund um Paris zu sein. Erstmals beteiligten sich nämlich auch Lkw-Fahrer massiv an Blockadeaktionen. Auf mehreren nationalen Autobahnen starteten sie zeitweise eine sogenannte "Operation Schnecke", wobei Lastwagen Spuren blockieren in dem sie sehr langsam fahren. Bei der Staatsbahn SNCF wird nach wie vor ebenfalls gestreikt; landesweit fielen laut SNCF fast die Hälfte aller TGV-Hochgeschwindigkeitszügen aus, die Regional- und Vorortbahnen (RER) sind ebenfalls stark betroffen. Aber damit noch nicht genug. In Marseille zum Beispiel streiken die Müllmänner, der Abfall stapelt sich in den Strassen und beginnt langsam zu stinken. In Strasbourg steht zeitweise der öffentliche Dienst still, wer ein Formular braucht, der braucht ebenfalls viel Geduld.

Inzwischen passiert aber auch das, was die Regierung unbedingt verhindern wollte: die Gewalt in den Vororten geht wieder los! Wie ich im Sommer an dieser Stelle schon geschrieben habe, steht Frankreich ein heisser Herbst bevor. So lange die Regierung keine Kompromisse eingeht, dürfte sich an dieser Prognose nichts ändern. Zu gross ist die Wut auf Sarkozy und Co.: Roma-Ausschaffung, Burka-Verbot, Erhöhnug des Rentenalters, zunehmende Arbeitslosigkeit, Terrordrohungen von Islamisten.... ein bisschen viel auf einmal für den oft sehr gleichgültigen Franzosen. Und so kommt es, wie es kommen muss, bei ersten Schülerprotesten in mehreren Städten (zB. Lyon, Strasbourg, Toulouse, Marseille...) des Landes kam es erneut zu Zusammenstössen mit Steinwürfen und dem Einsatz von Tränengas durch die Polizei. In Lyon gingen die ersten drei Autos in Flammen auf, in Nanterre bei Paris kam es zu schweren Ausschreitungen; wobei Polizeikreisen zufolge viele Randalierer nicht Schüler der lokalen Schule waren, sondern aus "Problemvierteln" - die Banlieus - der Umgebung kamen. Die Vororte werden auch die kommenden Nächte nutzen um auf ihre Probleme aufmerksam zu machen. Ich kenne aus meinen Reisen und Aufenhalten in Frankreich lediglich die Banlieus von Paris und Marseille, wer schon mal da war der glaubt er habe sich irgendwie in Slums weit ausserhalb von Europa verlaufen. In Marseille zum Beispiel wohnen Menschen in Lehmhütten, die einem an Afrika erinnern. Oder in kleinen Blockwohnungen, da leben aber 10 Leute drin. Ähnliche Zustände wie in China... Absolut verständlich also, dass diese soziale Struktur auf Dauer nicht funktionieren kann, Proteste wie diese werden darum gnadenlos zur Revolte ausgenutzt. Und dass die Franzosen gut sind in Sachen Revolution, das haben sie ja vor einigen hundert Jahren schon einmal erfolgreich bewiesen!

Stand heute Dienstagmorgen: Laut Regierung werden landesweit ingesamt 261 Schulen bestreikt, während der Schülerverband UNL von 850 Schulen sprach, von denen 550 komplett blockiert seien. Für den heutigen Protesttag sind auch die Studenten aufgerufen, sich den Demonstrationen anzuschliessen. Die LKW-Fahrer haben ihre Streiks ebenfalls noch einmal ausgeweitet: Sarkozy, on te mettra à genou!

5. Oktober 2010

Das Monster Cantat zurück auf der Bühne!

Nein, die Schlagzeile ist nicht von mir. Die hab ich aus einem Kommentar einer französischen Zeitung geklaut, denn in der Rubrik "Loisirs" gibts seit dem Wochenende nur noch ein grosses Thema: Noir Désir Sänger Bertrand Cantat ist zurück auf der Bühne, er der im Jahr 2003 seine Geliebte, die Schauspielerin Marie Trintigant getötet hatte, ist wieder da – es das Comeback des Jahres. Ausgerechnet in dem Jahr, in welchem sich seine Frau Kristina Rady im gemeinsamen Haus mit einem Strick erhängt hat... erst im Januar hab ich an dieser Stelle über diese tragische Liaison geschrieben und nun ist "das Monster", wie ihn internationale Medien gerne mal nennen, also wieder zurück auf der Rockbühne.


Das Gerücht über ein Comeback von Cantat kursierte in Frankreich schon seit Tagen, zuerst im Internet, dann in Pariser Zeitungen. Samstagnacht, eine halbe Stunde nach Mitternacht, war es tatsächlich soweit. Bertrand Cantat, Frankreichs umstrittenes und charismatisches Rockidol, betritt zusammen mit der Band „Eiffel“ nach 7 Jahren Pause die kleine Festivalbühne im südfranzösischen Bègles (Gironde). Es war ein kurzer Auftritt, der schon nach drei Liedern vorbei war und seine Fans trotzdem  in Ekstase versetzt hat. Videos auf Youtube zeigen Cantat, inzwischen 46jährig, in légèrem Oberteil, Jeans, mit mittellangem Haar und sauber rasiert. Ein bisschen so, als wollte er die Uhr des Lebens weit zurückdrehen. in die Zeit als die Jugend zwischen dem nördlichen Lille und Marseille im Süden den Leadsänger der Kultband „Noir Désir“ verehrte wie eine französische Ausgabe von Jim Morrison. 


Tempi passati: Seit sieben Jahren sieht Frankreich in Bertrand Cantat einen Menschen mit zwei Gesichtern. Für seine treuen Fans bleibt er ein sensibler Rockstar, zwischen rebellischem Punk und poetischen Rockballaden. Für andere Franzosen ist er ein feiger Mörder, der das Leben der hübschen Schauspielerin Marie Trintignant auf dem Gewissen hat. Wegen „absichtlichen Totschlags“ verurteilen ihn die Richter in Vilnius im Jahr 2004 zwar zu acht Jahren Gefängnis, aber  im Oktober 2007 - längst zurück in Frankreich - kommt Cantat wegen guter Führung wieder auf freien Fuss. In seinem Haus in Bordeaux beginnt Bertrand Cantat wieder zu musizieren. Im November vor zwei Jahren veröffentlichen „Noir Désir“ auf ihrer Homepage eine Rockversion von "Le Temps des Cerises" zum kostenlosen Download. Parallel dazu nehmen sie im Studio ein neues Album auf, welches bis heute noch nicht veröffentlicht wurde und inzwischen für 2011 geplant ist. Die grosse Frage beim Cantat-Comeback war jedoch, wird der Sänger zum ersten Mal etwas zum Tod seiner beiden Frauen sagen? Er tat es nicht. Beim Konzert in Bègles verabschiedete er sich - sagen wir mal - beinahe demütig von seinen Fans:  Er faltete die Hände, beugte sich weit nach vorn und liess ein kurzes Lächeln über sein Gesicht huschen. Das wars. Die Zeitung "Le Parisien" berichtet in ihre gestrigen Ausgabe, dass Cantat schon einen weiteren Auftritt geplant habe. Am 13. Oktober soll er wiederum zusammen mit der Band Eiffel im südfranzösischen Mérignac auftreten - an einem Solidaritäts-Konzert zu Gunsten der verschütteten Bergleute in Chile.

PS: Ja, ich hab auf dem Navi schon mal ganz unverbindlich nachgeschaut wie lange man von Aarau nach Mérignac so brauchen würde... es wären bescheidene 853 Kilometer!

8. September 2010

عید مُبارک

Der grosse Bayram beschliesst heute als Fest des Fastenbrechens (arabisch: 'Īd al-fitr) den Ramadan 2010. Drei Tage lang wird nun, nach einem Monat des Verzichts, gefeiert, getanzt und fein gegessen. Okay, es ist erst Mittwoch und in unseren Breitengraden gehts darum in der Regel morgen wieder zu Arbeit... Trotzdem, man nennt dieses Fest zum Ende der Fastenzeit auf Deutsch auch Zuckerfest, da sich Muslime zu diesem Anlass oft mit Süssigkeiten beschenken. Für die islamisch gläubige/stämmige Bevölkerung ist es eines der bedeutendsten und das wohl volkstümlichste Fest des ganzen Jahres, vergleichbar in etwa mit Weihnachten für die Christen. Also Leute der westlichen Kultur nicht erschrecken, denn an diesen Tagen küssen zum Beispiel Jüngere den älteren Menschen aus Respekt die Hände, dafür werden sie dann im Gegenzug mit Bonbons, Geld oder anderen Geschenken belohnt.

Und wer sich nun fragt was das folgende Video mit all dem zu tun hat... Pffffft... Kenza Farah ist Marseillaise und Muslima, die singenden Silence des Mosquees ebenfalls. Sie beschreiben im Lied "Cri de Bosnie" das Massaker an den bosnischen Muslime im Balkankrieg und gestern hat Frankreich gegen Bosnien EM-Quali gespielt. Zudem nerve ich mich gerade tierisch über diesen religiösen Fanatiker aus Florida, Pastor Terry Jones, der am 11. September öffentlich den Koran verbrennen will. Und wie es scheint, gibt es in den USA keine Möglichkeit diese anti-islamische Koranverbrennung zu verbieten... Reicht das? In diesem Sinne: عید مُبارک

2. September 2010

Yannick Noah for President

Die Franzosen lieben Yannick Noah: Schon wieder kürten sie den Popsänger und früheren Tennis-Star zur beliebtesten Persönlichkeit des Landes. Auf dem zweiten Platz der französischen Top 50 landete die Fußballlegende Zinedine Zidane. Aktuelle Nationalspieler schifften wegen des blamablen Untergangs der Equipe Tricolore bei der Weltmeisterschaft komplett ab, Thierry Henry schaffte es gerade einmal auf Platz 39. Auch aktive Politiker sucht man in der Hitliste vergebens. Lediglich Ex-Präsident Jacques Chirac (41.) und die frühere Ministerin Simone Veil (21.) sind dabei.

Schon zum achten Mal, davon zum sechsten in Folge, steht der inzwischen leicht ergraute Rasta-Mann in der nationalen Popularitätsskala ganz oben. Angesichts des offenbar von langer Hand geplanten Frontalangriffs des französischen Staatspräsidenten gegen ungebetene Zuwanderer wird Noahs Kür diesmal sogar zu einem Politikum. Denn als Sohn eines kamerunischen Einwanderers gehört Yannick Noah just zu jener Volksgruppe, der Nicolas Sarkozy den Krieg erklärt hat. Wer die Hand gegen Polizisten und Amtspersonen erhebe, droht der Präsident, dem werde künftig per Gesetzesänderung die französische Staatsangehörigkeit aberkannt. Nur, warum adeln die Franzosen ausgerechnet Yannick Noah zum "Chouchou national", zum Liebling der Nation? 1983: Noah gewinnt nach fast vierzig Jahren als erster Franzose die prestigeträchtigen French Open, und führt die Equipe Tricolore als Kapitän zweimal zum Davis-Cup-Sieg. Der Karriere auf dem Tennisplatz folgt der steile Aufstieg in den frankophonen Pop-Himmel. Demnächst erscheint seine neue CD "Frontières" und der Vorverkauf für das Konzert im "Stade de France" Ende September läuft auf vollen Touren.

Bloss, Sport- und Musikstars gibt es in Frankreich en masse. Yannick Noah ist anders, der Mann mit der starken Rückhand ist zu einer moralischen Instanz geworden, zum Gewissen der Grande Nation. Als Nicolas Sarkozy 2005 vorschlug, die Banlieue "durchkärchern" zu wollen, drohte Noah sogar damit, das Land im Falle seines Wahlsiegs verlassen zu wollen. Nun, Sarkozy wurde Präsident, und Noah ist trotzdem geblieben. Aber den ständigen Versuchen, sich vom neuen Hausherrn im Elysée-Palast umgarnen zu lassen, hat er stets widerstanden. Unter Sarkozy sei es "noch schlimmer geworden, als ich gedacht habe", sagte er einst in einem Interview. Anstatt der verzweifelten Jugend in den Immigranten-Ghettos Arbeit und Hoffnung zu geben, giftete Noah, "werfe er immer mehr junge Bengel ins Gefängnis". Selbst die präsidiale Bitte, gegen ein "Fantasiehonorar" ein Konzert am Nationalfeiertag 14. Juli zu geben, schlug Yannick Noah brüsk ab. Er lasse sich "nicht kaufen", liess er dem pikierten Staatschef mitteilen. Und genau darum haben die Franzosen ihn nun erneut zum beliebtesten Landsmann gewählt.

7. August 2010

Ja, heute ist es soweit!

Nein, nicht dass der Robbie seine Ayda heiratet und auch nicht dass der FCA gegen Wohlen um seine Vormacht im Kanton Aargau kämpfen muss. Nein nein, heute ist der 7. August und es geht wieder los!





4. August 2010

Arrêtez ce débat, Monsieur le Président!

Tatort Frankreich, vor den Toren der Hauptstadt Paris. Man nennt die Gegend um den Barre Balzac in La Courneuve auch "Siedlung der 4'000". Diese Banlieue, durchaus ein Schmelztiegel von Gewalt und Drogenhandel, soll im Rahmen der Stadterneuerung ab Herbst 2010 abgerissen werden. Ende Juli demonstrierten etliche Einwanderer friedlich gegen den Abriss und für langfristige und bezahlbare Wohnmöglichkeiten, statt von Notunterkunft zu Notunterkunft getrieben zu werden. 

In brutalster Weise griff dann auf einmal die CRS (Compagnie Républicaine de Sécurité) ein und zerrt an Frauen und Kindern herum. Eine schwangere Frau wird auf diese Weise "weggetragen". Eine andere Frau, die ihr Kind auf dem Rücken trägt, wird über den Boden gezogen, bis ein Baby zum Vorschein kommt.

Liberté, Egalité, Fratérnité? Monsieur Sarkozy - selber übrigens Sohn einer ungarischen Einwandererfamilie - machen Sie sich auf einen heissen Herbst gefasst!

29. Juli 2010

Run Christophe run!

White men can't jump, hiess es einmal in einem Film. Und wer gerne Leichtathletik schaut weiss, dass weisse Männer auch nicht wirklich schnell rennen können. Das ist ein altes Klischee, welches auch der neue Europameister über 100 Meter, Christophe Lemaitre, lange zu hören bekam. Anfang Juli sprintete der junge Franzose jedoch die 100 Meter in gerade mal 9,98 Sekunden. Nie zuvor hatte ein Weisser diese Schallmauer von 10 Sekunden durchbrochen. Nun hat das also Lemaitre geschafft und sich zur Feier gestern Abend - gegen eine Übermacht von schwarzen Läufern - noch die EM-Krone geholt.





Lemaitre ein Wunderläufer? Die weisse Hoffnung, wie damals Max Schmeling im Boxring?Ein Amerikaner ging dem Phänomen des schnellen Laufens vor rund 2 Jahren auf den Grund, studierte Sprintstatistiken und fand dann heraus, dass 494 der 500 besten je gelaufenen 100-Meter-Zeiten von Athleten mit westafrikanischen Vorfahren aufgestellt wurden. Weiter behauptet der Mann, schwarze Athleten seien weissen genetisch überlegen. Im Sprint hätten Menschen mit Wurzeln in Westafrika einen Vorteil, auf längeren Distanzen jene mit Vorfahren in Ostafrika. Ein amerikanischer Biologe dagegen betont, dass Gene nicht so statisch funktionieren, wie wir alle glauben. Man könne sie ein- und ausschalten, sagt er. Und es scheint, als habe Christophe Lemaitre als erster weisser die On- und Off-Knöpfe gefunden hat.

Nun hat der junge Mann mit Flaumschnauz also gestern Abend dem riesigen Druck der von der Fussball WM gebeutelten Sportnation Frankreich stand gehalten und gewonnen. Bei Antenne 2 sind die Reporter Kopf gestanden, Monsieur Lemaitre Senior war ebenfalls live auf Sendung und wechselte vor einem Millionenpublikum erste Worte mit seinem Sohn, dem Europameister über 100 Meter. Dieser gab souverän und total sympathisch Antwort auf alle Fragen der Journis, mit einem lustigen Lispeln übrigens. 20 Jahre ist der Mann aus der Nähe von Genf jung. Immer wieder war darum vom Gamin die Rede. Nur bei einem Thema wurde der Jungspund stumm, wenn es um die oben erwähnte schwarzweisse Geschichte ging. Davon wollte er nichts wissen und liess sich zum Trotz von seinen farbigen Konkurrenten feiern und umarmen. Bravo, Christophe. Multikulti-Frankreich funktioniert ganz genau so.

A propos Frankreich. Da - oder besser gesagt in Tunis - wurde gestern Abend die Champions Trophäe ausgespielt. Cupsieger Paris gegen Meister Marseille, auch da gabs Multikulti und dank Elfmeterschiessen erst noch viele Tore. Am Schluss hat das richtige Team gewonnen und PSG musste gegen OM mal wieder unten durch - auf und neben dem Platz. Marseille hat sich somit schon den dritten Titel in diesem Jahr gesichert, die Championsleague kann kommen. Ob es da wieder gegen ein Schweizer Team geht wird sich zeigen, Basel hat seine Aufgabe gegen Debrecen souverän erledigt, YB tat sich gegen Fener schon schwerer und dürfte nach dem Rückspiel raus sein. Nach OM vs. Zürich im letzten, wäre OM vs. FCB in diesem Jahr doch super. Gegen YB hab ich sie eh schon zwei Mal live gewinnen gesehen...




Zum Schluss noch ein Name: Miriam Stein! Nie gehört? Ich bis gestern auch nicht. Als ich jedoch zu Bett gehen wollte stolperte ich auf SF1 über die Filmszene Schweiz, es gab "Alles wegen Hulk". In der weiblichen Hauptrolle eben Miriam Stein. Zu behaupten ich hätte mich spontan verliebt wäre vielleicht etwas übertrieben, erst recht weil Mademoiselle Stein noch etwas gar jung ist. Aber hey, die Schweiz hat ein frisches, sehr hübsches Schauspieltalent und für einmal keine ehemalige Miss Schweiz. Wobei Miriam Stein die Rolle der starken Corinna ja nicht gespielt, sondern schlicht gelebt hat. Genial! Bisher gibts laut imdb noch nicht viele Filme mit der jungen Zürcherin mit Jahrgang 1988. Allerdings freu ich mich schon auf "Goethe" mit Moritz Bleibtreu. Da hat sie eine tragende Rolle und ich werd mir rechtzeitig ne Kinokarte sichern.

22. Juli 2010

Tour de France 2010: Naja, es geht so

Als bekennender Tour de France Fan kenn ich in diesem Jahr gerade mal den aktuellen Leader. Aber sonst? Okay, Cancellara hatte mal das gelbe Trikot, ganz am Anfang nach dem Zeitfahren. Und irgendwie war der Schleck auch mal Gelb. Das wars dann aber schon. Im Moment führt der Contador, aber laut französischen Medien eher unverdient. Er hat ne Panne vom Andy Schleck ausgenutzt und ist ihm dann davon gefahren. Ich habs nur im Sport aktuell gesehen, zur Hauptsache läuft die Tour 2010 bei mir den Tag über höchstens auf Zattoo und nur nebenbei. Fair war das in meinen Augen aber auch nicht wirklich, wenn ich mich an die Duelle der frühreren Jahre erinnere. Da waren noch wirkliche Sportsmänner auf dem Rad. Der Ulrich hat dabei auch mal auf den Armstrong gewartet. Wobei die beiden ja auch nicht wirkliche Vorbilder sind. Der Ulle hüllt sich seit Jahren in Schweigen und bei Armstrong weiss jeder dass er gedopt und beschissen hat, bislang konnte man es ihm nur noch nicht beweisen. Obwohl, die Schlinge um seinen Hals zieht sich so langsam zu. Erst recht seit Greg Lemond noch ausgepackt hat... 

Von wegen Schlinge um den Hals: Franck Ribéry muss derzeit, zusammen mit seinem Schwager Karim Benzema, für die WM-Schlappe der Franzosen herhalten. Im Lolita-Fall musste er vor dem Staatsanwalt antraben und aussagen. Es geht nun vorallem darum ob er der jungen Zahia das Flugticket und das Hotel reserviert hat oder nicht. Schliesslich braucht man für eine Boarding-Karte ja den Jahrgang der Dame... Tja und wenn der Franck gelogen haben sollte, dann müssen sich Bayern und die französische Nationalmannschaft für die nächsten drei Jahre einen neuen Regisseur suchen. Was ich natürlich nicht hoffe... Aber falls es wirklich so sein sollte, dass er gewusst hat dass Zahia noch minderjährig ist, dann soll man ihn bzw. die Spieler schon allein für diese gelebte Dummheit bestrafen. Prostituierte hin oder her. 

Und sonst? Sommerloch! Der FCA hat sein letztes Testspiel gewonnen. Okay, ob, Cham ein wirklicher Gegner war vermag ich nicht zu beurteilen, aber die nächsten Wochen werden uns ja zeigen in welche Richtung der eingeschlagene Weg geht. Soviel zum Foot. Definitiv wichtiger: Unser Knusper-Knäuschen-Häuschen-Projekt kommt voran, wenn auch durchaus noch Hürden zu nehmen sind. Organisatorisch und baulich. Aber so wirds einem auch bei Regenwetter nie langweilig. Und morgen ist noch eine Hochzeit angesagt, der Kurti und seine Tanja geben sich das Ja-Wort, juhuuu! Ach ja, braucht zufällig jemand ein uraltes Klavier, eine Kinderrutschbahn oder eine Gartenschaukel? Gratis und franko abzugeben.

14. Juli 2010

Bonne Fête Nationale, bon 14. Juillet!

Heute feiert Frankreich, der 14. Juillet ist der Nationalfeiertag unseres westlichen Nachbarlandes. Höhepunkte sind dabei  jeweils die grosse Militärparade auf der Champs Elysées in Paris, dazu gibt es in jeder Gemeinde ein eigenes Fest - organisiert von der Feuerwehr - und am Abend dann natürlich zahlreiche Feuerwerke. Dass dabei wie bei uns am 1. August im kleinen Rahmen gefeiert wird, ist nicht unbedingt üblich. Meist trifft man sich auf einem Dorfplatz und isst da zusammen, begleitet von Tanzmusik. In grösseren Städten gibts Paraden und am Abend ein offizielles Feuerwerk. Traditionell besuchen am 14. Juli viele Familien auch die Tour de France, Museen oder Konzerte. Und wer ein Meer in der Nähe hat, der verbringt den Tag mit Freunden am Wasser. Aber was feiern die Franzosen - ausser natürlich sich selber - an diesem heiligen Tag?

Alles begann am 14. Juli 1789 mit dem Sturm auf die Bastille! Das französische Volk protestierte mit dem Angriff auf die Bastille gegen die absolute Herrschaft von König Ludwig XVI. Damit wurde eine Revolution entfacht, die sich über ganz Europa ausbreitete. Den Menschen im damaligen Frankreich ging es schlecht: Die Ernte war katastrophal gewesen, sie hatten wenig zu essen. Der Staat war stark verschuldet und der König verlangte hohe Steuern. 


Frankreich war im 18. Jahrhundert eine Ständegesellschaft. Zu den ersten beiden Ständen gehörten der Adel und die Geistlichen. Die einfachen Menschen, also das Volk, gehörten dem dritten Stand an. Dieser hatte kaum Rechte oder Möglichkeiten, trotzdem aber sehr viele und harte Pflichten. Deswegen litt das Volk auch am meisten unter den schlechten wirtschaftlichen Verhältnissen im damaligen Frankreich. Das Volk wollten das Ständessystem zugunsten einer demokratischen Gesellschaftsform abschaffen. Es erhoffte sich dadurch mehr Rechte, also auch Mitspracherecht in politischen Entscheidungen. Das lag natürlich nicht im Interesse des Königs, der nichts von seiner Macht hergeben wollte. Als die Forderungen nach Reformen immer lauter wurden tat der König so, als ob er dem Volk mehr Rechte zu gestehen würde. Das war ein Trick. Denn gleichzeitig hatte er seine Truppen zu sich nach Paris gerufen, damit er seine Macht notfalls mit Waffengewalt verteidigen konnte. Die Menschen merkten, dass es dem König nicht um ihr Wohl ging, er wollte nur seine Macht und sein luxuriöses Leben erhalten. 

Der Zeitpunkt war gekommen: Das Volk liess sich nicht länger für dumm verkaufen. Es lehnte sich gegen Ludwig auf und stürmte das Staatsgefängnis, eben die Bastille. Obwohl am 17. Juli nur sieben Menschen inhaftiert waren, hatte dieser revolutionäre Akt weitreichende Folgen: Es brach ein Bürgerkrieg aus in dem auch der König ermordet wurde. Die Kämpfe breiteten sich bald auf ganz Europa aus. Erst viele Jahre später, 1815, kehrte wieder Frieden ein. Der Krieg hatte die europäische Gesellschaft entscheidend verändert: Anstelle der absoluten Herrschaft eines Könige entstanden nun freiheitlichere Staatsformen, die auch dem einfachen Volk mehr Rechte zusprachen.

23. April 2010

Franck Ribéry in der Venusfalle

Dumm gelaufen, Franck. Da lässt er sich angeblich eine junge Frau aus Paris nach München einfliegen und vergnügt sich dann mit ihr, die Quittung dafür erhält er nicht nur in Form seiner Kreditkartenabrechnung, sondern jetzt auch gross angerichtet in den Medien. Nun, man kann ja über Bordelle und Prostituirte denken was man will, eines ist klar: das Bedürfnis scheint da zu sein. Wie sonst liesse sich das "älteste Gewerbe" erklären, ein Gewerbe welchem weder Kriege noch Wirtschaftskrisen bislang je etwas anhaben konnte. Da verwundert es auch nicht, dass Fussballstars dann mal die Dienste einer solchen Dame in Anspruch nehmen. Sind ja schliesslich auch nur Menschen und wie wir wissen zu 100 Prozent heterosexuell - im Gegensatz zu den Pfaffen. 

Da hat sich der Ribéry nun also diese Zahia bestellt und mit ihr gegen viel Geld eine lustige Nacht verlebt. Angeblich. Denn so ganz genau weiss man das ja noch nicht, was genau passiert ist. Jedenfalls hat diese (zu) junge Frau in dieser Nacht - ebenfalls angeblich - gut verdient, ohne viel dafür tun zu müssen. Neben Ribéry haben ebenso noch andere Nati-Kicker (Gouvou, Benzema) die Dienste von Zahia beansprucht, auch für gutes Geld. In den französischen Medien ist die Rede von einem möglichen Gehalt von bis zu 30'000 Euro, welches Zahia pro Monat gemacht haben soll. Ja, pro Monat! Nun, also. Videos und Fotos geben Hinweise darauf, dass die junge Frau nicht wirklich ein Kind von Traurigkeit gewesen ist, bis anhin. Ebenso hat sie die Kohle gerne entgegegengenommen und sich so ein gutes Leben arrangiert. Es steht für mich zudem ausser Frage, dass Sex mit Minderjährigen absolut gar nicht geht. Nur, und jetzt kommt mein Einwand. Wenn sich ein Mann für Geld bei einer Agentur eine Prostituierte bestellt, kann er dann nicht davon ausgehen, dass die Bordellbesitzer ihm eine Frau schicken, die eben nicht minderjährig ist? Falls sich jemand in der Branche auskennt, darf er mich ruhig eines Besseren belehren. Aber ich meinte, dass in der heutigen Zeit die Prostitution soweit als Beruf anerkannt sein sollte, dass es auch AHV, Versicherungen und so weiter geben muss. Und nein, ich rede nicht von Zwangsprostitution, die gehört eh verboten. Aber wenn sich eine junge Frau freiwillig für dieses Business entscheidet, dann sollte sie auch alle Rechte und Pflichten einer "normalen" Arbeitnehmerin haben. 

Und da gehört es dann auch dazu, dass dieser Job im Schutzalter nicht ausgeübt wird. Es geht hier nicht darum den Ribéry oder den Gouvou in Schutz zu nehmen. Sie haben eine Dienstleistung beansprucht, welche es nun halt mal gibt. Ob gut oder schlecht, das liegt nicht an mir das zu beurteilen, wer es braucht, der soll das tun. Punkt. Aber ich werde den Verdacht einfach nicht los, dass an der ganzen Geschichte etwas faul ist. Geht es nicht vielleicht um verschmähte Liebe oder um Geld das nicht geflossen ist? Steckt vielleicht sogar Olympique Lyon - Halbfinalgegner der Bayern - dahinter? Oder warum taucht diese junge Frau aus heiterem Himmel in den Medien auf, ohne davon zu profitieren? Immerhin liegt die Geschichte ja schon einige Zeit zurück, inzwischen ist sie volljährig und in Frankreich zu einem kleinen Sternchen geworden... Ich meine, sie wurde ja nicht vergewaltigt, dann sähe die Sachlage dann wieder ganz anders aus, null Toleranz in meinen Augen. Aber Zahia hat ihren - scheinbar selbst gewählten - Job erledigt, dafür Geld kassiert und "gut". Tja, vielleicht werden wir ja irgendeinmal erfahren, was oder wer hinter dieser Geschichte steckt und warum das alles nun an die Medien gekommen ist. Den Hut zieh ich vor Ribérys Frau, Wahiba. Sie erträgt die Affäre, zumindest nach aussen, mit einer stoischen Ruhe.

8. März 2010

Von wegen Romantik, Paris macht krank!

Ich hatte in den letzten Tagen einen Auftrag, da musste ich was zum Thema Paris recherchieren. Dabei bin ich auf eine mehr oder minder lustige, aber auf jedenfall verblüffende, Story gestossen.  Als Marseillais hat man zu Paris ja grundsätzlich ein etwas gestörtes Verhältnis, aber dass Paris nun auch krank macht, das hat mich dann doch ein bisschen überrascht. Und für die Krankheit gibts sogar ganz offiziell einen Namen: das Paris Syndrom! Der  eben als "Paris-Syndrom" bezeichnete Kulturschock bringt pro Jahr hunderte Japaner ins Krankenhaus. 


Aufmerksam auf das Phänomen wurde ein japanische Psychiater, nachdem er vor einigen Jahren in Paris zu arbeiten begann. Jahr für Jahr entdeckte er Fälle von Landsleuten, die offenbar durch das Leben dort krank wurden. Dies beginnt regelmässig mit einem leichten Angstgefühl, das sich dann bis zu einer Art Verfolgungswahn steigert. Betroffene trauen sich nicht mehr auf die Strasse und schliessen sich in ihren Hotel-Zimmern oder Wohnungen ein. In Extremfällen besteht sogar Selbstmordgefahr. Über hundert Paris-Syndrome pro Jahr diagnostiziert zum Beispiel das Pariser Saint-Anne-Krankenhaus.

Bei der japanischen Botschaft in Paris werden jährlich  ebenfalls ein paar Dutzend gravierende Fälle registriert. In einem Viertel der Fälle muss die sofortige Rückkehr nach Japan veranlasst werden, um die Kranken zu heilen. In einigen Fällen kann die Genesung Monate dauern. Viele Japaner stellen sich das Pariser Leben als extrem aufregend und romantisch vor, Paris als Kunst-Hauptstadt, des strahlenden und glanzvollen Lebens. Die Realität ist dagegen nicht immer so einfach, vor allem wenn die Besucher kein Französisch sprechen. Was durch die Ignoranz der Pariser gegenüber Fremdsprachen durchaus gefördert wird, wer die Sprache nicht beherrscht steht schnell einmal im Offside. Dazu kommt viel Lärm, Hektik, Dreck und in den Banlieus häufig Zerstörung und Gewalt.

Betroffen sind vor allem junge Frauen. Beim Gang in Geschäfte und Restaurants sind sie ein Höchstmass an Freundlichkeit und Respekt gewohnt. Paris-Besucher erleben dagegen oft das Gegenteil: Gerade an touristischen Orten sind unfreundliche Kellner nicht selten, die Ausländer ohne Sprachkenntnisse ignorieren oder sichtbar ungeduldig warten, bis der fremdländische Gast seine Bestellung endlich zusammen hat. Es soll aber auch vorkommen, dass sich der Garcon über den Besucher aus Fernost und sein unverständliches Kauderwelsch auch noch lustig macht.

Doch allein aus dem Verhalten der Franzosen erklärt sich das Paris-Syndrom nicht. Der Schock hängt auch mit dem mitgebrachten Paris-Bild zusammen. Japanische Besucher glauben nur zu oft, dass sie in der Seine-Metropole die Romantik wiederfinden, die es in Filmen wie "Die fabelhafte Welt der Amélie" gibt. Hinzu kommt vorallem bei den Männern ein Bild Frankreichs auf sehr hohem Niveau rund um guten Wein, einer Feinschmecker-Küche, Cognac und Luxus-Boutiquen an der Champs Elysées. Die Kulisse stimmt zwar, die Menschen sind dann aber oft ganz anderes als erwartet.

Natürlich hat französische Tourismusverband das Problem erkannt und seine Mitglieder angewiesen, die rund 700'000 Paris-Besucher (pro Jahr!) speziell freundlich und zuvorkommend zu behandeln. Der Erfolg hält sich aber vorallem in den Touri-Fallen rund um Montmartre, Eiffelturm oder Pigalle im Rahmen. Darum hat auch die japanische Botschaft reagiert und einmal Erkrankten empfohlen, den Traum von Paris für immer zu begraben und nie wieder nach Frankreich zu kommen.

29. Januar 2010

Die Freitagmorgen-Fernwehplatte

Ja, liebe Kinder, früher hat man zu dem runden Dingens mit Musik drauf noch Platte gesagt. Heute in Zeiten von Mp3 ist dieser Ausdruck nicht nur beinahe unbekannt, sondern vorallem auch sinnlos. Denn schliesslich brauchts heute keine Holzkiste mehr mit ein paar schwarzen Vinylscheiben drin, sondern lediglich noch ein iPhone oder einen Laptop um seine Lieblingssongs jederzeit bei sich zu haben. Und so stellt man sich passend für den Anlass seine Songs auch gerne mal selber zusammen. Heute ist der letzte Freitag im Januar, bis Marseille gehts noch ein paar Wochen, draussen liegt Schnee und es ist kalt. Zeit für die Freitagmorgen-Fernwehplatte. Die wird mich heute in der Endlosschlaufe über den Tag retten... Wer sich Zeit nimmt für die Videos, es hat ein paar ganz besondere Schmankerl - inkl. Johnny Depp - mit dabei.

  1. Punition Kolektive - Marseille
  2. Patrick Bruel - J'te dis quand même
  3. Laura Pausini - Io canto
  4. El Matador - Génération Wesh Wesh
  5. Sarah Raini - Intouchable
  6. Laurent Voulzy - Derniers Baisers 
  7. Jean Jacques Goldman - Je marche seul
  8. Mory Kanté - Yeke Yeke 
  9. Desireless - Voyage Voyage
  10. Les Negresses Vertes - Zobi La Mouche
  11. Patrick Fiori - (Chez moi à) Marseille
  12. Jean Ferrat - Ma France 
  13. Mano Negra - Sidi H'Bibi 
  14. Stephan Eicher - Hemmige (live en Corse)
  15. Massilia Sound System - La Ville Est Malade
  16. Eduardo de Crescenzo - Ancora
  17. Eros Ramazzotti - Piu'che puoi
  18. Radiohead - Creep
  19. Charles Aznavour - Allez vai Marseille
  20. Serge Gainsbourg - Aux Armes 
  21. Noir Désir - A l'envers, à l'endroit

    19. November 2009

    Update: Du böser, böser Thierry!

    Herrlich, einfach nur herrlich! Die Fussballschweiz enerviert sich über das Handstor von Thierry Henry. Von sachlichen Diskussionen bis hin zu primitiven Beschimpfungen gibt es alles. Was hat eigentlich die Schweiz damit zu tun? In Deutschland zum Beispiel machen heute schon andre Themen wieder Schlagzeilen, das erste Spiel ohne Enke oder ein neuer Wettskandal im Zusammenhang mit Schiri Hoyzer. Lags daran, dass die Schweiz spielfrei war? Heute gibts jedenfalls bei 20 Minuten und Blick Umfragen, auch im Radio kann man seine Meinung kundtun und am Fernsehen wird das Tor am Abend noch einmal thematisiert. Von wegen Umfrage: eine kleine SMS-Umfrage unter Profifussballern hat ergeben, dass jeder von den Befragten genau so reagiert hätte wie Henry. Am Rande erwähnt, es ging nicht um den Finaleinzug im Grümpelturnier von Spreitenbach Süd - es ging um die WM-Teilnahme.

    Während in der Schweiz also seit gestern Abend die grosse Heuchlerei und Henry-Schelte läuft, haben die Iren ebenfalls ihren Schuldigen gefunden: den Schiedsrichter! Wie die Verantwortlichen heute in irischen und englischen Zeitungen sagen, sind sie auf Henry überhaupt nicht böse, er habe getan was ein Fussballer in der Situation tun musste. Fatal sei aber, dass sowohl der Referee als auch sein Assistent erst das Offside und dann das doppelte Handspiel nicht gesehen haben. Inzwischen probiert man in Irland über den Justizminister und den Verband an ein Wiederholungsspiel zu kommen, Trainer Trap spricht sich interessanterweise dagegen aus! Da es ein Tatsachenentscheid vom Schiri war, dürften die Chancen darauf eher klein sein.

    Thierry Henry selber hat sich inzwischen ebenfalls gemeldet. Anlässlich einer Pressekonferenz gab er sein Handspiel zu und ergänzte, dass er halt weitergespielt hätte als kein Pfiff vom Schiri kam. Und er selber sei Stürmer und nicht der Schiedsrichter. Mehr kann der gute Mann beim besten Willen auch nicht mehr machen. Aber eben, Hauptsache ist doch dass die Öffentlichkeit wieder jemanden gefunden hat, auf den sie zeigen kann. Der wars! Ob es beim Qualispiel in Bosnien UNO-Blauhelme zum Schutz gebraucht hat, ob es bei der Partie zwischen Algerien und Ägypten mehrere Spieler durch Chaoten verletzt wurden, ob mit Israel ein kriegführendes Land an der Quali teilgenommen hat oder ob es in Serbien im Zusammenhang mit den Fussballspielen sogar Tote gegeben hat, das kümmert niemanden. Und da hat auch niemand einen Ausschluss dieser Teams gefordert. Dazu bedarf es eines Handspiels von einem Spieler, der bis gestern Abend kurz vor Mitternacht als äusserst fairer Sportsmann bekannt und beliebt war... Verrückte Welt!

    16. November 2009

    WeRüBli - Weekend Rückblick

    Und schon haben wir wieder Montagmorgen. Guten Tag allerseits. Weekends an denen so einiges läuft haben den unangenehmen Beigeschmack dass sie selber vorbei sind als einem lieb ist. So ein Wochenende liegt gerade hinter mir. So hab ich am Freitagabend erst ein gemütliches Feierabendbier genossen, danach gabs lecker Moules/Frites und anschliessend gings ins Kino. Den aktuellen Schweiger-Film "Männerherzen" haben wir uns angeschaut und ich muss sagen: guter Streifen! Klar, keine hochstehende Kinokunst - aber das hab ich von dem Film ja auch gar nicht erwartet. Leichte Unterhaltung mit leichtem Tiefgang. Besonders viel Spass haben mir natürlich meine Lieblinge Christian Ulmen und Jana Pallaske in ihren Rollen gemacht. Ebenfalls toll fand ich Wotan Wilke Möhrig als bemittleidenswerter U-Bahnlokführer. Unterm Strich hat der Film Lust auf mehr gemacht und in gut 3 Wochen gibts ja mit ZweiOhrKüken bereits mehr aus dem Hause Schweiger - inklusive Emma Tiger Schweiger und der einzigartigen Nora Tschirner! Da kommt Freude auf...

    Am Samstag gabs mal wieder eines dieser unerwarteten Gespräche, die nur in einer Kleinstadt wie Aarau möglich sind. Ganz unter dem Motto "die Welt ist ein Dorf" hat mir ein älterer Mann seine Lebensgeschichte erzählt und sie war traurig. Frau eben erst verstorben, Sohn komplett abgestürzt, Job am seidenen Faden weil er seit dem Tod der Frau häufig mal neben den Schuhen steht... Kurz darauf dann südländische Lebensfreude, sprich Kontrastprogramm. Unter zahlreichen Spaniern und Portugiesen gabs sehr guten Rotwein, Paella, Tapas, Crema Catalan und so weiter. Der Spanierclub in Aarau ist auch im Herbst 2009 einer der kulinarischen Geheimtipps der Kantonshauptstadt. Und als ob wir am Schluss noch nicht genug gehabt hätten, lud der Wirt unsere Festgesellschaft an der Bar noch auf einen Drink ein. Während dem Essen lief in der Flimmerkiste natürlich das Barragespiel der Portugiesen. Ich liess mich übers iPhone über den Spielstand der Franzosen gegen die Iren informieren. Wie man es nicht machen soll, hatten ja die Schweizer bereits am frühen Abend vorgemacht. Nun, die Schlussphase von les Bleus haben wir dann im benachbarten Pub noch gesehen. Und es kam wie es kommen musste, Monsieur Fischer war der einzige Franzosen-Fan in dieser Kneipe und "peng" un à zero pour nous! Egal, mir wars ums Feiern und die Stinkefinger in meine Richtung konnte ich mit einem süffisanten Lächeln locker kontern...

    Den Abschluss des Weekends bildet traditionell der Sonntag, welcher bei mir regelmässig mit Ausschlafen eingeläutet wird. A propos läuten... müssen diese ollen Kirchenglocken eigentlich wirklich an jedem Wochenende zur Morgenstund x-mal Lärm machen? Bei offnem Schlafzimmerfenster kann das auf Dauer echt nerven. Nun gut, gestern hab ich noch kurz in die Trauerfeier von Robert Enke reingezappt - live aus der AWD-Arena in Hannover. Ich weiss nicht ob ich das gut finden soll, mir hat jedenfalls die Witwe brutal leid getan. All die Kameras, die vielen Leute, die nett gemeinten Worte... war vermutlich langsam aber sicher etwas viel für die Frau. Ich hab dann jedenfalls wieder weggeschaltet. Man sollte die Angehörigen vielleicht jetzt einfach mal in Ruhe trauern lassen und die Sachen mitnehmen, die uns Enke mit seinem Tod mit auf den Weg gegeben hat. Am Abend gab es dann wieder Fussball und einmal mehr hat das Leben gezeigt, wie nahe Freud und Leid sein können. Die Schweiz ist Weltmeister! Unsere U17-Nati hat den ersten Fussball-Weltmeistertitel in die Eidgenossenschaft geholt. Dazu: Herzliche Gratulation! Besonders toll find ich dabei, dass eine Multikulti-Truppe - Siegtorschütze Haris Seferovic - mit dem Schweizer Kreuz auf der Brust diesen Titel in Nigeria geholt hat. Wäre schön, wenn genau diese Kids eben genau dieses Kreuz auch in ein paar Jahren in der A-Nati noch stolz auf der Brust tragen würde! PS: In Sachen Weltmeisterschaft feiern, müssen wir Schweizer eventuell noch etwas üben. Es war sehr ruhig in der Stadt und die Polizei hat die sehr wenigen hupenden Fans angehalten, doch bitte keinen Lärm zu machen.

    In diesem Sinne, allen einen guten Start in die neue Woche. Möglichst stressfrei, was 5 Wochen vor Weihnachten für viele Zeitgenossen leider ja schon fast nicht mehr möglich ist. Entsprechend freue ich mich auf etwas Wellness Ende und französischen WM-Jubel Mitte Woche.

    12. November 2009

    Jessica Schwarz ist nicht Romy Schneider

    Gestern Abend war es soweit, die ARD hat ihren Spielfilm "Romy" einer breiten Öffentlichkeit gezeigt, bis dahin hatten ihn ja nur eine Handvoll Promis anlässlich der Premiere in einem deutschen Kino gesehen. Entsprechend gross war dann natürlich auch die Vorfreude auf den Film, schliesslich gab es im Vorfeld sehr viel über Jessica Schwarz und Romy Schneider zu lesen. Ich persönlich mag beide Frauen als Schauspielerinnen sehr, Jessica Schwarz blieb mir besonders in "Kammerflimmern" und "Verschwende deine Jugend" in guter Erinnerung. Die guten Filme von La Schneider hier aufzuzählen erübrigt sich vermutlich. Im Gegensatz zu vielen Menschen mag ich allerdings ihre Sissi-Streifen überhaupt nicht, umso mehr dafür dann die Filme die sie später in Frankreich mit Alain Delon, Philippe Noiret oder Jacques Dutronc gedreht hat. In der vermutlich intensivsten Zeit ihres viel zu kurzen Lebens.

    Womit wir dann wieder beim Film von gestern Abend wären. Es war ja kein eigentlicher Spielfilm, vielmehr ein Biopic. Also eine Mischung aus Biografie und Spielfilm. Entsprechend gab es im Film immer wieder Rückblenden und Ausschnitte aus privaten Super8-Streifen. Wobei genau diese leider ebenfalls nachgedreht waren und so ein Stück Authentizität verloren ging. Meiner Meinung nach war für den Film einerseits viel Ausdauer gefragt und - sofern man sich wirklich für das Leben von Romy Schneider interessiert hat - ein gewisses Grundwissen. Immer wieder wurden Zeitsprünge gemacht, viele Abschnitte von Romys Leben ausgelassen und gewisse Menschen aus ihrem Leben nur schemenhaft dargestellt. Fazit: ich fand den Film leider nicht besonders gelungen. Vielleicht auch aus dem Grund, weil ich einfach mehr davon erwartet habe. Bei Jessica Schwarz kam es mir vor, als hätte man sie an eine Leine gelegt und es ihr untersagt, ihr gesamtes Potential abzurufen. Im Dienste der Darstellung der wahren Romy Schneider. Wobei eben diese Frau dann in der anschliessenden Doku - mit realen Bildern - ganz anders darstgestellt wurde als noch im Film zuvor. Divenhafter, erfüllt von Traurigkeit und Frustration, auf der Suche nach Glück, lustvoll... Ja halt ausgefüllt mit Gegensätzen. Und genau diese Gegensätze - unter anderem auch die starke Depression von Romy Schneider - haben mir gefehlt.

    Man sah sie zwar immer mal wieder mit einem Glas Rotwein und einer Tablette in der Hand. Als dann aber ihr Mann Harry vor dem Anwalt das Sorgerecht für den Sohn verlangte, mit der Begründung Romy habe ein Alkoholproblem war man als Zuschauer doch ziemlich verdutzt. Denn so wirklich haben sich die Macher des Films nicht getraut die dunkle Seite der La Schneider zu zeigen. Aber vielleicht war es auch einfach gar nicht möglich ein so intensives Leben einer speziellen Frau in nicht einmal 2 Stunden abzuhandeln. Schade drum, die wunderschöne Romy Schneider hätte mehr verdient gehabt!

    13. Oktober 2009

    Ich bin drin, wieder drin.

    Schon schlimm wie abhängig man von diesem blöden Internet ist. Der Blog will gepflegt werden, Kontakte auf Facebook aufgefrischt, private und geschäftliche Mails sollte man umgehend beantworten. Und peng, da findet das Modem es hat keine Lust mehr und auf einmal geht gar nix mehr. Natürlich gerade dann, wenn der Körper ab Samstag findet, er müsse Alex Frei und Co. nachmachen und ein bisschen Fieber, Frösteln und Bauchschmerzen anbieten. Okay, man liegt dann also zu Hause und geniesst die Länderspiele alleine. Was grundsätzlich mal langweilig ist. Daneben noch ein bisschen Stockcar Crash Challenge mit Stefan Raab und denkt sich immer, wie lustig es wäre - wenn man schon zu Hause vor der Flimmerkiste sitzen muss - wenn man nebenher noch ein bisschen chatten oder twittern könnte. Gut, es gibt das iPhone aber auf Dauer wird das Schreiben darauf auch mühsam ohne ohne Wlan erst noch teuer. Okay, seit gestern Abend läuft nun also wieder alles und darum gibts heute Dienstag nen rückblickenden Weekend-Rundumschlag. Und ja, inzwischen ist sogar Heidi Klum wieder Mutter geworden, das Mädchen heisst Lou Sulola Samuel - an diesem Namen ist aber nicht einmal mein Internetunterbruch schuld.

    Fangen wir an mit dem modischen Muss für die Frau von Welt in diesem Herbst. Zumindest lässt sich das erahnen wenn man eben ein Weekend lang TV und Illustrierte geschaut hat: die Overknee-Stiefel. Beim Raab seiner Stockcar-Show hatte nicht nur die Moderatorin Charlotte Engelhardt solche Dinger an, nein auch die Boxenluder (Raab hat sie so genannt!) konnten ohne diese Stiefel scheinbar nicht sein. Dann gabs auf irgendeinem Dritten ne Talkshow wo eine Schriftstellerin mit Overknee-Stiefeln in der Runde sass. In einer Illustrierten erblickte ich gleich drei US-Schauspielerinnen in schwarzem Leder, Rihanna watschelte damit am Wochenende durch Berlin und sowohl Lady Gaga als auch Madonna trugen die Stiefel über dem Knie. Erstmal so richtig aufgefallen sind mir die Dinger zwar schon eine Woche früher, als Veronika "Gutmensch-Vroni" Ferres in der äusserst familienfreundlichen Sendung "Wetten dass..." mit glänzenden Overknees auf Gottschalks Sofa sass. In der Bildzeitung war dann ein Kommentar zu lesen in welchem der Ausdruck "Nuttenstiefel" vorkam. Raab konnte sich den Satz nicht verkneifen dass "man solche Stiefel sonst eigentlich nur ein paar Meter hinter der techischen Grenze für ein paar Euros" zu sehen bekäme. Okay, ich find diese Dinger durchaus sexy, nur meine Frage an die Damenwelt: sind sie in der Öffentlichkeit auch wirklich tragbar?

    Vom sexy Stiefel zum Fussballstiefel. Da hat die Schweiz Luxemburg standesgemäss besiegt, bei all den Fotos aus Luxemburg die ich im Facebook von besoffenen/k0tzenden/prügelnden Nati-Fans gesehen habe muss man sich die Frage stellen, ob sich in den nächsten Monaten überhaupt mal wieder ein Schweizer ins kleine Land wagen darf. Es sind hoffentlich Ausnahmen gewesen - davon gehe ich sogar aus! Aber eben ich muss auch sagen, es hat schon super ausgesehen dieses Heimspiel im Ausland. Die Franzosen haben es in ihrer Gruppe leider schon viel früher verkackt, Serbien hat sich direkt für die WM qualifiziert während les Bleus jetzt über die Barrage gehen müssen. Und die Gegner da sind auch nicht gerade leichter als die Österreicher oder die Färöer-Inseln. Ich drücke der Grande Nation weiterhin die Daumen! Am Mittwoch gehts jetzt aber erst einmal ins Basler Joggeli, ich hab aufs richtige Spiel spekuliert und freue mich auf eine spannende Partie. Es soll ja total kalt werden am Mittwochabend, entsprechend sollte man einen Schal anziehen - mein schwarzweisses Palästinensertuch ist für diesen Anlass gerade zu ideal! Das Zugsbillet hab ich übrigens erstmals übers iPhone gekauft, geht total einfach mit der App der SBB... mehr dazu und zu weiteren neuen Applikationen gibts im Laufe der Woche hier im Blog.

    Abschliessend noch ein kurzer Kommentar zum Konzert von Fiji am Freitagabend im Kiff Aarau. Es war grossartig! Von mir aus hätten die Drei noch stundenlang weiterspielen und die Mediengruppe Telekommander ruhig noch etwas Pause machen können. Aber eben, es war so wie es war und es war ein Erlebnis... was für ein Satz. Die Sängerin war wieder etwas breit, aber das musste so sein. Kein Wunder, sie hat während dem Konzert doch mal schnell ne Flasche Wein geleert. Aber eben, ich geh an ein Konzert um unterhalten zu werden und wow, es war Unterhaltung pur! Darum hier als Erinnerung noch ein paar Fotos vom Freitagabend.

    10. Oktober 2009

    Der Song zum Wochenende

    Oite einmal wiidär ötwas ous Fronkreiiisch... Vive la France! Ich bin vermutlich noch ein bisschen angefixt vom gestrigen Konzert im KiFF von Fiji. Okay, wirklich viele Songs in französischer Sprache sind auf der neuen Platte von Schweizer Trio ja leider nicht mehr drauf, aber live gabs dann doch ein paar Pralinen. Hach und die Sängerin Simone ist immer noch so verboten sexy und durchgeknallt wenn sie auf der Bühne ihre Show abzieht. Aber eben, das ist ja heute gar nicht das Thema. Nein, wir verreisen nach Marseille. Die junge Sarah Riani war hier im Blog schon einmal ein Thema und heute ist sie es erneut - denn ihr Song den sie zusammen mit El Matador aufgenommen hat ist mein Song zum Wochenende: "S'il ne me restait" heisst er und kommt mit einem tollen, langen Video daher.



    Und wenn wir schon dabei sind, heute Abend heisst es: Allez les Bleus & Hopp Schwiiz!! Ich drücke gleich doppelt meine Daumen für euch.

    30. September 2009

    Freud und Leid sind gute Freunde

    Da hab ich nach dem langen Tag gestern auf Chillen geschaltet und mich dabei vom Fussball berieseln lassen. Okay, so wirklich gesehen hab ich kein Spiel und entsprechend kenn ich nicht mal die genauen Resultate. Die guten Spiele gibts ja eh erst heute Abend. Zur Hauptsache stand ich am Grill und hab dem vermutlich letzten Hühnchen der Outdoor-Saison 09 beim Garen zugeschaut. Natürlich ging mitten drin dann das Gas aus und das Huhn musste die restliche Zeit im Backofen verbringen. Geschmeckt hat es aber sowieso. Dann haben wir uns noch die neuesten Fotos von unserem kleinen Hund angeschaut, der inzwischen stolze 11 Tage alt ist. Ach ja, nen Namen hat er nun auch: Capo! Und schliesslich hab ich im Tagi noch eine Liste mit lustigen Filmplakaten gesehen, die es so nie gegeben hat. Aber durchaus Sinn gemacht hätten... eine kleine Auswahl gibts ganz am Schluss vom Text.

    Tja und unter soviel angenehme Geschichten hat sich dann erst die Meldung gemischt, dass ein französischer Fussballfan in Serbien zu Tode geprügelt wurde. Ich hab gestern darüber berichtet. Und am Abend erreichte mich dann die Nachricht dass Anthony Tone Moriah gestorben sei. Er war DIE Stimme in den DJ Bobo Songs, neben Bobo selber und seiner Frau natürlich. Aber seien wir ehrlich, er hatte mit Abstand die beste Stimme des Bobo-Teams und wer in seinem Leben schon einmal einen Bobo-Song gehört oder auf einem Konzert des Köllikers war der weiss wer Tone war... eben, war! Ich hatte zu Radiozeiten zweimal die Möglichkeit den Tone zu treffen, bei seinem Soloversuch hab ich ihn als Ansager auf der Bühne unterstützt. Ist alles schon ne Weile her, aber trotzdem trifft es einem dann. Der Mann war gerade mal 2 Jahre älter als ich.

    Aber eben, Lebbe geht weiter. So hatte es vor Jahre mal der legendäre Fussballtrainer Dragoslav Stepanovic gesagt und er hatte recht. Und wie es weitergeht... In diesem Jahr folgt in den Medien eine "grosse" Meldung nach der anderen. Mir scheint, also komme man da zwischendurch gar nicht mehr nach und dann stellt man die Ohren halt mal für ne Weile auf Durchzug. Es gehen Menschen für immer, es kommen neue Menschen oder Lebewesen dazu, Skandale, Geiseln, Krankheiten, Entlassungen, Verhaftungen, Erfolge, Flops, Neuheiten.... bunt gemischt. Und das ist doch irgendwie auch gut so. Immerhin fördern all diese Ereignisse die Kommunikation unter den Menschen. Oder wer hätte vor einiger Zeit schon daran gedacht, sich im Ausgang übers Händewaschen zu unterhalten oder sich beim Besuch des Oktoberfests über Terroranschläge Gedanken machen zu müssen oder öffentlich das Sexualleben eines Filmregisseurs zu diskutieren. Eben. Und so schliesst sich auch der Kreis in diesem Blogpost zum Ende hin wieder und es gibt die versprochenen Filmplakate - die garantiert zum Schmunzeln anregen.






    Fotos: 1000worth

    29. September 2009

    Fussball-Randale: Franzose verstorben!

    Gut zwei Wochen nach den Krawallen beim Europa-League-Spiel zwischen Partizan Belgrad und dem französischen Fussball-Erstligisten FC Toulouse ist ein Gäste-Fan seinen schweren Verletzungen in einem Krankenhaus der serbischen Hauptstadt erlegen. Den Tod des 28 Jahre alten Brice Tanton bestätigte ein Sprecher der Klinik der französischen Nachrichtenagentur „afp“. Tanton hatte nach den Ausschreitungen aufgrund seiner Kopf- und Brustverletzungen zunächst wiederbelebt werden müssen und befand sich seit seiner Einlieferung ins Spital in einem kritischen Zustand. Die Ausschreitungen vor Toulouses 3:2-Sieg waren in einer Bar der Belgrader Innenstadt ausgebrochen. 30 serbische Hooligans waren in die Gaststätte gestürmt, wo sich rund halb so viele Franzosen auf die Begegnung eingestimmt hatten...

    Irgendwie fehlen mir da die Worte, welche den tragischen Vorfall weiter kommentieren. Fakt ist, meine Lust auf Fussball im Stadion wird durch solche Taten von Chaoten bestimmt nicht gefördert. RIP Brice!